Gemeinderat,
24. Sitzung vom 30.01.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 64 von 82
entschlossen haben - übrigens gegen heftigsten Widerstand
der Sozialdemokraten, die damals sogar ein Rechtsgutachten der Rechtsabteilung
und der Finanz eingebracht haben, um Herrn StR Marboe klarzumachen, dass das
alles budgettechnisch leider nicht geht. Wir haben es dann trotzdem
durchgesetzt, weil der Kulturbereich etwas sehr Spezifisches ist, aus den
beiden Argumenten, die ich Ihnen gesagt habe: Fluktuation der Einnahmen durch
Risikoproduktionen und, Punkt zwei, Verpflichtungen, die Intendanten
insbesondere großer Häuser langfristig eingehen müssen. (Amtsf StRin Mag
Renate Brauner: Wer, glauben Sie, haftet für die Kosten einer hoch
qualifizierten Therapeutin, die eine Frau betreut?) Langsam, Frau Kollegin,
ich komme zu allem. - Das ist also einmal ein Unterschied zwischen dem
Kulturbereich und dem Sozialbereich.
Das Zweite ist, wir haben auch nichts dagegen, dass
Frauenorganisationen oder zum Beispiel Sozialorganisationen mit Dreijahresverträgen
ausgestattet werden. Dagegen ist nichts einzuwenden, wenn es dafür klare
Kriterien gibt. (GRin Martina LUDWIG: Gibt es!) Frau Kollegin LUDWIG,
wenn es so klare Kriterien - Sie sind zum Beispiel auch Mitglied des
Ausschusses der Frau StRin Laska. Warum ist Ihnen das bisher im Ausschuss der
Frau StRin Laska nicht eingefallen? Institutionen, bei denen es um wesentlich
mehr Geld, um wesentlich mehr Beschäftigte geht und die wichtige Leistungen für
die Stadt Wien erbringen - warum ist es interessanterweise im Bereich der Frau
Kollegin Laska nicht dazu gekommen? (Amtsf StRin Mag Renate Brauner - ein
Dokument in die Höhe haltend -: Das sind die Kriterien!) Wo gibt es das dort, bitte? (Amtsf
StRin Mag Renate Brauner: Das sind die Kriterien! - Weitere Zwischenrufe bei
der SPÖ.) Ja, es ist vielleicht
einer.
Der Grund, warum wir uns heute entschlossen haben,
hier gegen die Dreijahresverträge zu stimmen, ist, dass es uns willkürlich
erscheint, dass eine Stadträtin hier zehn Vereine herausnimmt und diese mit
Dreijahresverträgen ausstattet, während das zum Beispiel im Sozialbereich, in
dem es um viel mehr geht und in dem es viel mehr Angestellte gibt, nicht der
Fall ist. Daher würde ich es für eine sinnvolle Vorgangsweise finden, dass wir
den Sozialbereich, den Frauenbereich und auch andere Bereiche zusammen
diskutieren, Kriterien aufstellen und dann beschließen. Darüber können wir
reden. Aber das Argument, nur zu sagen ... (GRin
Martina LUDWIG: Da gibt es andere Verträge!)
Frau Kollegin! Nur das Argument, zu sagen: die
Sicherheit für diese Vereine ist etwas Positives - das sehe ich auch so, ich
bin auch Subventionswerber für den Verein der Sir-Karl-Popper-Schule. Ich würde
mir auch einen Dreijahresvertrag wünschen, sage Ihnen aber ehrlich, die
Typologie, die Einschätzbarkeit von Ausgaben und Einnahmen, macht es mir auch
möglich, jährlich einen Antrag einzubringen. (Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Na ja, wenn Sie mir einen Dreijahresvertrag für alle
Institutionen geben, die das gerne hätten, dann wird es nur noch Dreijahresverträge
geben. Darüber können wir auch diskutieren, dann braucht der Gemeinderat
wahrscheinlich nicht mehr so oft zusammenzutreten. Das kann eine politische
Entscheidung in diesem Haus sein. Aber hier willkürlich einen Bereich
herauszunehmen und zu sagen, wir machen das jetzt für zehn, für alle anderen
tun wir es nicht, das erscheint mir ungerecht, das erscheint mir nicht
nachvollziehbar, und das erscheint mir deshalb einer tieferen Debatte
notwendig. Offensichtlich sind Sie nicht bereit, sich dieser Debatte zu
stellen. Im Kulturbereich haben Sie sich dieser Debatte sehr intensiv gestellt
... (Amtsf StRin Mag Renate Brauner: ... alles in der Unter-Arbeitsgruppe
besprochen!)
