Gemeinderat,
20. Sitzung vom 25.10.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 45 von 106
Wirbelschichtofen in Simmering - ab nächstem Jahr in der EBS
- werden 70 000 Tonnen Schlamm und auch Hausmüll verbrannt. Da bleibt ja
für den neuen Müllofen in Simmering überhaupt nichts mehr übrig! - Daher, wie
schon Kollege Maresch erkannt hat: Es braucht das Müllmonster mehr Müll.
Gleichzeitig steht im Rechnungsabschluss für 2001 auf
Seite 14, im Wirtschaftsbericht der MA 48 - man kann es nachlesen,
wenn man es nicht glaubt -, dass die Müllmengen seit zwei Jahren stagnieren.
Sie gehen in Wirklichkeit schon zurück. Alle diese Ankündigungen darüber, was
am Sankt Nimmerleinstag passieren wird - das kann alles sein, ist alles nicht
wahr. Wir halten uns an den Wirtschaftsbericht der MA 48 für 2001, darin
steht ganz deutlich, dass sich die Müllmenge pro Kopf von 305 auf
302 Kilogramm verringert hat.
Wien braucht daher mehr Müll - so unglaublich es auch
klingt -, sonst wird die Müllverbrennungsanlage Simmering ein wirtschaftlicher
Flop! Wien braucht mehr Kunststoff im Müll, sonst brennt dieser nicht. Und die
MA 48 braucht mehr Geld, um die Wiener auf diesen Weg hinzuführen, um sie
umzuerziehen.
Zum Beweis - meine sehr geehrten Damen und Herren, da
kann man schon lächeln, aber schauen Sie es sich doch im Fernsehen an! - werden
auch schon diese neuen Deckel auf den Kunststoffbehältern gezeigt. Diese neuen
Deckel haben nur noch zwei Löcher, dort soll man dann die Plastikflaschen
hineinwerfen, dort soll man die Gebinde hineinwerfen, die Kosmetika beinhaltet
haben, oder auch Ketchup-Flaschen. Diese Produkte sind hochwertige Kunststoffe,
und an diesen ist die MA 48 interessiert. Alles andere an Kunststoff und
Plastik wird sicherlich nicht mehr der Industrie verkauft werden wollen,
jedenfalls nicht in großem Ausmaß. Man sieht es in der Spittelau, derzeit gibt
es noch diese Bänder, auf denen die wertvollen Rohstoffe aussortiert werden,
und der Rest wird in großen Gebinden für die Industrie vorbereitet. Das ist
kein Geschäft, und daher sollen diese neuen Container-Deckel auf die gelben
Tonnen, diese sollen nur noch für die Flaschen herhalten.
Genauso wie bei den Glas-Containern will man es auch
bei den Plastik-Containern haben. Es ist vorauszusehen, dass Sie es so, wie Sie
es bei den Kunststoff-Containern halten, recht bald auch bei den
Metall-Containern halten werden. Auch dort sind Sie nur noch am wertvollen
Rohstoff Weißblech interessiert (GR Harry Kopietz: Gold!) - Gold, ja,
ist schon recht, träumen Sie nur! -, dort sind Sie dann nur noch am Weißblech
interessiert, und das andere Altmetall, Entschuldigung, Alteisen wird man nach
der Müllverbrennung mit dem Magneten herausfischen.
So gesehen wird die Müllmenge in Wien tatsächlich
steigen, wenn all der Kunststoff und das Eisen bald im Hausmüll landen. Ich
kann nur sagen: Müllverbrennung ade, Mülltrennung ade, es lebe der Profit, es
lebe das Gift! Denn schlussendlich bleibt bei der Müllverbrennung, die von der
Stadt Wien jetzt gepusht wird, ein Restmüll übrig, der so giftig ist, dass er
in Österreich nicht gelagert werden kann und ins Ausland exportiert werden
muss. Das ist die Methode, auf die Wien setzt.
Natürlich werden wir Freiheitliche mit unserer
Meinung in den Medien nicht durchkommen, weil von den 20 bis
34 Millionen S auch die Medien einen großen Happen bekommen werden,
wenn sie schreiben, was die Mächtigen dieser Stadt wollen. Sonst gibt es keine
Inserate, und wir sehen ja, dass manche Medien nur von diesen Inseraten leben.
Zuletzt zwei Fragen: Wie heißt jene Stadträtin, die
in allen Medien verlauten lässt: "Müll vermeiden, Mehrweg statt Einweg
verwenden"? Wie heißt diese Stadträtin, die anlässlich der
Müllverbrennungsanlage-Diskussion in Simmering - diese fand am
26. September 2002 statt - mit ihrem großen Stab am Podium gesessen ist
und genüsslich Wasser getrunken hat, selbstverständlich Wasser aus
Einwegflaschen? Mehrwegflaschen predigen, Einwegflaschen verwenden, zum
Gelächter des Publikums!
Wie heißt jener Bezirksvorsteher, der sich noch am
17. Mai nicht vorstellen konnte, dass Simmering eine ganze Müllverbrennungsanlage
neu bekommt, und jetzt kein Problem dabei hat?
Mein Schlusssatz lautet daher: Die MA 48 wird
diese 34 Millionen dafür einsetzen, dass parteipolitische Propaganda
betrieben wird zugunsten jener Partei, die Wien politisch im Würgegriff hat. Mit
uns nicht! (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächste Rednerin ist Frau GRin Polkorab gemeldet. Ich erteile ihr das Wort.
GRin Rosemarie Polkorab (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Frau
Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Sehr geehrte Frau
Stadträtin! Meine Damen und Herren!
Heute haben wir wieder einmal den Dauerbrenner
Abfallwirtschaft und Abfallvermeidung auf der Tagesordnung, und Herr Kollege
Blind hat wieder einmal nur negative Argumente zum Thema. Übrigens, bei der
Diskussion in Simmering über die Müllverbrennungsanlage gab es Glasflaschen. (GR
Kurth-Bodo Blind: Nein!) Ich war dort, es gab Glasflaschen. (GR
Kurth-Bodo Blind: Ich habe sie gesehen!) Es gibt aber auch
Einweg-Glasflaschen. (GR Kurth-Bodo Blind: Die Frau Stadträtin hat selber
gesagt, man soll Einweg nicht verwenden!) Bitte, ich war dort, es waren
Glasflaschen! (GR Kurth-Bodo Blind: Schön wäre es gewesen!) Ich will den
Namen der Firma jetzt nicht nennen, aber es waren grüne Glasflaschen. (GR
Kurth-Bodo Blind: Keine Scherze, bitte! - Zwischenrufe bei der SPÖ.) Das
sind Tatsachen, bitte! (GR Kurth-Bodo Blind: Blamieren Sie sich nicht! -
Weitere Zwischenrufe.)
Erstens ist das eine Tatsache und zweitens muss ich auch auf
die Aussage Ihres Klubobmanns zurückkommen, der meint, Wien ist keine
Umwelt-Musterstadt. Das ist wirklich ein starkes Stück! Herr Kabas sollte sich
hin und wieder zum Abfallwirtschaftskongress bemühen, vielleicht kann er dort
etwas dazulernen, und Sie auch! (GR Kurth-Bodo Blind: Sie können Glas und
Plastik nicht
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