Gemeinderat,
24. Sitzung vom 30.01.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 16 von 82
denen es indirekt oder direkt zugestanden wäre.
Meine Frage daher: Ist die nunmehrige Unterstützung
für das "Haus der Heimat" und die Heimatvertriebenen nicht eine
begrüßenswerte, wenn auch kleine Wiedergutmachung für erlittenes Unrecht?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Bitte.
Bgm Dr Michael Häupl: Sehr geehrter
Herr Gemeinderat!
Um zunächst auch auf den pragmatischen Teil der
Finanzierung zu kommen: Die Argumentation kenne ich. Wäre sie in aller
Konsequenz durchdacht worden, dann hätte man – ähnlich wie bei der
Wiedergutmachung der Verbrechen, die an den jüdischen Bürgern dieser Stadt
begangen worden sind – natürlich auch die Privatwirtschaft heranziehen müssen,
hier insbesondere die Geldwirtschaft, um diesen Fonds entsprechend zu speisen,
sodass dies nicht "nur" – unter Anführungszeichen – die öffentliche
Hand zu finanzieren hat; im gegenständlichen Fall der Bund durch ein
Bundesgesetz, das im vergangenen Jahr beschlossen wurde, und die Länder durch
den Beschluss der Landeshauptleutekonferenz.
Das ist nicht erfolgt. Das bedauere ich und das war
auch meine Anmerkung in der Landeshauptleutekonferenz. Wenn man diese
Argumentation, der – wieder unter Anführungszeichen gesehen –
"Wiedergutmachung" wählt, dann hätte man im Hinblick auf die
Finanzierung wahrscheinlich auch ein breiteres Band der Speisung dieses Fonds
vorsehen müssen.
Was nun das Zweite betrifft, so möchte ich bei aller
Gemeinsamkeit in der Subventionierung des Vertriebenenfonds nicht die
Unterschiede verwischen. Diese Unterschiede liegen für mich klar auf der Hand,
und sie laufen entlang jener Diskussionen, die es auch innerhalb der
Sudetendeutschen vor der NS-Zeit, während der NS-Zeit und vor allem seit 1945
gegeben hat. Ich verhehle nicht, dass ich hier ganz klar auf den inhaltlichen
Positionen etwa der heutigen Seeliger-Gemeinde und der Arbeiterbewegung der
Sudetendeutschen stehe, und die stehen im krassen Widerspruch und in scharfer
Ablehnung der nationalsozialistischen Positionen, die es innerhalb der
Sudetendeutschen selbstverständlich auch gegeben hat.
Diese Unterschiede sind mir heute auch noch wichtig,
aber ich betone sie vor allem auch deswegen, weil ich nicht will, dass man hier
eine Volksgruppe als Ganzes in Bausch und Bogen als neonazistisch bezeichnet
und sohin aus dem gesamten demokratischen und kulturellen Gefüge de facto
ausscheiden will. Das entspricht nicht der historischen Realität, und das
entspricht zweifelsohne auch nicht der heutigen Gegebenheit und der heutigen
Zusammensetzung.
Dies meine Position dazu. Ich kann nur sagen: Hier stehe
ich und kann nicht anders. Aus diesem Grund kann man sich bei einer
wohlüberlegten Entscheidung, wie ich sie ja auch in der
Landeshauptleutekonferenz getroffen habe, diesem Antrag zuzustimmen, auch
darauf verlassen.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Vierte und letzte Zusatzfrage: Frau GRin Mag Ringler.
GRin Mag Marie Ringler: Herr
Bürgermeister!
Die Grünen
glauben, dass die Auseinandersetzung über Geschichte immer am besten in einem
politischen Diskurs stattfindet und dass die Diskussion und die
Auseinandersetzung sicherlich die beste Art und Weise sind, sicherzustellen,
Unrecht, wie es während des Nationalsozialismus zugefügt wurde, zu verhindern.
Offensichtlich hat es die Bereitschaft gegeben, für
das "Haus der Heimat" einen sehr großen Betrag zur Verfügung zu
stellen. Sie wissen, dass wir diesen Betrag ablehnen, nichtsdestotrotz glauben
wir, dass die Auseinandersetzung über die Geschichte stattfinden soll.
Ich frage Sie daher, Herr Bürgermeister, ob Sie sich
vorstellen können, nochmals einen ähnlich hohen Betrag dem Kulturamt zur
Verfügung zu stellen, um in einem erweiterten Spektrum eben jene Diskussion
über Demokratie, über Geschichte in einer Auseinandersetzung stattfinden zu
lassen.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte.
Bgm Dr Michael Häupl: Frau Gemeinderätin!
Zum Ersten darf ich Ihnen
versichern, dass die zur Verfügung gestellte Summe für das "Haus der
Heimat" nicht aus dem Kulturbudget kommen wird. Zum Zweiten möchte ich Sie
darauf hinweisen, dass die Stadt Wien gerade für diesen Diskurs ein Vielfaches
ausgegeben hat, dass einerseits die Stadt Wien einen Beitrag geleistet hat, um
die Verbrechen, die an den jüdischen Wienern begangen wurden, einigermaßen
wieder gutzumachen, zum Zweiten, dass im Wesentlichen die Stadt Wien auch die
gesamten Theodor-Herzl-Symposiums-Diskussionen, die weltweit Beachtung gefunden
haben in den letzten zehn Jahren, hier in Wien finanziert hat und dass wir
darüber hinaus in einer Fülle von Möglichkeiten – diese reichen vom Jüdischen
Museum bis zum Judenplatz und ähnlichen Dingen – einen weitaus größeren Betrag
ausgegeben haben, um genau diese Auseinandersetzung und diesen Diskurs – und
zwar international anerkannt – auch zu fördern.
Sie können daher an Hand der
praktischen Beispiele schon sehen, dass es hier keinerlei Einseitigkeit seitens
der Stadt oder auch meiner Person gibt.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke.
– Somit ist die 4. Anfrage beantwortet.
Wir kommen noch zur 5. Anfrage (FSP/00357/2003/0001-KVP/GM).
Sie ist von Herrn GR Mag Gerstl an den Herrn Vizebürgermeister gerichtet: Unter welchen Bedingungen
werden Sie die Verhandlungen mit den Mobilfunkbetreibern aufnehmen, um die
Kosten für das SMS-Parkgebührensystem möglichst niedrig zu halten?
Ich ersuche um Beantwortung.
VBgm Dr Sepp Rieder: Herr Gemeinderat!
Ihre Frage zielt darauf ab,
inwieweit die Stadt darauf Einfluss nehmen kann, im Zusammenhang mit dem
Mobilparking eine Senkung der SMS-Gebühren zu erreichen. Ich glaube, die Frage
kann man unter dem Aspekt stellen: Gibt es einen so raren Einsatz von SMS, dass
es einer zusätzlichen Förderungsmaßnahme bedarf, um SMS populär zu machen?
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