Gemeinderat,
20. Sitzung vom 25.10.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 28 von 106
Gerade hier sind Maßnahmen im öffentlichen Verkehr, aber
speziell Maßnahmen im Radverkehr, die allzu oft und allzu viel belächelt werden
... (GR Rudolf Klucsarits: Na ja!) Na sagen Sie, was Sie sagen wollen!
Sehen Sie, die Reaktion des Kollegen von der ÖVP ist bezeichnend. Ich möchte
das jetzt noch eine Spur kontroverser anreichern: Dort, wo mit wenig Geld viel
erreicht wird, sagt man: "Ach geh, jetzt fängt er wieder damit an, geh
bitte lass mich mit dem in Ruh, man kann ja nicht nur Radl fahren, und so
weiter." Wenn es einen Bereich gibt, wo mit wenig Geld viel erreicht
werden kann, ist es der Radverkehr in Wien, der in anderen Städten dreimal so
groß ist wie in Wien und dort, wo es um die Durchsetzung geht, immer mit
Autofahrerinteressen korreliert, weil Parkplätze weggenommen werden müssen. Da
ist die Politik gefordert, Prioritäten zu setzen. Das tut sie zu wenig, das tut
sie jetzt mehr, da gibt es Konflikte, und gerade darum bleibe ich beim
Radverkehr, weil das Gott sei Dank kontrovers ist und Gott sei Dank nur in der
Kontroverse und im Streit Öffentlichkeit verursacht wird.
Nirgendwo ist es so billig, wie im Bereich des Radverkehrs.
Die 8 Prozent, die drinnen stehen, sind eine Verdoppelung gegenüber dem,
was wir bisher hatten. Da wird es mit einem Radring-rund allein nicht abgehen.
Da werden wir sehr viel mehr Platz schaffen müssen, ja auch zu Lasten des
Autoverkehrs. Vielleicht werden wir das noch viel stärker in den Vordergrund
rücken müssen, weil da noch zu wenig passiert.
Ein anderer Bereich. Was nicht passieren darf, meine
Damen und Herren, und ich beziehe mich jetzt nicht auf Details des
Klimaschutzprogramms, sondern wo trotz Klimaschutzprogramm Fehler passieren,
ist: Es wurde mit viel öffentlichem Geld der Matzleinsdorfer Hof saniert, ein
Hochhaus, das allen bekannt ist. Es wurde mit THEWOSAN saniert. Es ist ein sehr
großes Haus mit sehr vielen Wohnungen, wo die Fernwärme vor der Tür vorbeigeht.
Meine Damen und Herren, was wurde im Zuge der Sanierung mit der Heizung
gemacht? Wurde die vorhandene Heizöl-schwer-Heizung auf Fernwärme
angeschlossen? - Nein, die Heizöl-schwer-Heizung wurde auf Heizöl leicht
umgerüstet. Klimaschutz in Wien in der Praxis!
Ich kenne ein anderes Projekt im 21. Bezirk in
der Autokaderstraße auch von Wiener Wohnen. Es ist immer Wiener Wohnen. Ich
gebe auch zu, was ist der Grund? - Der Grund ist ein sehr strenges Mitbestimmungsstatut,
wo es nicht gelungen ist, die Mehrheit der Mieterinnen und Mieter zu
überzeugen. Aber, meine Damen und Herren, wir diskutieren mehrheitlich auch
nicht darüber, ob Toilettenanlagen in einer Wohnung passieren - die werden
gemacht - oder ob ein Kanalanschluss passiert. Das wird auch gemacht. Ich halte
es für absurd, dass im Zuge einer Sanierung, im Zuge eines Neubaus einer
Heizung wieder auf Öl gesetzt wird und das Klimaschutz in der Praxis ist, dort,
wo er nicht funktioniert.
Eine Zahl aus dem Bereich der Fernwärme. Wie viele
Wohnungen haben die Fernwärme vor der Tür, sind aber nicht Fernwärme versorgt?
