Gemeinderat,
24. Sitzung vom 30.01.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 59 von 82
durchzuführen.
Gibt es dagegen einen Einwand? - Das ist nicht der
Fall.
Ich bitte somit die Berichterstatterin, Frau GRin
Yilmaz, die Verhandlung einzuleiten. - Ich nehme an, es ist ein
Berichterstatterwechsel geplant. Frau GRin Frauenberger, bitte schön.
Berichterstatterin GRin Sandra Frauenberger:
Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Ich bitte um Zustimmung zum vorliegenden Poststück.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Gemeldet ist Frau GRin Dr Vana. - Bitte.
GRin Dr Monika Vana (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin!
Meine Damen und Herren!
Ich möchte zunächst einmal meiner Freude Ausdruck
verleihen, auch im Namen meiner Fraktion, dass heute ein wichtiges
frauenpolitisches Signal in Wien gesetzt wird, nämlich, dass etwas endlich
möglich ist, wofür wir jahrelang gemeinsam mit den Fraueninitiativen in dieser
Stadt gekämpft haben, eine mehrjährige Basisfinanzierung für Frauenprojekte.
Das werden wir heute mit Mehrheit in diesem Gemeinderat beschließen und das
freut uns. Wir hätten gern noch eine weiter gehende Regelung gehabt, dass nicht
nur Frauenvereine Dreijahresverträge bekommen, die schon sehr lange in Wien
verankert sind, traditionell institutionalisiert sind und mindestens drei Jahre
schon Einzelverträge mit der Gemeinde Wien haben, aber wir freuen uns, dass
zumindest das jetzt möglich ist.
Wir freuen uns auch besonders über eine Regelung, wo
Wien jetzt Vorreiterin ist, nämlich die jährliche Valorisierung der
Subventionen um zumindest zwei Prozent, was sowieso nicht viel mehr als die
typische Inflationsabgeltung ist, das heißt, eigentlich etwas
Selbstverständliches sein sollte. Leider gibt es in anderen Bereichen die
Mehrjahresverträge nicht, zum Beispiel im Kulturbereich. Da schaue ich zur ÖVP,
die sich seit Jahren auf die Fahne heftet, die mehrjährigen Finanzverträge, die
Dreijahresverträge, für Kulturinitiativen in Wien, möglich gemacht zu haben. In
vielen Bereichen gibt es die Valorisierung leider nicht, aber zumindest für die
Frauenprojekte. Das ist schön. Jetzt haben wenigstens zehn Frauenprojekte, die
wir heute beschließen, eine Existenzmöglichkeit, zumindest eine
Basisfinanzierung, denn mehr ist das ja nicht.
Schauen wir uns die Beträge an, um die es heute geht.
Es ist irgendwie gerade eine Lebensmöglichkeit für Fraueninitiativen, die zumindest
für drei Jahre besteht. Es ist nicht jedes Jahr am Jahresende die Unsicherheit
da, ob man im nächsten Jahr noch Finanzmittel bekommt, um seine Arbeit
überhaupt fortsetzen zu können. Das war eine unerträgliche Situation für
Fraueninitiativen.
Das werden wir heute beschließen und das ist ein
wichtiges Signal, das wir Grüne sehr unterstützen. Wir danken auch der Frau
Stadträtin für diese Initiative, dass das jetzt möglich ist. (Amtsf StRin Mag Renate Brauner: Bitte,
bitte!) Es ist nicht nur politisch wichtig, es ist auch sachlich mehr als
gerechtfertigt. Sachlich deshalb, weil es nicht nur eine
Verwaltungsvereinfachung für die MA 57, sondern auch für die Vereine ist.
Es bringt endlich die längerfristige Planungsmöglichkeit. Es bringt mehr Flexibilität.
Es bringt endlich die Vermeidung von Finanzierungslücken und eine bessere
Absicherung.
Ich sage das mit der sachlichen Rechtfertigung
deshalb, weil uns auch von Unternehmensberatungsfirmen bestätigt wurde, dass
das eine Notwendigkeit ist. Ich sage das auch deshalb - da schiele ich in
Richtung der ÖVP, die mich heute sehr erstaunt und eigentlich erschüttert -,
weil ich nicht verstehe, weshalb wir heute im Gemeinderat diese Debatte über
die Dreijahresverträge und über die Valorisierung führen müssen, da es
eigentlich die ÖVP war, die vor Jahren die Dreijahresverträge im Kulturbereich
als große Errungenschaft, als große Neuerung, eingeführt und sich auf ihre
Fahnen geheftet hat.
Da kann ich Ihnen unzählige Redebeiträge von Ihnen
zeigen. Ich habe einige davon hier und werde sie Ihnen auch vorlesen, weil sie,
glaube ich, sehr gut passen, weil man damit sehr gut zeigen kann, dass Sie mit
zweierlei Maß messen und KünstlerInnen, Kulturinitiativen und den eigenen
Machtbereich anders bewerten als den Frauenbereich, in dem es anscheinend
wieder einmal um Ideologie geht.
Ich bin aber deshalb erstaunt, weil Sie im Ausschuss,
der ja diese Dreijahresverträge beschlossen hat, und auch im Arbeitskreis
Frauen, der Ende letzten Jahres stattgefunden hat - da gab es eine sehr
ausführliche, detaillierte Debatte, mit guten Unterlagen auch von Seiten der
MA 57, die sämtliche Auflagen für die Verträge und sämtliche
Finanzierungsmodalitäten genauestens beschrieben hat, die außerdem festgestellt
hat, dass es keineswegs, wie Sie heute in Ihren Anträgen behaupten, um eine
generelle Vergabe von Dreijahresverträgen für alle Frauenvereine geht. Darum
geht es natürlich nicht. Es gibt eine Reihe von Auflagen, zum Teil sogar
ziemlich harten Auflagen, und das gilt natürlich nicht für alle Frauenvereine,
wie ich eingangs erwähnt habe.
Daher wundert es mich, dass Sie hier plötzlich
umfallen, Ihren eigenen Kolleginnen im Arbeitskreis Frauen und im Ausschuss in
den Rücken fallen und jetzt nach außen hin eine ganz andere Position vertreten,
eine Frauen verachtende, sage ich einmal, frauenfeindliche Position, weil Sie
den wichtigsten und am besten institutionalisierten Frauenvereinen in dieser
Stadt heute nicht einmal das Notwendigstes an Dreijahres-Basisfinanzierung
zugestehen wollen. Denn Sie handeln heute mit Ihren Anträgen unehrlich. Sie
behaupten, es geht Ihnen um die Valorisierung, aber darum geht es Ihnen in
Wahrheit nicht. In Wahrheit wollen Sie heute die Dreijahresverträge nicht
beschließen. Sonst hätten Sie ja den Antrag auf Ablehnung der Valorisierung
gestellt. Aber Sie stellen elf Anträge, mit denen wir heute nur das Budget für
2003 beschließen sollen. Das halte ich für unehrlich.
Ich halte es eigentlich für beschämend. Wenn ich Ihnen das
vorlesen darf: 24. November 1998 - Kollege
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