Gemeinderat,
24. Sitzung vom 30.01.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 48 von 82
darauf an, dass man alles gibt, was rechtlich notwendig ist,
sondern bei einer Kommunikation ist es auch erforderlich, dass die Information
auch ankommt. Kommunikation ist nicht nur eine Holschuld, sie ist auch eine
Bringschuld. Sie müssen das von beiden Seiten betrachten. Wenn die Bürgerinnen
und Bürger sich nicht sicher sind, was hier wirklich passiert, so ist es Ihre
Aufgabe, darauf einzugehen. Stimmt es wirklich, dass Sie sagen, Sie tragen in
dem ganzen Verfahren keine Verantwortung, sondern die Verantwortung trägt ganz
alleine Ihre Fraktion, die SPÖ-Fraktion, die das heute bestimmt? Das heißt, Sie
lösen sich los von Ihrer Verantwortung und übertragen das Ihren Kolleginnen und
Kollegen der Fraktion, weil die es ja sind, die heute dieses Dokument
beschließen werden und die es sind, die damit die Verantwortung tragen. Ich
glaube, so leicht können Sie es sich nicht machen!
Lassen Sie mich von Ihren Plänen auch noch Ihre
Grundsätze zitieren. Es ist, glaube ich, sechs Wochen her, da wurde der Wiener
Umweltbericht veröffentlicht und da geht es um alle Teilbereiche der Stadt. Es
geht auch darum, wie man umweltgerecht plant und entwickelt. Ich möchte Ihnen
davon eine Passage vorlesen: "Besonderer Schutz für Anrainer bei
Großbauvorhaben. Großbauvorhaben belasten die Bewohner im Umfeld durch
zusätzliches Verkehrsaufkommen oder Lärm und verschlimmern die Parkplatzsituation.
Deshalb wurde die Bauordnung für Großbauvorhaben novelliert. Bevor eine Zone
für Großbauvorhaben festgesetzt wird, wird geprüft, welche Auswirkungen auf die
Stadtstruktur, insbesondere die Verkehrsverhältnisse, ein derartiges
Großbauvorhaben nach sich ziehen würde. Das gilt doch dem Schutz der
Bevölkerung vor Lärm, Schmutz und Geruchsbelästigung. Grundsätzlich ist eine
Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz notwendig."
Ich denke mir, das könnten wir alles unterschreiben.
Perfekt. Doch beim nächsten Satz, und das ist der letzte Satz hier, wissen wir,
was hier falsch läuft. Der nächste Satz heißt nämlich: "Kann dieser
Nachweis nicht erbracht werden, erfolgt keine entsprechende Widmung."
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wenn Sie Ihren
eigenen Plan, den Sie hier erst vor sechs Wochen veröffentlicht haben, ernst
nehmen würden, dann dürften Sie heute nicht widmen!
Also wir verlangen von Ihnen: Setzen Sie Taten und
reden Sie oder schreiben Sie nicht nur dazu, sondern versuchen Sie das zu machen,
wozu Sie auch Ihre Worte hergeben. (Beifall
bei der ÖVP.)
Frau Kollegin Malyar, Sie haben gesagt, dass sie das
Pouvoir des Herrn Bezirksvorstehers haben hier zu sagen, er hätte in keiner
Weise irgend eine Zusage im Rahmen des Bauvorhabens für den 69er gegeben. Ich
darf es Ihnen hier noch einmal zitieren, meine Damen und Herren: Es gibt ein
Schlusspapier von den moderierten Gesprächen zum Thema Flächenwidmung
Sensengasse vom 14.01.2003. Aus diesem Papier geht klar hervor, dass von der
Bezirksvertretung Alsergrund der Herr BV Benke teilgenommen hat. Er steht hier
drinnen. Unter Punkt 2 heißt es: "Der Bezirk wird im Zuge des
Bauverfahrens einer unwesentlichen Abweichung von den Bebauungsbestimmungen (§
69 BO) im Hinblick auf die Erhöhung von Bauhöhen beziehungsweise Kubaturen nahe
treten."
Na was soll denn das sonst heißen als dass Sie sich
vorstellen können, dass Sie im 69er eine Ausweitung machen? Warum sonst müsste
dieser Satz da stehen, wenn Sie das nicht vorhätten? Dann hätten Sie diesen
Satz ja nie schreiben müssen! Sehen Sie, das sind diese offensichtlichen
Verwendungszusagen und mit diesen Verwendungszusagen sind wir im
Untersuchungssausschuss auch schon vom Ex-Planungsstadtrat Swoboda konfrontiert
worden. Das sind diese Verwendungszusagen und das lehnen wir ab! (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren, vor allem meine Damen und
Herren der SPÖ-Fraktion, ich bitte Sie, dass Sie sich selbst, weil der Stadtrat
ja gesagt hat, Sie sind dafür verantwortlich, den Stadtrat heute davor bewahren,
einen wahren Unfug zu leisten. (GR Heinz
Hufnagl: Ist das kein Unfug, was Ihre Freunde in der Bundesregierung machen?) Einen
wahren Unfug (GR Heinz Hufnagl: Sehr
gut!), einen wahren Unfug, wo Sie über die Bürgerinnen und Bürger drüber
fahren (GR Heinz Hufnagl: Das ist ein
Unfug? Das werden wir Ihren Freunden in der Bundesregierung kommunizieren!),
einen wahren Unfug, wo Sie die Bürgerbeteiligungen nicht ernst nehmen, so wie
in vielen, vielen anderen Gebieten! (GR
Heinz Hufnagl: Sehr gut! Sehr gut!)
Ich habe mich ja schon sehr lange gefragt: Warum
nimmt der Herr Stadtrat im 9. Bezirk immer so sehr auf den BV Benke
Rücksicht? Ich schätze ihn als Experten ja wahnsinnig und ich bin mir auch
sicher, dass ihn da sein Expertenwissen eigentlich vor Vielem bewahren hätte
können. Diese Verteidigung von der Kollegin Malyar heute lässt einfach wirklich
auch den Schluss zu, dass hier mehr dahinter stecken muss. Vielleicht, Herr
Stadtrat, warten Sie ganz einfach noch ein paar Monate. In ein paar Monaten
müssen Sie vielleicht nicht mehr dem BV Benke nachgeben, denn da gibt es
vielleicht schon seine Nachfolgerin oder seinen Nachfolger. Dann können Sie
freier handeln und haben nicht mehr die Notwendigkeit, hier einen Unfug zu
leisten, der nicht notwendig ist. Überlegen Sie sich das noch einmal ganz
genau.
Wir stimmen daher auch dem Absetzungsantrag zu, der
zuvor eingebracht worden ist.
Aber, meine Damen und Herren, lassen Sie mich in
diesem Zusammenhang noch etwas mehr auf die Versäumnisse und Flops in der Planung
eingehen.
Es war ja nicht nur die Spittelauer Lände, auf die wir heute
schon zu sprechen gekommen sind. Es sind ja auch viele, viele andere Projekte
und eines davon ist heute wieder öffentlich geworden, und zwar das Projekt der
Nordostumfahrung. Vor über einem Jahr wurde der Prozess SUPer NOW eingeleitet,
ganz groß als neues Instrument gefeiert, als strategische Umweltprüfung, und
als ein Instrument, mit dem man rasch zu einer Lösung kommt und gleichzeitig zu
einer umweltverträglichen Lösung für eine Nordostumfahrung kommt. Wie sich
heute herausstellt, wird es zu keiner Entscheidung bei
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