Gemeinderat,
24. Sitzung vom 30.01.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 82
Jetzt ist U-Bahn-Ausbau, schauen wir es uns 2006 wieder an.
Da könnte man den Leuten dort etwas Gutes tun, wenn man sagt: Das machen wir,
und eventuell könnte man das noch besser gestalten. Man könnte auch sagen:
Liebe Freunde, wenn es in der Großfeldsiedlung irgendwelche Probleme gibt, wo
glaubt ihr, dass man euch helfen kann? Was kann man tun? Dann kann man dort
Partizipation, Mitbestimmung machen und mit den Leuten in der Großfeldsiedlung
über ihre Probleme reden.
Ein Problem, das immer auftaucht, wenn man hinkommt, ist diese
Fertigteilbauweise, die dazu führt, dass die Wohnungen sehr hellhörig sind.
Jetzt hat man dort zwar neue Fenster eingebaut und sonst schon ein paar
Maßnahmen gemacht, aber dieses Problem existiert immer noch, und das ist es,
was ich – auch schon vor dem 27. Dezember – dort am häufigsten gehört
habe. Wenn du dort fragst: Was würdet ihr gerne geändert sehen?, dann heißt es:
In der Wohnung ist es laut, ich höre alles rundherum. Trittschall könnte man
machen. Das kostet zwar Geld, aber das wäre eine Aufgabe für den Gemeinderat
und für die Bezirksvertretung dort.
Das, was die FPÖ da macht und was die ÖVP übrigens auch macht, ist
Folgendes: Zuerst kommt ein Film von der Frau Spira, und dann macht der Herr
Ferry Maier, der ÖVP-Neonationalrat, auch einen Film und sagt: Alles ist super!
Das ist auch eine Verhöhnung, denn zu sagen, es ist alles super, fertig, aus,
das bedeutet, die Probleme der Leute dort nicht ernst zu nehmen. Da muss man
nämlich nichts machen, das heißt, sich aus der Verantwortung zu stehlen, und
dafür stehen die Grünen nicht zur
Verfügung. Nehmen Sie die Probleme ernst! Es nützt den Leuten nichts, ob man im
ORF jetzt einen anderen Film bringt oder nicht. Die haben Probleme dort, und
diese Probleme gehören angegangen. Da nützt das, was Sie da machen, überhaupt
nichts.
Im Übrigen empfehle ich ... Nein, ich empfehle der FPÖ gar nichts,
denn sie ist eh am richtigen Weg nach unten. – Danke.(Heiterkeit und Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GR Josefa Tomsik: Als Nächster zu Wort
gemeldet ist Herr GR Dr Salcher. Ich erteile es ihm.
GR Dr. Andreas Salcher (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt
Wien): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren!
Also der Kollege Ellensohn liest das Thema "Verhöhnung" und
legt los. Ich glaube, er hat nicht das ganze Thema gelesen. Also, Herr Kollege
Ellensohn, das ist ja wirklich ein Höhepunkt, den Sie da geliefert haben: Die
sozialen Probleme der Großfeldsiedlung sind durch die schwarz-blaue
Bundesregierung entstanden. Ich meine, das ist ja der Lacherfolg des Tages. Ich
bin aber sehr froh, denn ich habe eigentlich darauf gewartet, dass Sie die
schwarz-blaue Bundesregierung für die Irak-Krise auch noch verantwortlich
machen. Aber das haben Sie uns Gott sei Dank erspart.
Zur Großfeldsiedlung selber haben Sie sehr wenig gesagt. Ich möchte
zunächst nicht das tun, was die Frau Spira gemacht hat, nämlich das Thema
undifferenziert zu behandeln. Ich sage einmal vorweg, dass ich großen Respekt
vor der Arbeit der Frau Spira habe, die zu Recht ausgezeichnet wurde, weil sie
den Scheinwerfer auf Gesellschaftsgruppen gerichtet hat, die normalerweise
nicht im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit stehen. Daher war sie auch sehr
erfolgreich mit ihren Sendungen.
Großer Erfolg schafft aber auch immer große Verantwortung. Das gilt für
Politiker, und das gilt auch für Journalisten. Der Vorwurf der
Verallgemeinerung, dass nämlich die Großfeldsiedlung so ist, genauso und nur
so, das ist ein berechtigter Vorwurf, den sie sich hat machen lassen müssen,
und ich glaube, es wäre ihr gut angestanden, gerade aus dem Respekt, den sie den
Menschen gegenüber aufbringt, wie sie behauptet, zumindest eine Entschuldigung
vorzunehmen und zu sagen: Wenn man viele Filme macht, dann kann auch einmal ein
bisschen was danebengehen, dann kann man wo überziehen. Sie hätte sich also
zumindest bei diesen Menschen entschuldigen müssen dafür, dass sie hier
pauschal so getan hat, als wäre die Großfeldsiedlung so.
Aber ich will mich hier nicht mehr mit der Frau Spira auseinander
setzen. Die Institution, die die größere Verantwortung hat, ist sicher der ORF,
denn da stellt sich schon die Frage: Was war das eigentlich für eine Sendung?
War das eine Sozialreportage – na, das kann es ja nicht gewesen sein, denn dazu
war es zu undifferenziert – oder war das eine Unterhaltungssendung, eine
Unterhaltungssendung, mit der man auf Kosten – und jeder, der den Film gesehen
hat, wird das bestätigen – wirklich der Ärmsten der Armen in der Gesellschaft
Quote gemacht hat? Und so etwas ist schon zutiefst abzulehnen. (Beifall bei
der ÖVP.)
Für mich ist es auch ein bisschen ein Symbol, wenn gleichzeitig im ORF
jetzt zum Beispiel die großartige "Alpensaga" läuft, ein Film, der
österreichische Eigenständigkeit gezeigt hat, der sich auch mit sozialen
Problemen auseinander setzt. Das ist nur leider eine Reprise von vor
20 Jahren, und die österreichischen Jungfilmer beschweren sich zu Recht
darüber, dass es keine Budgets gibt, um eigenständige, auch kritische
österreichische Filme zum Beispiel als Fernsehspiele im ORF zu bringen.
Zum Film vom Ferry Maier. Wer ihn gesehen hat, der kann nicht behaupten,
dass das eine rosarote Brille zeigt. Im Gegenteil! Der Film heißt
"Korrektur einer Diffamierung". Es ist menschlich berührend, wie die
Menschen dort – Lehrer, Wirtschaftstreibende, Verkäuferinnen – sehr
differenziert Stellung nehmen, nämlich nicht mit wilder Empörung, und wie sie
persönlich betroffen sind, indem sie sagen, sie haben jetzt Angst, zu sagen,
dass sie in der Großfeldsiedlung wohnen, Angst vor sozialer Diffamierung. Und
nichts anderes macht dieser Film. Es ist keine Schönfärberei.
Die Reaktion des ORF in dieser Angelegenheit ist mir,
ehrlich gesagt, ein bisschen zu wenig. Da geht es um 30 000 Menschen
in diesem Stadtteil – es wurde schon gesagt, Eisenstadt hat 12 000 –, und
in der Antwort, die der ORF dem Nationalratsabgeordneten Ferry Maier gegeben
hat, ist eigentlich der Hauptpunkt, dass man sagt: Bitte,
926 000 Zuschauer, Marktanteil
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular