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Gemeinderat, 19. Sitzung vom 26.09.2002, Wörtliches Protokoll  -  Seite 28 von 70

 

hofs die Direktion unter diesen Voraussetzungen auch angetreten hat. Das hat sich sehr, sehr schnell herausgestellt, dass das nicht möglich ist.

 

Sodann wurde das Theater ausgeschrieben. Wir kennen mittlerweile auch die Ausschreibungspraxis im Kulturamt. Die ist gelinde gesagt mehr oder weniger geschickt. Wir haben das heute schon diskutiert. Und so wurde Herr Welunschek ein weiteres Mal Direktor des Rabenhoftheaters, und Sie können sich erinnern, das war nicht ganz unproblematisch, wie das abgelaufen ist.

 

Darüber hinaus ist es so, dass wir hier im Gemeinderat bereits zum vielten Male damit konfrontiert sind, dass der Rabenhof Geld bekommt. Wir haben noch vor dem Sommer einen Dreijahresvertrag für den Rabenhof beschlossen, ohne die Stimmen der Opposition, und jetzt haben wir wieder einen Antrag hier liegen, denn - und auch das verwundert im Grunde nicht - dieses Geld reicht nun mal nicht aus. Tatsache ist, ein Theater von dieser Größe mit einem durchaus ambitionierten Anspruch ist nun mal nicht um das wenige Geld zu führen.

 

Was mich aber besonders beunruhigt an dieser Vorgehensweise, ist, dass es hier völlig unklare Kriterien dafür gibt, wer denn nun in welcher Form wann so ein Geld bekommt, und dass es auch offenbar nicht möglich ist, hier eine endgültige sinnvolle Entscheidung zu treffen, die Sicherheit schafft, die Sicherheit nämlich auch für die Theaterschaffenden schafft, denn der Zustand, der sich daraus ergibt, ist unhaltbar, ist unhaltbar für die, die im Rabenhof arbeiten, und er ist unhaltbar für die Menschen, die in dieser Stadt, in der freien Szene Theater machen. Denn es ist nicht mehr nachvollziehbar, warum das Theater im Rabenhof jetzt wieder Geld bekommt und warum andere Theaterschaffende in dieser Stadt diese Vergünstigungen nicht bekommen.

 

Das Ganze ist also eine höchst verunglückte Angelegenheit und mir nicht nachvollziehbar, wie es sich nun vollzieht. Man hört das Gerücht, dass der Dreijahresvertrag, den wir beschlossen haben, noch nicht einmal unterzeichnet wurde, also sprich gar nicht rechtskräftig ist. Ehrlich gesagt, ich kenne mich nicht mehr aus, und ich verstehe auch nicht mehr, warum es scheinbar nicht möglich ist, hier ein für alle Mal eine Lösung zu finden, und zwar eine, die nicht den Geruch des Parteipolitischen hat, eine, die Fairheit sicherstellt und die uns nicht ständig hier mit dieser Frage beschäftigt und damit auch ganz zu Recht die Theaterschaffenden in dieser Stadt in hohem Maße verärgert. (Beifall bei den GRÜNEN sowie des StR Dr Peter Marboe und des GR Dr Andreas Salcher.)

 

Sehr geehrte Damen und Herren! Mir fällt hier nur ein einziges Wort ein für die Vorgehensweise in Bezug auf den Rabenhof und das ist "unprofessionell". Es ist schlicht unprofessionell, so mit öffentlichen Geldern umzugehen, so mit den Theatermacherinnen und Theatermachern in dieser Stadt umzugehen, und es ist schlicht auch nicht nachvollziehbar und nicht gerecht.

 

Aus diesem Grund werden wir auch den von der ÖVP eingebrachten Antrag unterstützen, der da lautet, dass ein gleich hoher Betrag wie der, den wir jetzt für den Rabenhof beschließen werden, auch für andere Theatermacherinnen und Theatermacher in dieser Stadt zur Verfügung gestellt wird. Denn tatsächlich ist es ja so, dass wir ganz allgemein in der Stadt derzeit eine Verwaltung von Knappheit im Theaterbereich feststellen müssen. Das ist natürlich nichts Neues und im Kulturbereich leider fast immer der Fall, auch wenn ich hoffe, dass sich der Herr Finanzstadtrat heute in seiner Rolle als Kulturstadtrat gut gefühlt hat und daher vielleicht im nächsten Jahr einer Erhöhung des Kulturbudgets wieder zustimmen wird.

 

Nichtsdestotrotz, Tatsache ist, derzeit haben wir es mit einer sehr schwierigen Situation zu tun. Viele junge Gruppen, viele Menschen, die interessantes Theater machen, können keine Gelder bekommen, und wenn Sie sich die Tagesordnung für den nächsten Kulturausschuss anschauen, dann werden Sie sehen, dass vieles, was an die freie Szene an Geldern vergeben wird, wirklich nur als die letzten Krümel zu bezeichnen ist, und eigentlich kann Wien damit kaum seinem Ruf als Theaterstadt wirklich gerecht werden.

 

Wir sagen also, diese Situation muss ein für alle Mal und raschest geklärt werden, und unter den Bedingungen, die wir derzeit vorfinden, können wir leider auch der Subvention nicht zustimmen. Denn Tatsache ist, die Vorgehensweise ist nicht nachvollziehbar, sie wird in hohem Maße von vielen anderen Theaterschaffenden in dieser Stadt zu Recht, glaube ich, als nicht gerecht empfunden. Und im Übrigen meine ich, dass es dringend notwendig ist, sich ganz grundsätzlich einer Reform der Theaterszene in dieser Stadt sozusagen zu widmen.

 

Was, glaube ich, in dieser Frage wirklich zu klären sein wird, ist, in welcher Form der Stadtrat vorhat, den Rabenhof in Zukunft zu unterstützen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir auf der Basis der derzeit vorliegenden Anträge nicht in diesem Jahr noch einen weiteren Antrag auf Subvention vorliegen haben werden, denn Tatsache ist, und das scheinen mir keine völlig unrealistischen Summen zu sein, dass man für den Betrieb dieses Theaters nun mal sehr, sehr viel mehr Geld braucht, als auch jetzt zugestanden wird.

 

Ich glaube, es ist wirklich dringend notwendig, hier entweder ein klares Bekenntnis abzulegen oder zu sagen, nein, wir wollen es nicht. Aber dieses ständige Hin und Her ist, glaube ich, ein unhaltbarer Zustand und, wie gesagt, grundsätzlich einfach auch unprofessionell.

 

Ich frage mich, wenn die SPÖ uns des Öfteren sagt, Wien macht es besser: Warum kann das dann nicht auch der Kulturstadtrat tun? - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN sowie des StR Dr Peter Marboe und des GR Dr Andreas Salcher.)

 

Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Dr Salcher. Ich erteile es ihm.

 

GR Dr Andreas Salcher (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Ja, wir haben jetzt das Problem, dass die ausgemachte Theaterdebatte schon von der Aktuellen Stunde ein bisschen vorweggenommen wurde, die sich eindeutig

 

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