Gemeinderat,
24. Sitzung vom 30.01.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 33 von 82
Bundesimmobiliengesellschaft eine Umwidmungsansuchen
gestellt, und im Jahre 2001 ist, so wie es sich gehört und wie es die
Bauordnung vorschreibt, mit dem Widmungsverfahren begonnen worden. Die
öffentliche Auflage fand dann vom Februar bis März 2002 statt. Es gab, wie in
öffentlichen Auflagen nicht immer üblich, aber in dieser sehr wohl, auch viele
Anmerkungen und Eingaben der Bürger.
Es gab auch die Unterschriftenliste, und es wurden auch einige der
inkriminierten Punkte berücksichtigt, unter anderem der Schutz des
Baumbestandes, eben durch Verschieben der Garageneinfahrt und durch Erweiterung
des Vorgartenbereiches. Damit wurde der öffentlichen Auflage auch Rechnung
getragen. Es wurde eine Verbesserung der fußläufigen Erreichbarkeit des
Arne-Karlsson-Parks nach der öffentlichen Auflage Genüge getan und es wurde der
Vergrößerung der Kubatur der Struktureinheit zwecks einer größeren Hallenhöhe
ebenfalls Rechnung getragen.
Am 11. September 2002 gab es dann eine
ausführliche Informationsveranstaltung im Bezirk – ich darf übrigens sagen:
nicht die erste –, eine Informationsveranstaltung in der Bezirksvorstehung. Es
gab schon eine im November 2001. Die war allerdings sehr nur mäßig besucht,
weil außer grünen Bezirksmandataren fünf, glaube ich, handverlesene
Interessierte daran teilgenommen haben. Am 11. Februar 2002 gab es eben
eine ausführliche Informationsveranstaltung. Am 20. Februar 2002 folgte
die Beschlussfassung in der Bezirksvertretung, davor schon im Bauausschuss des
Bezirkes. In der Bezirksvertretung fand dieses Plandokument eine 75-prozentige
und noch größere Zustimmung. Das war deswegen möglich – und jetzt hört, hört –,
weil nicht nur die sozialdemokratische Fraktion des Alsergrundes dem
Plandokument zugestimmt hat, sondern auch die ÖVP- und die FPÖ-Fraktion diesem
Plandokument in der Bezirksvertretung am 20. Februar 2002 zugestimmt
haben.
Und ich betone noch einmal: Hört, hört, die
Österreichische Volkspartei, die ja hinter den Betreibern des Projektes steht,
hat auch im Bezirk zugestimmt. Soweit stringent, weil das entspricht ja noch
einer stringenten Linie. Der Bruch kommt erst später, wenn Wolfgang Ulm die Bezirks-ÖVP
am Alsergrund übernimmt.
Es ist aber auch den Wünschen des Bezirkes hier in
einigen Punkten Rechnung getragen worden. Es kam zu einer Senkung des
Sportplatzes um vier Meter, es wurde ein Durchgang entlang des Sportplatzes
vorgesehen und es kam zu einer weiteren Vergrößerung des Vorgartenbereiches.
Nachdem es eben in der Diskussion war, hat dann der
StR Schicker mehrfache Gespräche im Juni und Juli 2002 mit den Bürgern und der
Agenda-Gruppe geführt, die wiederum zu einem Ergebnis geführt haben, nämlich
zur Verbreiterung des Durchgangs und zur Zusage, ein Gutachterverfahren
beziehungsweise einen Wettbewerb von Seiten der Bundesimmobiliengesellschaft
durchzuführen, unter Einbeziehung auch eines Vertreters oder einer Vertreterin
der Bürgerinitiative.
Daraufhin kam es dann im August 2002 zur
Beschlussfassung des vorliegenden Flächenwidmungsplanes im
Gemeinderatsausschuss. Auf einmal – unter dem Motto "Mein Name ist
Hase" – hat die Österreichische Volkspartei entdeckt, sie will da jetzt
nicht mehr dabei sein. Sie ist zwar hinter der Betreibergesellschaft
Bundesimmobiliengesellschaft, hinter dem Wissenschaftsministerium auch im
Bezirk dafür gewesen, aber jetzt auf einmal – "Mein Name ist Hase, ich
weiß von nichts" – ist sie der motivierte großartige Gegner. Es dürfte
wohl damit zusammenhängen, dass eben der Kollege Ulm vorher die ÖVP-Alsergrund
übernommen hat und hier versucht, vermeintliche Rosinen aus dem Kuchen zu
picken.
Ich kann nur eines sagen: Instringentes,
zwiespältiges Verhalten hat noch nie zu einem politischen Vorteil geführt. (Beifall
bei der SPÖ.)
Im Herbst wurden dann weitere Gespräche versprochen
und auch der Mediationsprozess beschlossen und eingeleitet. Es gab hierzu eine
Vielzahl von Terminen, wo eben diese moderierten Gespräche stattgefunden haben,
und bei diesen fünf, sechs – ich bin mir jetzt nicht ganz sicher – oder sieben
Terminen, die zu diesem Thema stattgefunden haben, ist ja auch viel diskutiert
worden. Hier kam es dann nur auch zu diesem eigenartigen Ereignis, dass die GRÜNEN
in ihrer wahrseherischen Fähigkeit schon vor der Sitzung gewusst haben, dass
die Sitzung ganz negativ und schlecht ausgehen wird. Wie oft bei Wahrsagern –
die zweite Lehre daraus – geht es ganz anders aus und es kam zu einer
neuerlichen Veränderung, Verbesserung und Kompromissorientierung des Antrages.
So konnte der StR Schicker dank seiner
Vermittlungsfähigkeit – ich möchte das noch einmal betonen, denn der StR
Schicker hatte ja zu vermitteln zwischen dem Grundeigentümer
Bundesimmobiliengesellschaft, hinter der die ÖVP mit dem Minister Bartenstein
steht, dem Wissenschaftsministerium, hinter dem die Elisabeth Gehrer steht, und
den Interessen der Bürger – einen Kompromiss erreichen, der letztendlich als
Abänderungsantrag im Stadtsenat eingebracht wurde.
Und jetzt, bevor sich eine Legendenbildung zum
Stadtsenat breit macht, erlauben Sie mir auch, dass ich hier ein Scherflein zur
Wahrheitsfindung beitrage und Ihnen ein bisschen aus dem Protokoll des
Stadtsenates vortrage. StR Schicker meldet sich zu Wort, er bringt den Antrag
ein, erklärt ihn mündlich. Dann kam die Frage vom Bürgermeister: "Hast du
ihn schriftlich?" Schicker sagt: "Ja!" Bürgermeister: "Dann
würde ich vorschlagen, dass wir den Tagesordnungspunkt an das Ende der Tagesordnung
zurückstellen, damit in der Zwischenzeit der Abänderungsantrag kopiert werden
kann." Das geschah, und am Ende der Stadtsenatssitzung, nachdem alle den
einseitigen Abänderungsantrag kopiert bekommen hatten – er ist also dann
schriftlich vorgelegen –, ist er, nachdem ja alle politischen Fraktionen des
Hauses so exzellente Experten in der Frage Sensengasse sind, diskutiert und
beschlossen worden.
Also nur soviel zur Legendenbildung. Ein
schriftlicher Abänderungsantrag ist keinesfalls ein mündliches Stück.
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