Gemeinderat,
19. Sitzung vom 26.09.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 7 von 70
muss auch für das Lückenschlussprogramm an sich hergenommen
werden können. (GR Günter Kenesei: Was
ist ein Luxusradweg!)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke. - Die dritte Zusatzfrage: Herr GR Mag
Gerstl, bitte.
GR Mag Wolfgang Gerstl
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Werter Herr Stadtrat!
Mein
Vorredner hat die Verkehrsstudie Snizek, die vor kurzem veröffentlicht worden
ist, angesprochen. Wie heißt es so schön bei Studien? - Sie sind immer nur für
den richtig, der sie erstellt hat. Ich mache Ihnen auch keinen Vorwurf, weil
ich nicht erwarten kann, dass Sie selbst nachschauen konnten, aber es wird hier
ein Zählzeitraum verglichen, wo eine regelmäßige Messung vorgenommen worden
ist, mit einem Stichtag, nämlich dem 23. Mai 2000, wo am Messeplatz in
sieben Stunden 212 Radfahrer gezählt worden sind und das wurde danach mit
einer regelmäßigen Zählung im Jahr 2001 beziehungsweise 2002 mit 1 131
Radfahrern, verglichen, woraus sich diese 433 Prozent Steigerung ergibt.
Ich habe mir nun die Mühe gemacht, diesen Werktag herauszusuchen, den
23. Mai 2000, wie da das Wetter war.
Und
hier heißt es vom meteorologischen Dienst: "Unter Tiefdruckeinfluss erlebt
Österreich nach dem Ende der geradezu sommerlichen Wochen zwei sehr kühle Tage
mit in West- und Südösterreich ergiebigen Niederschlägen". (GR Mag Christoph
Chorherr: Wien liegt aber nicht im Westen oder Südwesten, Geografie lernen!)
Ein Temperatursturz lässt uns am 20. bei Höchstwerten von nur 6 bis
16 Grad frösteln.
Also,
es war ein ausgesprochen schlechtes Wetter und daher auch die entsprechende
Steigerung. Also, Sie können auch nicht einen einzelnen Tag mit regelmäßigen Messungen
vergleichen, aber kommen wir nun zur Frage. Sie haben bei diesem Projekt hier
viele Standorte verwendet, die sich auf öffentlichem Raum befinden. Ausgenommen
im 4. Bezirk, da war es so, dass kein öffentlicher Raum, der für Parkraumbenützung
nämlich vorgesehen ist, dafür verwendet worden ist. Insgesamt haben Sie damit
rund 150 Parkplätze vernichtet (GR Günter Kenesei: Zu wenig!) und die
Gebühren, die die Leute für die Parkraumbenützung zahlen, entrichten sie
umsonst, weil sie ihren Parkraum nicht nützen können.
Sehen
Sie nun in der Zukunft die Möglichkeit, dass Sie diese Abstellplätze für die Räder
so legen, dass nicht der Autoverkehr oder der ruhende Verkehr beeinträchtigt werden
und dass Sie das so wie im 4. Bezirk auch in allen anderen Bezirken machen?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte um Beantwortung.
Amtsf StR Dipl Ing Rudolf Schicker: Herr Gemeinderat!
Ein paar Worte zu Ihrem meteorologischen Bericht. Sie
haben selber erwähnt, dass der Stichtag der 23. Mai war. Sie haben dann
erwähnt, dass am 20. Mai ein schlechtes Wetter war. Möglicherweise haben
Sie das falsche Blatt hervorgezogen oder sich im Datum geirrt. Jedenfalls war
offensichtlich am 20. Mai Schlechtwetter, am 23. Mai möglicherweise
wieder besser.
Mir ist das auch eigentlich egal, denn eines muss ich
schon sagen: Für diese Zählung damals kann ich mich nicht verantwortlich
fühlen. Seit ich Stadtrat bin für diesen Geschäftsbereich haben wir eine neue
Form der Zählung eingeführt, eine elektronische, die automatisch zählt und uns
daher wesentlich genauere Daten zur Verfügung stellt und uns eine Zeitreihe
herstellen lässt, wie das früher nicht der Fall war. Und hier herrscht nun
Gleichstand mit dem motorisierten Individualverkehr, wo solche Zählungen schon
lange verwendet werden.
Also ein Punkt, um klarzustellen: Was im Klimaschutzprogramm
drinnen steht, was im Verkehrskonzept drinnen steht, sind wir dabei umzusetzen
und nicht halbherzig nur einmal an einem Stichtag zu zählen, wie das früher
leider der Fall war.
Wenn Sie sozusagen auch den 4. Bezirk erwähnen.
Nun ja, es ist ein offenes Geheimnis, dass es im 4. Bezirk einen
Bezirksvorsteher-Stellvertreter Ihrer Partei gibt, der sich mit Händen und
Füßen gegen alles wehrt, was Radverkehr ist. Und wenn er in der Argentinierstraße
einen Radweg vorfindet, dann versucht er mit aller Macht, einen der
wesentlichsten Radwege, den es in Wien gibt, eine Querverbindung vom
10. Bezirk in die Innere Stadt, zu vernichten, wie wir das in der vergangenen
Periode von ihm erleben konnten, wo er den Argentinierstraßen-Radweg mit allen
Mitteln bekämpft hat, bis dorthin, dass dann von meinem Vorgänger eine Stadtratentscheidung
getroffen werden musste, dass überhaupt der Radweg erhalten werden konnte, weil
der Herr Bezirksvorsteher-Stellvertreter sich durch einen Radweg belästigt
fühlte.
Glücklicherweise haben wir die Möglichkeit, hier noch
Stadtratentscheidungen dazu zu treffen, denn mit dieser Radverkehrspolitik, wie
es der 4. Bezirk macht, kann man nur Schiffbruch erleiden. Und es ist nicht
von ungefähr, dass im 4. Bezirk die Zunahme der Autos, des Autobesitzes
der Bewohner in den vergangenen acht Jahren um 14 Prozent gestiegen ist,
obwohl die Einwohnerzahl deutlich zurückgegangen ist.
Das hängt auch damit zusammen, welche Verkehrspolitik
eine Bezirksvertretung im dezentralisierten Bereich macht und die ist
offensichtlich im 4. Bezirk davon dominiert, Auto ist alles und der
andere, der öffentliche Verkehr und der Radverkehr ist nichts.
Ein zweiter Punkt dazu: Wir haben möglicherweise -
ich habe das nicht nachgezählt - 150 Stellplätze dafür benutzt,
Radverkehrsanlagen aufzustellen, im ganzen inneren Bereich dieser Stadt, in den
Bezirken, wo die Viennabikes verwendet, entlehnt und abgestellt werden können.
Sie wissen aber auch, dass wir damit 1 500 Viennabikes
auf die Straße gebracht haben. Also, wir haben das Zehnfache von dem, was an
Stellplätzen vernichtet worden ist, dafür verwendet, einem umweltfreundlichen
Stadtverkehr zum Durchbruch zu verhelfen. Zu dem stehe ich und Sie wissen
genau, das ist auch angekündigt, dass wir die Standplätze permanent beobachten
und dass es auch zu Veränderungen in der Anzahl und in der Lage der Standplätze
während der Winterpause
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