Gemeinderat,
24. Sitzung vom 30.01.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 42 von 82
Vorgänger, der VBgm Görg, damals während viereinhalb Jahren
abhalten ließ: Es sind zwei. Seit ich Stadtrat bin, hat die
Stadtentwicklungskommission mittlerweile vier Mal getagt! Seit ich Stadtrat
bin, hat der Arbeitsausschuss der Stadtentwicklungskommission sogar fünf Mal
getagt! Die Schwierigkeit dabei ist nur, dass die Fraktionen sehr oft nicht
einmal das Recht wahrnehmen, sich dort zu informieren, geschweige denn an den
Sitzungen teilzunehmen. Ich kann nichts dafür, wenn die Fraktionen die
Informationsmöglichkeit nicht nutzen, ich biete diese Möglichkeiten. Es wird
doch qualifizierte Fachinformation geboten und es kommt zu Beschlussfassungen,
die dann die weitere Gestaltung dieser Stadt mitsteuern.
Wenn man dieses Recht nicht wahrnimmt und wenn man zu
den Sitzungen dort nicht hingeht - und bei vielen Fraktionen ist es mehrfach
passiert, dass an diesen Sitzungen überhaupt kein Vertreter teilgenommen hat -,
dann ist das - naja - eine Informationsverweigerung. Wenn man diese
Informationsverweigerung betreibt und dann hergeht und sagt: Da haben wir
nichts erfahren und der Stadtrat sagt uns nichts und der Stadtrat übt voll die
Macht aus und das ist die Machtpräpotenz der SPÖ - dann kann ich nur sagen: Es
ist Ignoranz bei den anderen Fraktionen, wenn man sich die Informationen, die
geboten werden, nicht holt und diese nicht in Anspruch nimmt!
Nächster Punkt. Die Information der GemeinderätInnen
ist eine wichtige, aber sie ist nicht die alleinige. Wichtiger für mich aber
sind nicht die, die kraft ihres Mandats, damit sie dieses ausüben können, die
Gesetze kennen sollten, nach denen wir handeln, die die Beschlüsse des
Gemeinderats kennen müssen, die informiert sein sollten, die Zeitungen lesen
sollten und das Internet anschauen sollten, sondern mir geht es um den Bürger
und die Bürgerin, die diese Informationsverpflichtung selbst nicht haben, die
quasi überfallen werden, wenn auf einmal eine Flächenwidmung geändert wird, ein
Haus gebaut wird oder eine U-Bahn fahren soll und sie davon nichts wissen.
Diesen Bürgerinnen und Bürgern kann man nicht vorwerfen, dass sie sich diese
Informationen nicht selbst holen, denn hier besteht eine Bringschuld der
öffentlichen Hand.
Wie wir dieser Bringschuld der öffentlichen Hand
nachkommen, das darf ich Ihnen einmal kurz beschreiben:
Wir haben im Rahmen der Stadtentwicklungsplanung eine
der umfangreichsten Webpages, die die Stadt Wien überhaupt hat und wir sind
international dafür bekannt, dass wir unser "www.wien.at" sehr
umfangreich und sehr gut gestalten und das immer wieder nachgeführt ist. Sie
finden den Flächenwidmungs- und Bebauungsplan, wahrlich kein leichtes Dokument,
im Internet. Sie geben die Adresse ein und Sie bekommen die Widmung
ausgedruckt. Sie können im Plan zoomen. Sie können die besonderen
Bebauungsbestimmungen dort vorfinden. Das, was Rechtsbestand ist, ist daher
übers Internet erhältlich.
Wir haben im Internet zusätzlich seit Dezember mit
einem hervorragenden Probebetriebsergebnis zwei in der öffentlichen Auflage
befindliche Flächenwidmungspläne, Entwürfe von Flächenwidmungs- und
Bebauungsplänen, sodass niemand mehr auf irgendwelche Amtsstunden angewiesen
ist, sondern sich zu Hause von seinem PC aus anschauen kann, was in seiner
Gegend passieren kann und wird und sofort die Möglichkeit hat, seine
Stellungnahme einzubringen. Und das funktioniert. Wir haben je Dokument während
der öffentlichen Auflage dieser beiden Dokumente 50 Zugriffe gehabt.
50 Zugriffe pro Tag und das 6 Wochen hindurch! Also man kann nicht
sagen, dass wir da die Öffentlichkeit nicht informieren.
Außerdem gibt es für jeden Flächenwidmungs- und
Bebauungsplan, der in die öffentliche Auflage kommt, die Postwurfsendung. Die
gibt nur rudimentäre Information, das ist schon klar, aber sie gibt auch genaue
Angaben, wo und wie man sich genauere Informationen holen kann.
Weiters haben wir folgende Veränderung vorgenommen,
die unter Hannes Swoboda auch üblich war und die unter Görg leider
eingeschlafen ist, aber Hannes Swoboda hat zum Beispiel für das
Nordbahnhofareal einen Strukturplan entwickelt gehabt und nach dem wird jetzt
die Flächenwidmung mit einer großen, langen und breiten öffentliche Diskussion
dazu abgearbeitet.
Wir haben heute hier im Gemeinderat zwei
Strukturpläne zur Beschlussfassung und ich darf Ihnen kurz die Genesis dieser
beiden Strukturpläne schildern: Für beide Pläne gab es Architektenentwürfe.
Beide Pläne sind damals schon, als der Architektenentwurf fertig war,
öffentlich bekannt gemacht und intensivst diskutiert worden. Nach der
Überführung in etwas, das auch für die Flächenwidmung künftig Grundlage sein
kann, haben wir diese beiden Pläne erstens einmal den Bezirken zur internen
Diskussion zur Verfügung gestellt. Wir haben zweitens diese Pläne auch in den
Bezirkszeitungen publiziert. Wir haben diese Pläne dann in Ausstellungen im 3.
und im 11. Bezirk gezeigt. Wir haben über diese Ausstellungen und auch
während der Zeit, wo das ausgestellt wurde, mit Mitarbeitern der Stadtplanung
informiert. Und wir haben es dann über den Weg
Stadtentwicklungskommission-Arbeitsausschuss und Stadtentwicklungskommission in
Richtung Gemeinderatsausschuss und Stadtsenat gebracht und heute ist es hier im
Gemeinderat.
Dieses Produkt "Strukturplan" ist ein
Instrument, das klarstellt, was in groben Zügen in diesen Gebieten passieren
soll und ist noch kein Rechtsdokument, noch keine Verordnung so wie es der
Flächenwidmungs- und Bebauungsplan ist, sodass jeder weiß, was ihn dort
erwartet und jede Bürgergruppe, Bürgerinitiative, jede Gruppe von Anrainern,
Grundstückseignern und Investoren weiß, was dort sein soll.
Sie wissen ganz genau, Herr Kollege Neuhuber, dass in
diesem einen Dokument "Mehrwert Simmering" ein offen gelegter,
durchgearbeiteter Entwurf in einer Form, die transparent und nachvollziehbar
ist, dabei ist, wie wir mit dem Planwertausgleich umgehen können und wo sich
nachher niemand genötigt fühlen muss.
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