Frau Stadträtin! Ich unterstelle Ihnen nicht, dass
Sie in Ihrem Bereich Vorschläge machen können. Sie können aber auch nicht der
Opposition verbieten ... (Amtsf StRin Mag Renate Brauner: Das haben wir in
der Unter-Arbeitsgruppe monatelang diskutiert! Ignorieren Sie nicht den
gemeinsamen Arbeitskreis!) Sie können aber nicht der ÖVP oder der
Opposition verbieten, zu sagen, dass wir Dreijahresverträge außerhalb des
Kulturbereichs hier in diesem Haus diskutiert haben wollen, und zwar, wenn es
dazu kommt, für alle Ressorts und nicht nur für Ihr Ressort. Das bitte ich Sie
einmal zur Kenntnis zu nehmen. (Amtsf StRin Mag Renate Brauner: Sie müssen
ein ziemliches Problem haben! Aber das ist Ihre Angelegenheit!) Das möchte ich jetzt überhört haben,
weil ich glaube, dass wir in einer sachlichen ... (Zwischenrufe bei der
SPÖ.)
Frau Kollegin! Ich weiß
nicht, warum Sie das als persönlichen Affront auffassen, wenn die Volkspartei
hier sagt ... (Amtsf StRin Mag Renate Brauner: Das ist ein Affront gegen die
Frauen, die dringend diese Unterstützung brauchen, nicht gegen mich!) Liebe Frau
Brauner! Sie müssen doch einsehen, dass wir über eine so wichtige Frage wie
Dreijahresverträge nicht nur für Ihr Ressort diskutieren können, sondern: wenn,
dann werden wir über alle Ressorts diskutieren. Das ist eine demokratische
Vorgangsweise, und das müssen Sie einmal zur Kenntnis nehmen. (Beifall bei der ÖVP. - Zwischenrufe bei der
SPÖ.)
Ich glaube, ich habe jetzt dargelegt, dass es gute
Argumente dafür gibt, hier noch einmal eine Diskussionsrunde zu diesem Thema
abzuführen und den Sozialbereich - nämlich den budgetär viel wichtigeren
Bereich der Frau Kollegin Laska - zu inkludieren. Wenn wir dann zu einer
gemeinsamen Vorgangsweise finden (Amtsf StRin Mag Renate Brauner: Mit mir
sicher nicht!), dann wird die Volkspartei die Letzte sein, die die Abhängigkeit
der Vereine von der Stadt Wien, insbesondere von einer absoluten
SPÖ-Stadtregierung in Wien, fördert, und dann werden wir die Ersten sein, die
dem zustimmen - aber nach klaren Kriterien, und wenn, dann für alle Bereiche! (GR Harry Kopietz: GR Salcher hat nichts
gegen Vereine, auch wenn sie sich um Frauen kümmern!)
Herr Kollege Kopietz! Interessant, dass Sie sich auch zu
diesem Thema melden. Das würde jetzt wieder zu einer längeren Debatte führen,
aber der will ich mich entziehen und möchte jetzt als Dokumentation dafür, dass
die Volkspartei selbstverständlich all den geförderten Vereinen zustimmt, hier
zehn Abänderungsanträge
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