- 70 000 Wohnungen in Wien haben mit massiven öffentlichen Mitteln
geförderte Fernwärme vor der Tür, also Abwärme aus Kraftwerken. Aber nein, sie
werden mit fossilen Energieträgern beheizt. (GR Rudolf Klucsarits: Sicher
nicht nur mit Fernwärme!) Na, wo kommt die Fernwärme her? - Das ist aus
Kraftwerken, das brauche ich hier nicht zu erklären, Herr ... (GR Rudolf
Klucsarits: Na aus Müllverbrennungsanlagen!) Ihren persönlichen ... Und aus
Müllverbrennungsanlagen, ja!
Aber das Problem des Rauchfangkehrers mit der
Fernwärme verstehe ich: Je mehr Fernwärme desto weniger Geschäft gibt es für
den Rauchfangkehrer. Dass es Ihr Interesse ist, Ihr legitimes Interesse, die
Rauchfangkehrer wahrzunehmen und jeder Fernwärmeanschluss eine Einschränkung
Ihres Gewerbes ist, das verstehe ich. Mir ist aber der Klimaschutz eine Spur
wichtiger, als der Zukunftsmarkt der Rauchfangkehrer, Herr Klucsarits! Das
möchte ich Ihnen von dieser Stelle auch sagen. (GR Rudolf Klucsarits: Das
ist kein Geschäft mehr!)
Nächster großer Bereich Solarenergie: Wenn man alle
Solarkollektoren, aber auch Photovoltaikanlagen der neun Bundesländer
nebeneinander stellt und sie der Reihenfolge nach auflistet, dann ergibt das
eine kontinuierliche Kurve nach unten und dann gibt es ganz am Schluss vor dem
neunten Bundesland einen ganz brutalen Abriss und dann steht ein Zumpferl auf
der Statistik drauf, und das ist Wien! Jetzt weiß ich schon, dass in Wien
manches schwieriger ist. (GR Rudolf Klucsarits: Manches?) Manches, aber
das rechtfertigt nicht, dass es ein derart geringer Anteil ist.
Ich frage mich auch, warum im
Nichtfernwärme-Vorranggebiet das nicht (Ordnungspolitik) zumindest in den
Sommermonaten - was heißt in den Sommermonaten, in acht Monaten des Jahres,
denn so weit ist heute die Solarenergie entwickelt - zum Regelfall werden kann,
nicht zuletzt auch aus pädagogischen Gründen. Wer einmal wirklich auf seinem
Haus erlebt hat, wie Wärme oder vielleicht auch Strom über die Sonne erzeugt
wird, geht vielleicht anders damit um. Da haben wir einen großen Nachholbedarf.
Die Frau Stadträtin hat hier angekündigt, eine Offensive zu starten, aber viel
ist nicht passiert.
Kurz muss ich mich jetzt aber auch mit der Frau
Stadträtin auseinander setzen, wo ich - ich bin heute freundlich gestimmt -
fassungslos über sie war. Da ging es um eine von der Stadt Wien hier im Gemeinderat
beschlossene Förderung, eine richtige Förderung, die versucht, fossile
Energieträger durch biogene zu ersetzen, durch Pellets. Wir haben eine Biomasse-Förderung.
Was sagt die Frau Stadträtin dazu? - Nicht die Frau Öl-Stadträtin oder die Frau
Esso-Stadträtin oder die Frau BP-Stadträtin oder die Brent-Spar-Stadträtin,
nein, die Frau Umweltstadträtin: Ihr ist Öl lieber als Biomasse! Wären wir spontaner,
dann würde ich jetzt einen großen Ölkanister nehmen und Ihnen hinstellen.
Sie haben gar keine Ahnung, was Sie mit dieser Aussage an
Ihrem eigenen Image zustande gebracht haben. Ich könnte mich jetzt bedanken und
sagen: Super, das ist SPÖ-Umweltpolitik, wir rahmen das ein und
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