Gemeinderat,
19. Sitzung vom 26.09.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 29 von 70
auf Kosten der Kultur profiliert hat. Aber wir haben ja auch
niemanden wie den Prof Kopietz, der hier entsprechende theatralische Elemente
hereinbringt, und der Nestroy-Preis für dieses Jahr ist ja leider schon vergeben.
Aber auch der Kollege Serles hat mir gefallen, weil der hat einen neuen Begriff
geprägt, die GröWaZ, die größte Wählerrückholaktion aller Zeiten, und das legt
natürlich die Latte für die Kulturdiskussion sehr hoch und es ist die Frage, ob
wir hier mithalten können. Aber wir werden das zumindest versuchen. Der
Rabenhof ist ja wirklich ein gutes Beispiel dafür.
Zuerst einmal: Der Herr Kulturstadtrat behauptet immer
steif und fest, dass sozusagen der Vorwurf der Parteipolitik hier völlig aus
der Luft gegriffen ist. Das Interessante ist: Der Vorwurf der parteipolitischen
Vergabe ist ja gar nicht so sehr von der Opposition gekommen, sondern den hat
zum Beispiel der Direktor der Josefstadt erhoben, der Helmut Lohner, der unserer
Partei bei Gott nicht nahe steht, aber einer der führenden Schauspieler des
Landes ist, indem er klipp und klar gesagt hat - und er hat es öffentlich
gesagt, nachlesbar im "News" -, dass es in den damaligen
Verhandlungen der Josefstadt mit anderen Interessenten die ganz klare Ansage
seitens der Stadt gegeben hat, dass dieses Theater an den Herrn Welunschek zu
gehen hat.
Die Josefstadt hat auch schriftlich angeboten, den
Rabenhof selbst weiterzuführen, und zwar mit 6,4 Millionen S, also
deutlich weniger, als der Rabenhof tatsächlich kosten wird, fast die Hälfte dessen,
was dann das Budget sein wird.
Und das muss man auch sagen, was die künstlerische
Qualität des Rabenhofs betrifft. Ich möchte jetzt nicht die jetzige
künstlerische Qualität werten, aber damals war der Rabenhof sicher schon ein
sehr reputiertes Theater. Es hat mit dem "Mr. Green" den Europäischen
Kulturpreis gewonnen, das Stück über Furtwängler und die Kunst herausgebracht
und so weiter. Es war, sage ich ganz offen, mein persönliches Lieblingstheater
in Wien, und es tut mir sehr Leid, dass die Josefstadt das nicht weitergeführt
hat.
Eines muss man auch klar und deutlich sagen: Der Herr
Welunschek ist in der ganzen Causa eher das Opfer, weil der ist von Anfang an
ehrlich gewesen und hat nämlich gesagt, dass er 12 Millionen S
braucht, um dieses Theater zu führen. Und das ist auch so, weil eine Bühne in
diesem Ausmaß, wenn sie eine künstlerische Qualität erzielen will und wenn sie
nicht eine Synergie hat, wie das bei der Josefstadt der Fall ist, braucht einfach
dieses Geld. Und daher habe ich es doppelt unfair empfunden, und das haben wir
von Anfang an als Opposition kritisiert, dass man ihm zu wenig Geld gegeben
hat. Er hat ja selbst bei der Pressekonferenz erklärt, dass das zu wenig Geld
ist. Und jetzt passiert halt das, was wir alle erwartet haben, dass hier der
entsprechende Nachschlag kommt.
Das Problem ist dabei, dass das natürlich zu Lasten
anderer geht, weil das Geld kann man ja nicht irgendwo herzaubern. Mittlerweile
sind fast 45 Millionen S oder 3 270 000 EUR in den
Rabenhof geflossen. Das hat natürlich Konsequenzen für die Wiener Theaterszene.
Frau Kollegin Ringler hat das ja gesagt. Es ist überhaupt kein Geld da für
einen Mehrbedarf bei anderen Bühnen beziehungsweise - und so schaut es im
Augenblick auch aus - es werden sogar Theater nicht als Theater weitergeführt,
weil beim Auersperg gibt es ja nach wie vor keine Entscheidung, jetzt
unabhängig von der Intendantenfrage, die Subventionen, die derzeit für das Auersperg
aufgewendet wurden, wieder in ein Theater zu investieren, weil ja die Interessenten
natürlich nur bereit wären, unter dieser Voraussetzung weiterzutun. Von der
menschlichen Tragödie des Herrn Desy möchte ich ganz absehen. Weil eines
verstehe ich nicht: Bei allen anderen in dieser Stadt sind wir immer großzügig
gewesen und nur in diesem einen Fall ist es nicht so, aus Gründen, die mir
nicht nachvollziehbar sind.
Ich möchte daher zwei Anträge einbringen, die sich
mit der Situation der Szene beschäftigen.
Der eine Antrag lautet:
"Der zuständige amtsführende Stadtrat für Kultur
und Wissenschaft möge sicherstellen, dass ein gleich hoher Betrag für die
sofortige Unterstützung der anderen Wiener Klein- und Mittelbühnen zur Verfügung
gestellt wird."
In formeller Hinsicht beantragen wir die sofortige Abstimmung.
Ich glaube, dass das fair ist, weil wenn mehr Geld da
ist, dann muss für alle mehr Geld da sein.
Der zweite Antrag betrifft das Auersperg-Theater:
"Der zuständige amtsführende Stadtrat für Kultur
und Wissenschaft möge sicherstellen, dass im Einklang mit der oben erwähnten
politischen Zusage" - damit ist die Zusage des Bgm Häupl gemeint, dass
keine Theater geschlossen werden - "das Auersperg-15-Theater, früher
Theater beim Auersperg, als Theaterraum erhalten bleibt."
In formeller Hinsicht beantragen wir die sofortige Abstimmung.
Ich weiß, die Argumentation des Herrn Stadtrats im
Ausschuss, warum der Rabenhof jetzt mehr Geld bekommt, war ja unter anderem
auch, der böse Bund - wie immer - ist schuld, weil er irgendwelche Zusagen
nicht einhält oder weil er einfach den Rabenhof nicht mitfinanziert. Faktum
ist, und ich habe mich jetzt einmal erkundigt, dass es erstens schon beim
Antrag am 11.6. an den Bund ein Schreiben gegeben hat, in dem darauf hingewiesen
wird, dass die formelle Einreichungsfrist abgelaufen war, weil es eben auf
Bundesebene offensichtlich üblich ist, dass dort früher eingereicht werden
muss. Und zwar, die Frist wäre am 15.11.2001 zu Ende gewesen. Das Schreiben war
daher formell acht Monate zu spät.
Und das Zweite: Sie wissen, dass es auf Bundesebene einen
Bühnenbeirat gibt und dass der Bühnenbeirat bei der Prüfung auf weitere
Ansuchen eben keine positive inhaltliche Bewertung ausgegeben hat und dass
daher mit hoher Wahrscheinlichkeit damals schon anzunehmen war, dass es vom
Bundeskanzleramt und vom Kulturstaatssekretariat keine Unterstützung gibt. Das
heißt, das ist eine Ausrede, zu behaupten, man habe darauf gehofft oder
gewartet, dass hier Geld vom Bund
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