Gemeinderat,
19. Sitzung vom 26.09.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 31 von 70
wurde, in einem transparenten Verfahren zum Direktor
bestellt. Das war eine große Aufregung, dass das wirklich so passiert ist. In Wirklichkeit
hat es natürlich jeder schon lange gewusst. Dann wurde ihm noch, was auch ganz
interessant ist, ein Herr Herdieckerhoff an die Seite gestellt, der
mittlerweile nicht mehr im Rabenhof arbeitet. Er war der Meister des schlechten
Geschmacks.
Wir haben auch darüber heute schon gesprochen.
Offenbar ist das auch eine gute Tradition der SPÖ, der schlechte Geschmack. Wir
sehen ihn ja jetzt neben dem Burgtheater mit hässlichen Containern. Wir sehen
ihn bei Wien-Mitte, wo ja nicht nur die Höhe von wenig gutem Geschmack zeigt,
sondern auch die ersten 30 Meter bereits ein uninteressantes Projekt sind;
über das wurde vielleicht auch zu wenig gesprochen.
Ja, das ist ein schlechter Geschmack, wenn zwei
Monate lang Baucontainer in dieser Weise neben dem Burgtheater direkt am Ring
stehen. Das wird kaum was. Wenn sie notwendig sind, können Container
aufgestellt werden, aber nicht zum Spaß und das zwei Monate lang. Wir sind froh
über jede Baustelle, die in Wien fertig gestellt wird. Bei einer Baustelle ist
es eine Notwendigkeit, aber sicherlich nicht in diesem Fall.
Dann kommt das Jahr 2002 und es wird ein
Dreijahresvertrag abgeschlossen. Und in diesem Dreijahresvertrag wird
festgelegt, dass das Rabenhoftheater 581 000 EUR, also etwa
8,2 Millionen S, bekommt.
Was machen die Verantwortlichen des Rabenhoftheaters?
- Sie sagen, das geht sich nicht aus, das schaffen wir nicht. Und was sagt die
Stadt Wien darauf? - Na probiert es einmal, fangt einmal damit an, und dann
werden wir ja sehen, höchstens zahlen wir noch was dazu. Also, eine ganz
eigenartige Vorgangsweise. Es wird also hier nicht klar kalkuliert oder etwas
überlegt, sondern es wird einmal vorweg ein Rahmen geschaffen und dann
sozusagen eine Option gegeben: Na ja, wir können das jederzeit erhöhen.
Und da stehen wir nun heute bei dieser ersten Option.
Weitere 145 000 EUR sollen genehmigt werden, weitere
2 Millionen S.
Und da erkennt man diese ganz eigenartige
Vorgangsweise. Es gibt einen Dreijahresvertrag, eine positive Leistung, die
noch der vorherige Stadtrat eingeführt hat. An dies könnte man sich jetzt
halten, mit der muss man kalkulieren. Das müssen alle anderen Theater auch.
Das Theater im Rabenhof hat eine Sonderstellung. Und
da zeigt sich eben das, was immer wieder auch von uns kritisiert wurde, diese
besondere Nähe zur SPÖ, und da ist so eine Sonderstellung möglich. Da braucht
man eben nur anzuklopfen und zu sagen, es geht sich nicht aus und wir brauchen
mehr Geld, und schon wird es geliefert.
Und wenn man sich jetzt noch den Budgetvoranschlag
für das nächste Jahr ansieht, für 2003, da steht bereits eindeutig drinnen:
1 Million EUR, also rund 14 Millionen S, dann können wir auch
erwarten, was nächstes Jahr kommt. Da werden wir 14 Millionen S für
das Rabenhoftheater beschließen, und da kann man wohl davon ausgehen, dass es
sich dann ausgeht.
Wir sind also eindeutig gegen die Vorgangsweise, die
hier getroffen wurde, denn mit dieser Vorgangsweise werden erstens die
Dreijahresverträge ad absurdum geführt. Das Rabenhoftheater wird in
unverhältnismäßiger Weise gegenüber anderen Kleinbühnen finanziell unterstützt.
Weiters wird das fragwürdige Verhalten des Rabenhoftheaters, hier einfach eine
Nachsubvention zu verlangen, unterstützt und ein Präzedenzfall geschaffen.
Damit werden die Zustände der roten Kulturpolitik und vor allem der
Subventionen offen gelegt. Nicht umsonst heißt es ja: Verein der Freunde und
Förderer des Rabenhoftheaters. Offenbar sitzen die aber in erster Linie in der
SPÖ und vielleicht sogar hier im Rathaus.
Bleibt also nur festzustellen: Wenn die SPÖ ihre
Freunde über Gebühr unterstützen will mit Steuergeldern, dann ist das
unerfreulich genug. Wir Freiheitliche stimmen dem nicht zu. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Ernst Woller. Ich
erteile es ihm.
GR Ernst Woller (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter
Herr Vorsitzender!
Nun, die Tatsache, dass zwei Monate vor der
Nationalratswahl das Hauptthema des Gemeinderats das Rabenhoftheater ist, ist
wirklich eine Auszeichnung für dieses Haus, eine zusätzliche Auszeichnung, und
zeigt den hohen Stellenwert dieses Theaters in Wien.
Der Rabenhof ist tatsächlich in aller Munde, nicht nur
im Wiener Gemeinderat, sondern auch in der internationalen Presse, in der
Kulturkritik. Zweimal wurde heuer im "Theater heute" über den
Rabenhof berichtet. Und die Grande Dame der österreichischen Kulturkritik,
Karin Kathrein, schreibt: "Der Rabenhof ist neben dem Schauspielhaus das
einzige Glutnest, das aufleuchtet in einer Theaterlandschaft auf Sparflamme in
Wien. Immerhin ist es Karl Welunschek gelungen, den Rabenhof in einen
lebendigen Treffpunkt, in einen Ort der Irritation fern vom üblichen Theaterbetrieb
zu verwandeln."
Nun, voriges Jahr hat der Hausregisseur des
Rabenhoftheaters, Georg Staudacher, den Nestroy-Preis gewonnen - als bester
Nachwuchs. Heuer wurde der Rabenhof erneut für einen Nestroy-Preis nominiert -
in der Kategorie für das innovativste Theater.
Es ist ziemlich unbestritten, dass der Rabenhof im
ersten Jahr großartige künstlerische Erfolge verzeichnet hat und zu einem
Theater geworden ist, das unverwechselbar ist in dieser Stadt. Und das ist
eigentlich schon das Beste, was man über ein Theater in dieser Stadt sagen
kann, dass es sich nicht in einem Einerlei befindet, sondern dass es ein
eigenständiges Profil hat, und das ist dem Rabenhof tatsächlich gelungen.
Wenn ich mir jetzt die Marboe-Lösung anschaue, altes
Kabarett statt jungem Theater, dann hätte es keine Erwähnungen im "Theater
heute" gegeben, keinen Nestroy-Preis, keine Nominierung für den
Nestroy-Preis, keine große Beachtung in der Kulturkritik. - Wir waren gut
beraten, Ihnen damals nicht zu folgen.
Nun, was Marboe auch noch
zu verantworten hat, ist die Idee, dass Theater ohne öffentliche Förderung
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