Gemeinderat,
19. Sitzung vom 26.09.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 32 von 70
möglich ist. Er hat das damals verlangt. - Und das
ist tatsächlich nicht möglich. Theater braucht öffentliche Finanzierung.
Das gilt selbstverständlich
für jedes Theater in dieser Stadt und auch für den Rabenhof. Der Rabenhof hat heuer
bisher 581 000 EUR bekommen. Es hat am Anfang des Jahres ein Budget
vorgelegt und ist - so wie alle anderen Theater in dieser Stadt - davon
ausgegangen, dass auch das Rabenhoftheater eine Förderung des Bundes bekommt.
Es hat daher um eine Förderung in der Höhe von 145 000 EUR beim
Bundeskanzleramt angesucht.
Nun, die Budgetentwicklung
des Rabenhofs im ersten Halbjahr war sehr erfreulich. 148 000 EUR
Eigeneinnahmen bei 15 000 Besuchern im ersten Halbjahr ist tatsächlich
über den künstlerischen Stellenwert hinaus ein sehr erfreuliches Ergebnis.
Wenn wir heute hier die 145 000 EUR
zusätzlicher Finanzierung beschließen müssen, dann nicht deshalb, weil sich der
Rabenhof verkalkuliert hat oder die Stadt unprofessionell vorgegangen ist,
sondern weil der Bund - völlig unverständlich - als Förderer ausgefallen ist.
Und es gibt in den letzten 50 Jahren kein Theater in dieser Stadt, das
nicht einen Anteil Bundesförderung und einen Anteil Landesförderung hat. Diese
ist unterschiedlich hoch. Leider sinkt die Bundesförderung durchwegs. Aber es
gibt durchwegs überall eine gemeinsame Förderung - nur im Rabenhoftheater
nicht. Ich glaube, dass das offensichtlich Ursachen hat, die nur die ÖVP weiß.
Die Förderung durch die Stadt Wien von insgesamt
726 000 EUR für den Rabenhof ist für ein Theater in der Größenordnung
von 300 Sitzplätzen mit diesem Programm und mit diesem Erfolg absolut der
untere Level. Das ist überhaupt nicht überhöht. Wenn man vergleicht: Das
Schauspielhaus hat mehr als doppelt so viel öffentliche Förderung. Vergleicht
man es mit kleineren Bühnen, die halb so viel Sitzplätze oder ein Drittel der
Sitzplätze haben, dann haben diese auch mehr Geld, wenn man die Förderung von
Bund und Wien zusammenzählt. Das heißt, 726 000 EUR öffentliche
Förderung ist sicher ein angemessener Betrag, und daher ist heute hier der
Beschluss eine Notwendigkeit als Reaktion auf den Bund.
Das ist leider kein Einzelfall. Schauen wir uns zwei
Beispiele an.
Das Volkstheater. Das Volkstheater hatte immer gleich
viel Geld von Bund und Wien, das war im Rahmen eines Vertrags zwischen Bund und
Stadt Wien geregelt. Das hat über Jahrzehnte so geklappt. Es hatte noch vor
wenigen Jahren 72 Millionen S von der Stadt und
72 Millionen S vom Bund. Heute hat das Volkstheater von Wien - ich
sage es jetzt noch in Schillingen, weil man es da besser vergleichen kann -
78,7 Millionen S, eine Steigerung von 9,3 Prozent, vom Bund
63 Millionen S, eine Kürzung von 12,5 Prozent. Und das bei
Kostensteigerungen auch im Kollektivvertrag von 2 bis 3 Prozent per anno,
die natürlich bei einem derart großen Theater voll durchschlagen.
Das Ensembletheater, ein zweites Beispiel, hat von
der Stadt Wien 8 Millionen S, hatte vom Bund vor wenigen Jahren
3,3 Millionen S, hat derzeit 2,5 Millionen S - ein Minus
von 25 Prozent innerhalb von vier Jahren, was der Bund gekürzt hat. Und
noch dazu gibt der Bund heuer erstmals - mich würde interessieren, was Herr
Marboe dazu sagt - keine Betriebssubvention, sondern nur mehr ein
Produktionsbudget. Das heißt, das Theater kann von heuer auf nächstes Jahr
überhaupt nicht mehr planen. Es weiß nicht, ob es die Bundesförderung bekommt
oder nicht, die noch dazu um 25 Prozent gekürzt worden ist.
Insgesamt machen diese Bundeskürzungen allein für die
Theater in Wien in den letzten zwei Jahren den gigantischen Betrag von
100 Millionen S oder 7,26 Millionen EUR aus, und die
Kürzung im gesamten Kulturbereich ist mehr als doppelt so hoch.
Nun, hier ist Wien tatsächlich anders, auch der
Andreas Mailath-Pokorny ist hier anders als der Herr Staatssekretär Morak, und
es ist daher jeder Tag, den wir dieses Desaster der schwarz-blauen Regierung
früher beenden, gut für die Wiener Kulturlandschaft und gut für die
Kulturschaffenden. Daher ist es auch wenig verwunderlich, wenn die Kunst- und
Kulturschaffenden in Wien froh sind, dass dieses Desaster der schwarz-blauen
Regierung mit den Budgetkürzungen im Kunst- und Kulturbereich endlich zu Ende
geht. (Beifall bei der SPÖ.)
Die Kunst- und Kulturschaffenden in Wien ersparen
sich nächstes Jahr durch diese vorzeitige Beendigung der Regierung auch weitere
Kürzungen. Es gibt ja jetzt kein neues Budget, es gibt nur eine Fortschreibung
des vorhandenen Budgets. Das ist auch besser für die Kulturschaffenden, weil im
Budgetentwurf für das nächste Jahr war im Kulturbereich wieder eine Kürzung von
12 Prozent vorgesehen. Und hier muss man anmerken: Die FPÖ hat immer
gesagt, das Kulturbudget gehört gekürzt. Der Herr Staatssekretär Morak und die
ÖVP haben es getan. Die schwarz-blaue Regierung war insgesamt eine Katastrophe
für die Kultur- und Kunstschaffenden in dieser Stadt. (Beifall bei der SPÖ.)
Ich komme jetzt zu den beiden Anträgen der ÖVP.
Zum Ersten. Der Vorwurf der parteipolitischen
Besetzung wird auch nicht richtiger, wenn es Herr Dr Salcher immer wiederholt.
Das ist einfach unhaltbar in jeglicher Hinsicht. Hans Gratzer, der zukünftige
Direktor der Josefstadt, und Wolfgang Kos, der zukünftige Direktor der Museen
der Stadt Wien, müssen sich heftig dagegen verwehren, dass sie in die Nähe der
SPÖ gerückt werden. Sie sind hervorragende Persönlichkeiten für diese beiden
Häuser, und es ist einfach unerhört, wenn sich die ÖVP hier herstellt und sagt,
das sind parteipolitische Besetzungen.
Und es stimmt auch nicht, dass Frauen keine Chance
haben. Mehr als zwei Drittel aller künstlerischen Leitungsfunktionen in den
letzten eineinhalb Jahren sind mit Frauen besetzt worden. (StR Dr Peter Marboe: Welche?) Künstlerische und kaufmännische
Leitungsfunktionen sind mit Frauen besetzt worden. (StR Dr Peter Marboe: Keine!)
Und wenn die ÖVP von parteipolitischen Überlegungen spricht,
dann muss ich sagen: Herr Marboe, Sie hätten viele Aufgaben auch innerhalb
Ihrer Partei. Ich habe hier
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