Gemeinderat,
19. Sitzung vom 26.09.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 36 von 70
meine
Damen und Herren, weil ein Telefonat - ich will keine Namen nennen - mit einer
sehr negativen Andeutung, dass da nicht sehr viel zu erwarten sei, kann
natürlich dem Masseverwalter nicht genügen. Er braucht eine schriftliche
Antwort, noch dazu wo er sie urgiert hat. Ich fordere Sie wirklich auf, dies
möglichst schnell zu machen, weil die Fristen jetzt laufen. Setzen Sie doch
nicht darauf, dass jetzt die Frist verfällt und der Masseverwalter, der sich
ein halbes Jahr bemüht hat, das Theater zu retten, die Sachen einzeln
abverkaufen muss! Irgendwann kommt der Punkt, wo Sie dann sagen: "Ja, mein
Gott, wenn der Masseverwalter das so entscheidet." - Er hat es anders
gewollt, meine Damen und Herren!
Jetzt zum Theater selbst: Ein Theaterraum muss
entwickelt werden. Das geschieht nicht von heute auf morgen. Das dauert Jahre,
bis ein Theater sich als Raum einen Namen macht, ein Begriff wird. Das
Auersperg-Theater ist in einer guten Lage. Was sagen Ihnen die Namen Mini
Bidlinsky, Wolfgang Fiffi Pissecker, Florian Scheuba und Werner Sobotka? - Die
haben mit 15, 16, 17 Jahren dort gespielt, weil es eben ein kleines
Theater ist, wo junge Leute spielen können, wo sie eine Chance bekommen, meine
Damen und Herren. Heute sind es die Hektiker, nachdem sie dort drei Jahre lang
immer wieder auftreten durften. Wir brauchen diese kleinen Räume. Ich habe
selbst mit meinem Bruder fünf Jahre lang im Studententheater Theater gespielt.
Heute heißen die, die damals als ganz junge Studenten mitgearbeitet haben,
Bobby Herzl, Hauer-Riedl, Libowitzky. Die haben alle mit uns als Teenager dort
fünf Jahre lang experimentieren dürfen. Wir brauchen solche Räume in Wien.
Bekennen Sie sich doch dazu, dass wir wie die Löwen
um Theaterräume in dieser Stadt kämpfen werden und nicht wollen, dass durch
unsere eigene Nachlässigkeit dort irgendwas hineinkommt, was nichts mit Theater
zu tun hat, meine Damen und Herren! Ich möchte Ihnen jetzt etwas vorlesen und
dann auch zum Schluss kommen, in der Hoffnung, dass Sie das ernst nehmen. Die
Frist läuft nämlich, der Masseverwalter ist aber bereit, sie noch einmal zu
erstrecken, wenn er irgendein positives Zeichen bekommt, womit übrigens klar
ist, dass die Alleinverantwortung, ob dieser Theaterraum bestehen bleibt oder
nicht, beim Kulturressort, beim Kulturstadtrat liegt. Es hängt nur mehr von ihm
ab. Es wird kein Groschen mehr verlangt. Es wird keine Entschuldung für das
Theater verlangt. Es wird keine Aufstockung der Subvention verlangt. Es wird
lediglich verlangt, dass die schon vorgesehene Subvention nicht verringert oder
gestrichen wird.
Was sagen Ihnen die Namen Gert Voss, Elfriede Ott,
Michael Birkmeyer, Peter Uray, Waltraut Haas, Georg Staudacher, Klaus Wildbolz,
Gerald Pichowetz, Stefan Paryla, Lotte Tobisch und so weiter? Was sagen Ihnen
diese Namen? (GR Mag Christoph Chorherr: Wollen Sie die
"Millionen-Show" moderieren?) Maresa Hörbiger, Helmuth Lohner und
so weiter? - Die Liste wird von Tag zu Tag länger, lieber Kollege
Mailath-Pokorny! Das sind lauter Künstler, die folgenden Text unterschrieben
haben: "Das Theater beim Auersperg ist seit 1979 ein etablierter Raum des
lebendigen Theaters. Wir Kunstschaffende appellieren an das Kulturamt und den
Herrn Bürgermeister, der zukünftigen Leitung des Theaters beim Auersperg, wie
auch in den vergangenen Jahren, den Theaterbetrieb mit der Zusage auf
Subventionen zu sichern, da der Theaterbetrieb ohne Förderung aus öffentlicher
Hand nicht möglich ist. Der Verlust jeder Bühne bedeutet für uns
Kunstschaffende den Verlust eines Arbeitsplatzes und steht im Widerspruch zu
dem Versprechen der Wiener Stadtregierung, kein Theater zu schließen." -
Ich kann dir diese Liste dann gerne übergeben, aber, wie gesagt, sie ist ein
work in progress und wird stündlich länger.
Meine Damen und Herren, nehmen Sie das doch ernst!
Wenn nicht innerhalb von ein bis zwei Wochen eine Zusage kommt, dass hier nicht
auf Kosten anderer Subventionen - das steht immer im Raum - ein Theater
geschlossen werden soll, dann würde ich Sie wirklich bitten, möglichst schnell
zu agieren und zu reagieren. Ich glaube nicht, dass es im Interesse der Stadt
ist, Theaterraum zu verlieren.
Ich möchte ganz persönlich dem Kulturstadtrat den letzten
Absatz eines heute erschienen Artikels in der "Wiener Zeitung"
zitieren, der da heißt: "Eine Entscheidung zu Gunsten des
Auersperg-Theaters wäre übrigens auch eine Tat, mit der Andreas Mailath-Pokorny
beweisen könnte, dass er seinen Amtstitel 'Kulturstadtrat' zu Recht
führt."
Ich glaube, dass das tatsächlich so ein Fall ist, wo
man beweisen muss, dass einem nicht alles in diesem Bereich egal ist, wo man
nicht eine Gefahr sehen soll, eine Belästigung, dass das wieder Geld kostet,
das man sich gerne für etwas anderes ersparen würde, sondern eine Chance, auf
die man als Kulturpolitiker aufspringt. Wann werden in Wien schon Theater frei?
- Wir wissen doch, wie verkorkst diese seit Jahrzehnten in eine falsche
Richtung gelenkte Theatersituation ist, nämlich als rechtliche Situation. Wir
wissen genau, dass es mit den Hauptmietverträgen, mit den
Eigentumsverhältnissen und so weiter wahnsinnig schwer ist, Theaterraum so
freizubekommen, dass man ganz etwas Neues damit anfangen kann. Jetzt ist es so
weit. Jetzt gibt es einen leer stehenden, funktionierenden Theaterraum, mit dem
man etwas ganz Neues anfangen kann.
Ich kann nur noch einmal appellieren und gleich
ausdrücklich dazusagen, wir werden um diesen Raum wie die Löwen kämpfen! Ich
bin da einer Meinung mit der Bezirksvorsteherin und ich hoffe mit allen
Parteien im Bezirk. Wir werden wie die Löwen um diesen Theaterraum, um die
Erhaltung dieses Raums für ein junges, innovatives, kreatives Theater, sei es
Autorentheater, sei es experimentelles, junges Theater, kämpfen, weil ich
zutiefst davon überzeugt bin, dass jeder Theaterraum, der dieser Stadt verloren
geht, tatsächlich ein ernster Verlust für diese Stadt ist! Ich kann Sie nur
bitten und einladen, mir und uns allen, die daran interessiert sind, behilflich
zu sein! - Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner ist Herr StR Dr Mailath-Pokorny
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