Gemeinderat,
24. Sitzung vom 30.01.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 8 von 82
Steuergeldes
sein sollte, und man daher zu einer professionellen Bewirtschaftung - das
schließt das Developing mit ein - kommen sollte um hier optimal die
Verwertungen, die Verwertungsinteressen, die die Stadt hat, auch umsetzen zu
können.
Selbstverständlich schließt dies auch mit ein, dass Grundstücke und
Liegenschaften der Stadt Wien, wenn sie von uns weder zu entwickeln noch zu
nutzen sind, auch verkauft werden. Das ist auch nichts Neues, das macht die
Stadt ja jetzt schon. Also wenn ich nur betrachte, wir haben im vergangen Jahr
im Gegenwert von etwa einer Milliarde S, um in der alten Währung zu bleiben,
Liegenschaften verkauft. Das ist nicht wenig, und den Weg werden wir noch
professioneller als in der Vergangenheit fortsetzen, denn bekanntlich ist das
Bessere immer der Feind des Guten.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke. Die dritte
Zusatzfrage, Herr GR Ellensohn.
GR David Ellensohn (Grüner Klub im Rathaus): Herr
Bürgermeister!
Es ist zwar richtig, dass es nicht eine Mangelsituation in
einem Ausmaße gibt, wie sie hier herbei geredet werden möchte, wir haben aber
einen Mangel an leistbaren, ganz günstigen Wohnungen und wir haben eine
Bevölkerungsgruppe in dieser Stadt, die ganz sicher von einer Mangelsituation
am Wohnmarkt betroffen ist, und deswegen betroffen ist, weil die SPÖ nach wie
vor der Meinung ist, dass die Gemeindebauten an Menschen mit einem
rot-weiß-roten Pass oder einem entsprechenden EU-Pass vergeben werden sollen.
Diese Menschen zahlen in dieser Stadt nach Untersuchungen pro Quadratmeter
mehr. Menschen ohne Österreichischen Pass zahlen mehr pro Quadratmeter als
Menschen mit einem rot-weiß-roten Pass. Es gibt einen Mangel für Zuwanderer und
Zuwanderinnen, für Migranten und Migrantinnen in dieser Stadt und die machen
mit 18 Prozent einen großen Teil der Bevölkerung aus. Diesen Menschen
würde es sehr viel nützen, wenn die SPÖ Ihre starre Haltung in dieser Frage
aufgeben könnte und ich frage Sie daher, kann die SPÖ sich vorstellen, noch in
dieser Legislaturperiode von Ihrer bisher unverrückbaren Haltung, Gemeindebau
nur für Inländer, abrücken.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte!
Bgm Dr Michael Häupl:
Sehr geehrter Herr Gemeinderat!
Ich glaube, die Realität ist Ihnen ein bisschen
entgangen. Die SPÖ hat keine starre Haltung, dass Gemeindebauten ausschließlich
für Inländer da sind. Was wir allerdings machen, und das tun wir auch und
unverrückbar tun wir das in der Tat, nämlich, dass wir keine Situationen
schaffen, wie es sie etwa in den Pariser Vorstädten gibt. Das heißt, wir werden
in sehr kontrollierter Form Schritt für Schritt diesen Integrationsprozess auch
vollziehen und parallel dazu Maßnahmen setzen, wie sie etwa die Sozialbau
praktiziert - die uns ja nicht gerade fremd ist als SPÖ -, und die auf diese
Integration hinauslaufen. Selbstverständlich haben wir eine möglicherweise
ähnliche Problemsicht, aber wir haben selbstverständlich auch auf der anderen
Seite Verantwortung genug, dass wir dieses Problem Schritt für Schritt in einer
tatsächlich sehr integrativen Form auch lösen werden.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Danke.
Die vierte Zusatzfrage. Nochmals Herr Gemeinderat
Fuchs. Bitte.
GR Georg Fuchs
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Herr Bürgermeister!
Die Anfrage lautet, “...am Rande einer
Mangelsituation steht.“ Wir haben nicht behauptet, dass es derzeit diese
Mangelsituation gibt, Sie haben das Wort am Rande sicherlich überlesen, sonst
hätten Sie eine andere Antwort geben müssen. Und wenn etwas am Rande einer
Situation steht, dann muss man handeln. Und eben wegen dieses Handelns hat es
diesen Aufschrei gegeben von ÖVI und es gibt ihn auch natürlich von den
Bewohnern, weil sie Angst haben, dass die Mieten steigen werden. Und da ist Ihr
Handeln, oder das Handeln des Wohnbaustadtrates notwendig.
Und ich möchte noch einen Teil hervorheben, einen
anderen Teil, wo ich sagen möchte, dass auch zu wenig geschehen ist und das ist
im ökologischen Sanierungsbereich bei den Kommunalenwohnbauten. Wenn ich daran
denke, dass vor vielen, vielen Jahren der Bereich "Schöpfwerk"
angesprochen worden ist, dass man dort etwas tun kann, dass man einer solchen
Großwohnhausanlage ein neues Image geben soll. Oder der Film von der
"Spira" bitte, das kommt doch nicht von Ungefähr. Ein Image geben der
Großfeldsiedlung, eine Ökosiedlung daraus zu machen, das wäre doch etwas
gewesen! Das geht natürlich viel weiter, und es gibt eine Verknappung bei der
sozialen Manövriermasse durch das Wiedereinstiegsrecht oder die Vererbung im
kommunalen Wohnbau, wo Wohnungen, billige Sozialwohnungen nicht mehr auf den
Markt kommen.
Und sehen Sie, genau das sind die Maßnahmen, die dann
ganz tiefgreifend wirken und wo man nichts dazugetan hat. Und daher meine ich
eben, Herr Bürgermeister, werden Sie in Zukunft auch bereit sein, etwas
aggressiver die ökologische Sanierung im kommunalen Wohnbau anzugehen, nicht
nur die Wärmedämmung zu schaffen, wo es die Versäumnisse der sechziger und
siebziger Jahre im Wohnbauressort gegeben hat, wo es eine Alleinregierung der
Sozialdemokraten gegeben hat, wo Baugebrechen aufgetreten sind, und so weiter.
Jetzt, bitte, ist die Chance da, sozialen Wohnraum zu mobilisieren.
Noch einmal: Ich frage Sie, werden Sie sozialen
Wohnraum mobilisieren, indem sie ökologische Sanierung durchführen werden?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Bitte.
Bgm Dr Michael Häupl:
Sehr geehrter Herr Gemeinderat! Natürlich lese ich Ihre Anfragen äußerst
aufmerksam und vielleicht ist es möglich, dass mir die nötige Sensibilität
fehlt, um zwischen am Rande und nicht am Rande zu unterscheiden. Aber ich will
von dem semantischen Problem absehen, denn das wird ja wahrscheinlich auch
nicht das Diskussionsthema sein, sondern mein Problem ist ein bisschen, dass
ich, abgesehen von
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