Gemeinderat,
24. Sitzung vom 30.01.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 46 von 82
überlegte Reise wichtiger oder richtiger ist als eine, die
Sie jetzt quasi vorschlagen: Zischen wir ganz schnell hin, ich weiß nur nicht
wohin, aber ich bin ganz schnell dort! So wie es der Herr Haupt mit der
Unfallrentenbesteuerung gemacht hat. Zischen wir ganz schnell hin, fahren wir
über die Leute drüber, kassieren wir von denen, die eh wehrlos sind, die
Unfallrenten - und nachher komme ich drauf, dass das vielleicht doch nicht
meiner politischen Meinung entspricht und die armen Schlucker da zum Handkuss
kommen. Oder: Ganz schnell die Ambulanzgebühr einheben, ganz schnell, wir
wissen nicht wohin, aber dafür sind wir ganz schnell dort! Und was ist jetzt?
Jetzt denkt man darüber nach, diese gänzlich abzuschaffen, weil sie mehr kostet
als bringt. Also wenn Sie es nicht polemisch und rein parteitaktisch meinen,
dann folgen Sie vielleicht dem Weg der kleinen Schritte, weil - und ich sage es
noch einmal - auch die längste Reise mit den kleinsten Schritten beginnt.
Von der ÖVP verstehe ich diese Doppelzüngigkeit
eigentlich nicht, weil, soweit ich interessiert zugehört und mich auch
vorbereitet habe, ja die Anfänge dieses Planungsakts in der Ära Görg liegen und
niemand hätte Sie beziehungsweise den Herrn Stadtrat und Ihren
Ausschussvorsitzenden daran gehindert, Bürgerbeteiligungsverfahren schon in
diesem frühen Stadium einzuleiten! Also denke ich mir, es ist weniger Ihre
sachliche Überzeugung, sondern eigentlich nur parteitaktisches Verhalten und
Ihnen ist in dieser Frage die Alsergrunder Bevölkerung nahezu oder wirklich
wurscht. Es ist Ihnen nur wichtig, wie Sie mit einem neuen Bezirksparteiobmann
über die Runden kommen und hängen sich jetzt, wie Sie glauben, populistisch an
eine Richtung an und haben in Wirklichkeit nur die Parteitaktik im Kopf, sonst
aber sind Sie von keinen edleren Motiven getragen.
Jetzt noch eine kurze Anmerkung zum Skandalwisser
Günter, seines Zeichens auch Oberlehrer des Gemeinderats, der Herr Kenesei. Er
wittert ja überall gleich einen Planungsskandal, hat aber für Kompromisse eine
eigene Definition. Er sagt zum Kompromiss: Nicht jeder hat das erreicht, was er
will. Das ist ein Kompromiss leider immer. Das ist die Definition und der
Inhalt dieses Begriffs, dass nicht jeder das erreicht, was er will, sondern
dass man zuerst entgegengesetzte Auffassungen hat und man sich dann
schrittweise annähert.
Ein Kompromiss und ein Mediationsverfahren kann nicht
so sein, dass sich alle durchsetzen. (GR
Dr Herbert Madejski: Ein bißchen schon!) Das ist nahezu die Politik der ÖVP,
kann ich mich erinnern. Da gab es irgend einen Vorsitzenden, ich weiß jetzt
nicht mehr wer, der gesagt hat: Für
alle Grün. Das war der Wille oder wie er geheißen hat. (GR Heinz Hufnagl: Der Wille! Der Wille!) Ja genau, der Herr Dr
Wille: Grün für alle, Kompromiss und Beteiligung für alle heißt, jeder setzt
sich durch.
Das geht ganz einfach nicht, dazu braucht man
politisch nicht hoch geschult zu sein, denn jeder, der in einer Familie, in
einer Beziehung lebt weiß, dass Kompromisse beim Zusammenleben bedeuten, dass
man auch von seiner Meinung weggehen muss. Im übrigen tut mir persönlich das
manches Mal Leid, weil ich dann auch persönlich sehr darunter leide.
Aber es gibt auch keine skurrile Vorgangsweise, wie
der Herr Skandalwisser Günter von den GRÜNEN gesagt hat, sondern - und darauf
hat der Herr StR Schicker schon hingewiesen - es handelt sich hier um eine
öffentlich-rechtliche Vorgangsweise nach bestimmten gesellschaftlichen,
politischen, aber vor allem rechtlichen Spielregeln. Diese Spielregeln muss
jeder einhalten. Das Ziel ist ja, dass man vielleicht durch Gespräche, durch
Initiativen diese Spielregeln auch einmal ändert.
Besonders hervorheben möchte ich noch, dass ich
eigentlich noch nie eine solche politische Kindesweglegung beobachten konnte
wie in den Stunden der heutigen Diskussion zu diesen Akten. In Wirklichkeit
sollte man hier vorne eine politische Babyklappe bauen - vielleicht kann der
KAV hier hilfreich zur Seite stehen, im Wilhelminenspital gibt es das ja - und
jeder, der im Laufe der Zeit bei einem Projekt aus parteitaktischen Gründen die
Meinung ändert, nimmt das Projekt und legt es in die politische Babyklappe
hinein. Dann wäre sie heute von zwei Fraktionen wirklich schon völlig blattelzu
gewesen, weil die Einzigen - und das muss ich dem Rüdiger und seinen Kollegen
anrechnen -, die stringent immer gegen jede Verbauung waren, das waren die
GRÜNEN. Alle anderen haben in den Anfängen über Jahre diesem, genau diesem
Projekt zugestimmt und zwar in einem Ausmaß, dass noch viel mehr verbaut hätte
werden sollen als jetzt bei dem Kompromiss herausgekommen ist. (GR Franz Ekkamp: Hört! Hört!)
Die Freiheitlichen zum Beispiel haben einem Vorschlag
im Bezirk zugestimmt, wo 75 Prozent verbaut gewesen wären! Jetzt stellen
Sie sich her und sprechen davon, dass über Sie und über die Bezirksbevölkerung,
aber vor allem über Sie mit einer absoluten sozialdemokratischen Mehrheit
hinweg gefahren wird. Würden wir das wirklich tun, dann würden wir jetzt und in
den Monaten zuvor nicht dermaßen viel und genau über dieses Projekt gesprochen
haben und das auch gemeinsam mit der Bevölkerung erarbeitet haben.
Ich habe in diesem Zusammenhang auch das Pouvoir vom
Herrn BV Benke, von "dem" Benke, dass er dezidiert festhalten möchte,
dass es von seiner Seite nie eine Zusage dafür gegeben hat, im Bauausschuss
über den § 69 einer Erhöhung zuzustimmen und dafür eine Mehrheit zu
suchen.
Ganz wichtig ist: Bei einem Kompromiss muss man
überlegen, welche positiven Punkte es nun für den Bezirk gibt und welche
negativen.
An positiven Punkten gibt es die Sporthalle, das
heißt, bei jedem Wetter Sport betreiben zu können, und eine Öffnung für die
Schulen, was ganz wichtig ist. Daneben gibt es den Hort, daneben gibt es die
Volksschule. Wenn auch die anderen Schulen im Bezirk dieses Areal nützen
können, so wäre das ein entscheidender Fortschritt.
Oder dass es öffentliche Durchgänge gibt, dass man vom
Campus bis zum Arne-Carlsson-Park und bis zur Währinger Straße durchgehen kann
und dass man zum Beispiel eine Tiefgarage hat, um den Campus von den
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