Gemeinderat,
24. Sitzung vom 30.01.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 19 von 82
mitüberprüft werden kann?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte.
VBgm Dr Sepp Rieder:
Herr Gemeinderat, ich bin überrascht, dass Sie von einer Vielzahl von
Europäischen Städten sprechen, die ein eingeführtes System haben. Wenn Sie über
Informationen darüber verfügen, dann bitte ich Sie, mir das im Detail zu
Kenntnis zu bringen (GR Mag Wolfgang
Gerstl: Gerne!), denn bisher haben uns die Mobilfunkanbieter versichert,
dass es mit Ausnahme einer Stadt – Zagreb – eigentlich keine Großstädte gibt (GR Mag Wolfgang Gerstl: Ich nenne zum
Beispiel Helsinki oder Stockholm!), wo es ein eingeführtes elektronisches
System dieser Art gibt. Aber Sie werden meine Information vielleicht bereichern
können.
Das Zweite ist: Es ist überhaupt nicht
ausgeschlossen, sondern das ist eine Frage auch der Rechtsvorschriften, und wir
hängen mit den Rechtsvorschriften zum Teil davon ab, was auf Bundesebene
geschieht. Das ist natürlich eine Einheit, sodass wir die Einführung auch in
einer Etappenlösung durchaus für möglich halten, selbst wenn es auf der
Bundesebene nicht zur Veränderung der Rechtsvorschriften kommt.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Ich
danke schön. – Somit ist die Fragestunde – spät, aber doch – beendet.
Wir kommen nun zur Aktuellen Stunde (AST/00401/2003/0002-KFP/AG).
Der Klub der Wiener Freiheitlichen hat eine Aktuelle
Stunde mit dem Thema "Die Großfeldsiedlung – zuerst vernachlässigt, dann
verhöhnt" verlangt. Das Verlangen wurde gemäß § 39 Abs. 2
ordnungsgemäß beantragt, und ich ersuche nun die Erstrednerin, Frau GRin
Schöfnagel, die Aktuelle Stunde zu eröffnen. Ihre Redezeit beträgt
10 Minuten, die der übrigen Redner dann 5 Minuten. – Bitte schön.
GR Barbara Schöfnagel
(FPÖ): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Wir Freiheitlichen haben diese Aktuelle Stunde
verlangt, weil wir schon länger beobachten können, wie schändlich mit der Würde
der Menschen im ORF umgegangen wird. Sie alle haben es schon lange und oftmals
erlebt, wie zum Beispiel Berichte über die freiheitlichen Sympathisanten,
Wähler, aber auch Mandatare bewusst einseitig gebracht wurden und immer nur
solche Personen herausgeklaubt wurden, die dann den Journalisten nach dem Mund
gesprochen haben. Und so konnte man auch in dieser Richtung jahrelang Stimmung
gegen eine Bevölkerungsgruppe machen. Wo bleibt da die Objektivität des ORF?
Besonders Elisabeth Spira hat in ihren Sendungen
Personen herausgesucht, welche es im Leben nicht leicht hatten. Sie berichtet
zuerst über Einzelpersonen – zum Beispiel bei den "Heiratssachen" –,
dann über Gruppen mit dem Titel "Alltagsgeschichten", und da war
schon bei dem Kleingartenbericht oder auch bei den Donauinselbesuchern eine
sehr abfällige Stimmung zu merken. Und nun kam der Bericht über die
Großfeldsiedlung. 30 000 Menschen wohnen dort, das ist mehr als in
Eisenstadt, und diese Frau macht mit ihrem Bericht die gesamte Bevölkerung
lächerlich.
Ich finde, es ist menschenverachtend, wenn sich Frau Spira
die Schwächsten der Gesellschaft heraussucht und diese dann bloßstellt und
lächerlich macht. Es wird in diesem Bericht der Eindruck erweckt, dass alle
Bewohner der Großfeldsiedlung kriminell, drogenabhängig oder sozial schwach
seien. Die Fragen, die sie an diese Menschen stellt, welche sich nicht gut
ausdrücken können, welche nicht gewohnt sind, über ihre Probleme zu sprechen,
sind nach meiner Meinung untergriffig. Aber Frau Spira sagt ja selber, sie will
das so darstellen, und ist nicht bereit, in einen Denkprozess einzutreten, dass
sie einmal überlegt, was sie damit anrichtet. Sie sagt ja von sich selbst, ihre
Eltern haben es nicht geschafft, sie zu erziehen, also wird es jemand anderer
auch nicht schaffen.
Das ist jetzt alles recht gut und schön, aber dass
der ORF ihr das Podium dafür bietet, das ist nicht richtig. Unserer Ansicht
nach ist der ORF zur Objektivität verpflichtet, denn in seinem Programmauftrag
steht, er hat eine objektive Auswahl und Vermittlung von Informationen in Form
von Nachrichten und Reportagen zu bringen, er hat eigene Kommentare,
Sachanalysen und Moderation unter Wahrung des Grundsatzes der Objektivität zu
gewährleisten. Wir sind der Meinung, dass der ORF hier gegen seinen
gesetzlichen Auftrag handelt, denn er muss sich überlegen, in welcher Form er
solche Aussagen zulässt. Aber das, was geschehen ist, ist gegen die Menschen
und ist geschäftsschädigend für die Bürger, die dort ein Geschäft haben.
Wir alle wissen, dass in Satellitenstädten Probleme
auftreten, wobei uns auch klar ist, dass man hier die Verantwortung bei jenen
in der Politik zu suchen hat, die solche Satellitenstädte errichtet haben.
Ursprünglich ist viel gebaut worden, ist schnell gebaut worden, es ist schnell
besiedelt worden, aber viel zu spät hat man angefangen, sich auch um die
Bedürfnisse der Menschen dort zu kümmern. Denn Anfangs waren die
Verkehrsverbindungen sehr, sehr schlecht, die Sanierung der Wohnhäuser, die
schon dringend notwendig war, hat lange auf sich warten lassen, und die
Sicherheit und das Freizeitangebot haben auch zu wünschen übrig gelassen. So
kam es, dass in der Großfeldsiedlung neben dem guten Lebensgefühl auch deutlich
Probleme zutage traten.
Neben den seriösen Geschäftsleuten, den fleißig
Arbeitenden, den Pensionisten kann man natürlich auch Problemfälle wie Sandler,
Drogenabhängige und Langzeitarbeitslose finden. Nur: Das finden wir in ganz
Wien, das finden wir in der gesamten Bevölkerung, das finden wir ganz
besonders, wenn konzentriert in solchen Anlagen viele Menschen beisammen wohnen.
Aber das berechtigt doch den ORF und Elisabeth Spira nicht,
30 000 Menschen pauschal zu verurteilen und zu diskriminieren.
Wir Freiheitliche können leider Gottes diese Sendung nicht
ungeschehen machen, doch wir möchten hier in aller Öffentlichkeit erklären,
dass wir solche Berichterstattung verurteilen. Wir stellen fest, dass wir den
Unmut der Bevölkerung verstehen und jede Aktion, die gegen
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