Gemeinderat,
24. Sitzung vom 30.01.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 82
Ich gebe Folgendes zu bedenken: In
der Nacht vom 31. Dezember 2002 auf den 1 Jänner 2003 sind in
Österreich 20 Millionen SMS versendet worden, und das österreichische
Aufkommen an SMS wird – im Jahr 2001 war es genauso – mit
1 170 000 000 gerechnet. Also das heißt, wir können davon
ausgehen, dass es einfach üblich geworden ist, SMS zu verwenden.
Das Zweite ist: Die
Entwicklung geht nicht in die Richtung, kostenlose SMS zu ermöglichen. Ich weiß
zum Beispiel, dass bei dem Voting für "Starmania" im ORF die
SMS-Kosten nicht von Seiten des ORF oder von anderer Seite übernommen worden
sind. Insgesamt gibt es eine Reihe von Berichten, denen ich entnehme, dass die
ursprünglich gegebenen Methoden, SMS zu bewerben, weniger werden. Gratis-SMS
der Telekom Austria endet mit 31 Jänner, es gibt das Aus für Gratis-SMS
beim ORF, und auch die Möglichkeiten, SMS über Internet zu versenden, sind
generell sozusagen im Rückzug.
Also die Gesamtentwicklung
geht davon aus, dass SMS ein selbstverständlicher Bestandteil des modernen
Kommunikationssystems ist, auch wenn es mit gewissen Kosten verbunden ist. Man
meint daher generell, dass es nicht mehr in allen Bereichen notwendig ist, dass
man, um den Einsatz von SMS zu bewerben, dafür dem Kunden Begünstigungen zuteil
werden lässt.
Das Dritte – und das ist
jetzt sozusagen der juristische Aspekt –: Wir haben ja, genehmigt durch den
Gemeinderat und auf Grund einer öffentlichen Ausschreibung, ein Projekt an
einen Auftragnehmer, das ist ein Siemens-Unternehmen, vergeben und sind an
diese Bedingungen natürlich gebunden. Wir können nicht einseitig als
Auftraggeber von diesen Bedingungen, die hier vorgelegen sind, abweichen. Also
daraus ergibt sich, dass wir nicht direkt jetzt durch eine Veränderung der
Bedingungen – etwa beispielsweise kostenloses SMS – eingreifen können, noch
dazu, wo wir ja nicht unmittelbare Vertragsbedingungen mit der Mobilkom Austria
haben, und noch dazu, wo das Projekt ja nicht auf einen einzigen Mobilfunkanbieter
zugeschnitten ist, sondern für alle gilt. Also das heißt, es ginge ja nur um
eine generelle Veränderung.
Es liegt auf der Hand, dass
derartige generelle Veränderungen natürlich auch unter dem Aspekt der
Wettbewerbsgleichheit zu sehen sind und daher gar nicht so einfach von einer
Stelle aus in Bewegung gebracht werden können, ohne dass man sich dem Vorwurf
aussetzt, dass hier Einfluss genommen wird auf eine Wettbewerbsituation.
Das Vierte ist – das möchte ich nur noch kurz erwähnen –: Wir sprechen
ja nicht davon, dass Mobilparking das bisherige Parking ersetzt, also quasi
Zwang ausgeübt wird auf den Kunden, dafür jetzt zusätzlich Geld aufzuwenden,
sondern wer tatsächlich der Meinung ist, diesen zusätzlichen Komfort nicht in
Anspruch nehmen zu wollen, der brauche es nicht. Für den fallen natürlich dann
auch nicht die SMS-Gebühren an.
Und zum Schluss möchte ich
noch eine Bemerkung machen: Jene SMS-Kosten, die in der Bestätigung des
Betreibers an den Kunden anfallen, die sind in den Projektkosten drinnen. Die
werden eigentlich ersetzt und fallen nicht dem Kunden zur Last.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Ich
danke schön. – Die erste Zusatzfrage: Herr Mag Gerstl, bitte.
GR Mag Wolfgang Gerstl: Danke. – Herr Vizebürgermeister, es ist selbstverständlich klar,
dass die Stadt nicht einseitig eingreifen kann. Aber bei einem so großen
Auftrag, wo die Mobilfunkbetreiber damit rechnen können, auch einen sehr großen
fixen Kuchen – wenn ich das so benennen darf – in ihrer Bilanz in den nächsten
Jahren aufweisen zu können, kann man davon ausgehen, dass derjenige, der mit
einem anderen in Vertragsverhandlungen tritt, so verhandelt, dass er auch einen
günstigeren Preis bekommt. Darauf zielte meine Frage ab, dass man versucht, die
Kosten einfach zu senken, wenn jemand das in Anspruch nimmt, und der
Mobilfunkbetreiber hat trotzdem ein weiteres Interesse diesen Auftrag zu
bekommen.
Aber ich komme nun zur
konkreten Zusatzfrage. Sie haben in einigen Presseerklärungen ausgeführt, dass
die Erstinvestitionen und die Installationen für dieses SMS-System in den
kommenden drei Jahren rund 4 Millionen EUR betragen werden. Sie haben in
ersten Erklärungen auch darauf hingewiesen, dass Verwaltungseinsparungen damit
verbunden sind und Sie damit diese Kosten hereinbringen wollen. Können Sie nun
ausschließen, dass die Parkraumgebühren für die Autofahrer in den nächsten drei
Jahren deshalb nicht teurer werden?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte.
VBgm Dr Sepp Rieder:
Was ich sicher ausschließen kann, ist, dass Parkraumgebühren nur deswegen
erhöht werden, um damit administrative Kosten abzudecken. Gestatten Sie mir
aber noch eine zusätzliche Bemerkung aus Anlass dieser Fragestellung. Ich
denke, dass man doch davon ausgehen kann, dass, so wie Sie es auch angedeutet
haben, in der Gesamtentwicklung des Gebührensystems und der Entgelte im
Mobilfunk ja nicht eine drastische Entwicklung nach oben stattfinden wird,
sondern, im Gegenteil, eine Reduktion der Kosten.
Es gibt ja – das muss man
auch dazusagen – Teile, die durch eine eigene Entgeltverordnung und durch eine
Nummerierungsverordnung geregelt sind – das ist der Bereich der öffentlichen
Rufnummern, die nehme ich jetzt hier aus –, aber für den anderen Bereich regeln
Kräfte der Marktwirtschaft, welche Entwicklung hier eintritt, und man sieht ja
zum Teil auch jetzt schon, dass die einzelnen Anbieter durchaus
unterschiedliche Tarife in den Wettbewerb einbringen.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke.
– Die zweite Zusatzfrage: Herr GR Josef Wagner.
GR Josef Wagner
(Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr
Stadtrat!
Der Herr Klubobmann Kabas von den Freiheitlichen hat zu
Recht die Frage gestellt: Was kann Tulln, was Wien nicht kann? Mir ist heute
mit Ihrer Antwort ein bisschen bewusster geworden, warum Wien das nicht kann,
und ich bringe es auf den Punkt: Ich habe den Eindruck, dass Sie bei der
Vergabe und in den Vorbereitungen des Projekts ganz einfach schlechte
Verhandlungen geführt
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