Gemeinderat,
24. Sitzung vom 30.01.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 51 von 82
Prozedere abgeht, sondern der Punkt ist, welche Interessen
es am Anfang gibt. Die Anfangsinteressen waren klar. Die BIG ist eine
Gesellschaft, die an und für sich dem Souverän gehört. Nur der Souverän hat
keine Möglichkeiten, sondern die BIG hat im Laufe des Verfahrens einen Satz von
sich gegeben, und zwar später in einer Presseerklärung, wo sie sagt, das käme
einer Enteignung gleich. Wie kann sich der Staat aber selbst enteignen? Das
geht gar nicht. Das ist ein Humbug, ein Holler sozusagen.
Das Zweite ist: Was wollte die SPÖ? Im
Bezirksentwicklungsplan steht oft: "Öffnung der Grünfläche, keine
Versiegelung", aber Versiegelung ist passiert. Wenn man der Martina Malyar
zuhört, sagt man, 700 Quadratmeter Grünfläche wurden gewonnen. Aber ein paar
Tausend sind verloren gegangen, wenn man sich die Bilanz anschaut. Laut
Bezirksentwicklungsplan 6,1 Prozent Grünfläche, jetzt könnte ich es mir
ausrechnen, aber es ist sicher unter die 6-Prozent-Grenze gefallen, liebe
Martina! Da muss man nur rechnen. Wenn du das als kleine Schritte bezeichnest,
da denke ich mir, das kann man in die andere Richtung rechnen und irgendwann
ist einmal null auf der einen Seite.
Noch einmal zurück, ein wichtiger Punkt, wenn ich mir
anhöre, was da passiert. Die Bürger und Bürgerinnen haben sich angestrengt. Ich
finde es eine Verhöhnung von Michael Landesmann, wenn man sagt, das und das ist
durchgesetzt worden. Wunderbar, aber der Aufwand! Warum ist die SPÖ nicht von
Anfang an bereiter gewesen, mit den Bürgern zu arbeiten. Es stimmt schon, ein
Besitzer hat das Recht, dass etwas damit passiert, nur die Frage ist, wer der
Besitzer ist. Die BIG allein ist es nicht. Es ist der Souverän. Das sind wir
auch, aber alle anderen Alsergrunder und ÖsterreicherInnen von Bregenz bis zum
Neusiedlersee genauso. Die haben ebenso ein Recht zu erfahren, warum das so
ist. Da hat man gesagt, wir machen einen Kompromiss mit den Bürgern, das geht
sich schon aus, ein paar Prozente. Ich weiß schon, ich war ein bisschen
polemisch, aber für mich ist das ein wichtiger Punkt.
Noch einmal: AGENDA 21 im 9. Bezirk, da
haben Hans Benke und die VHS große Verdienste, das ist keine Frage. Aber ich
habe mir erwartet, dass da mehr Bewegung ist. Da hat sich die SPÖ meiner
Meinung nach viel zu wenig bewegt. Ich würde mir bei weiteren Projekten in Wien
wünschen, dass man nicht so
lange braucht und sich nicht so anstrengen muss, weil die Bürger nicht die Zeit
haben, denn sie müssen am nächsten Tag arbeiten gehen. Wir haben die Zeit, es
ist unser Beruf, es zu machen. Die BürgerInnen haben auch andere Berufe und das
macht es schwierig, wenn man Kampfverhandlungen führt, wo die einen einfach
telefonieren dürfen, es hauptberuflich machen und die anderen Amateure sind.
Wir haben Real Madrid gegen SC Eisenstadt losgelassen. Das war es ungefähr.
Seien wir froh, dass die Eisenstädter wenigstens ein Tor geschossen haben! -
Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet hat sich Herr Mag Gerstl. Er hat noch eine Redezeit von drei
Minuten.
GR Mag Wolfgang Gerstl (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter!
Meine Damen und Herren!
Es zahlt sich nicht aus,
auf den Kollegen Hufnagl zu replizieren. (GR Heinz Hufnagl: Weil ich wahr
gesprochen habe!) Ich glaube, das erübrigt sich von selbst, weil die
Fakten eine andere Sprache sprechen.
Damit der Stadtrat und die Sozialdemokraten hier in
Zukunft keine Fehlentscheidungen mehr treffen und das Projekt
"Viennabikes" genau vorbereiten können, hat die Österreichische
Volkspartei einen Antrag mit einem konkreten Ablaufplan, der nachvollziehbar
ist, vorbereitet. Wir dürfen diesen Antrag übergeben. Wenn Sie sich daran
halten, wird das Ergebnis sicher in Ordnung sein. - Danke. (Beifall bei der
ÖVP. - GR Christian Oxonitsch: So viel zum Thema "Flop"!)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort ist niemand mehr gemeldet. Der Herr Berichterstatter hat das Schlusswort.
Berichterstatter GR Erich Valentin: Herr Vorsitzender!
Herr Stadtrat! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich möchte als Berichterstatter lediglich auf drei
Punkte eingehen, die in der Diskussion meiner Ansicht nach leicht verfälscht
wurden oder nicht den Tatsachen entsprochen haben.
Zum einen: Der Kollege Gerstl hat durch das Zitieren
des Wiener Umweltberichts und durch einen Quervermerk zur Tätigkeit der
Untersuchungskommission den Eindruck erweckt, als würde die Beschlussfassung
dieses Flächenwidmungsplans mit zwei Prinzipien der Stadt Wien nicht
übereinstimmen. Ich möchte festhalten, dass dem nicht so ist, dass der Flächenwidmungsplan,
wie er uns jetzt vorliegt, selbstverständlich auch mit den Zielsetzungen des
Wiener Umweltberichts übereinstimmt und dass die Grundvoraussetzungen für
Bauvorhaben, wie es auch die Umweltabteilung dieses Hauses sieht, durchaus
d'accord sind.
Zum Zweiten, meine Damen und Herren, möchte ich ein
Dankeschön aussprechen, und zwar ein Dankeschön an die Damen und Herren
Bürgerinnen und Bürger der Stadt, die sich im Zuge dieses
Flächenwidmungsverfahrens eingebracht haben. Wir wissen, dass das eine ganz massive
Arbeit war, dass es gerade für Bürgerinnen und Bürger neben der Berufssituation
sicherlich nicht leicht ist, die Zeit aufzubringen. Dafür ein herzliches
Dankeschön!
Es war retrospektiv gesehen. Was können wir aus diesem
Verfahren lernen? Etwas, das durchaus einen Großteil der Irritationen im
weiteren Verlauf bewirkt hat, die Tatsache, dass ein Umstand des
Flächenwidmungsverfahrens, der an sich positiv ist, nämlich dass der erste
Schritt der Öffentlichkeit im Bezirk situiert ist, dort wo Bezirksmandatarinnen
und Bezirksmandatare zu Hause sind, die die Wünsche, die Sorgen, die Nöte des
Bezirksbewohnerinnen und -bewohner kennen, dort situiert ist. Dieses System hat
in dem Punkt relativ versagt, insofern als zwei Parteien, die nach langer
Diskussion
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