Gemeinderat,
24. Sitzung vom 30.01.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 68 von 82
Zum Wort gemeldet ist Frau StRin Mag Vassilakou. – Bitte.
StRin Mag Maria Vassilakou: Sehr
geehrter Herr Vorsitzender! Verehrte Damen und Herren!
Selbst wenn die Kolleginnen und Kollegen von der ÖVP
und der FPÖ es nicht so gerne hören: Der Verein "Public Netbase" hat
sich in den letzten Jahren zu einer wichtigen Institution etabliert, einer
wichtigen Schnittstelle zwischen Kunst, Kultur und neuen Technologien, einer
Institution, die inzwischen nicht nur in Wien, nicht nur in Österreich, sondern
auch europaweit und international Erfolge feiert und sich bereits einen sehr,
sehr guten Namen gemacht hat.
Vielleicht eine kleine Leistungsbilanz aus der
letzten Zeit: Mit dem Projekt "World Information Org" haben sie
weltweit Beachtung gefunden. Inzwischen veranstalten sie - beziehungsweise
bekommen sie Einladungen zu - Symposien, Konferenzen und Ausstellungen, zuletzt
in Amsterdam, in Kanada, in Helsinki, in Berlin. Eine Einladung nach Australien
konnte nicht angenommen werden, und das war schon eine allererste Sparmaßnahme,
weil - Sie werden es gleich hören - die Mittel knapp sind, und zunächst
übrigens in Novi Sad und Belgrad von Ende März bis Anfang Mai.
Nun könnte man meinen, eine Institution, die so gut
gearbeitet hat und so Wichtiges für den Kulturbereich - nicht nur in der Stadt
- geleistet hat, sollte nicht mit Problemen konfrontiert sein, sollte nicht ums
Überleben kämpfen. Aber so ist es nicht: Die Probleme sind in letzter Zeit
nicht weniger geworden!
Sie lassen sich vielleicht im Wesentlichen auf zwei
Punkte zusammenfassen. Erstens wäre da der Finanzbedarf, der gerade noch
gedeckt ist. Die finanziellen Mittel reichen gerade noch aus, um den Standard,
den es bis jetzt gegeben hat, aufrechtzuerhalten. Doch es ist knapp, und die finanziellen
Mittel reichen bei weitem nicht, um das Leistungsangebot weiter auszubauen.
Zweitens wäre da die Standortfrage. Das derzeitige Quartier entspricht den
Anforderungen nicht. Vielleicht ein kleines, banales Beispiel: Die Leitungen
sind zu alt, und man müsste meinen, ein Verein, der auf einem solchen Gebiet
tätig ist, sollte nicht zum Beispiel mit Stromausfällen konfrontiert sein.
Diejenigen von uns, die sich in dem Bereich ein bisschen auskennen, wissen, was
das bedeutet. Das Quartier entspricht also den Anforderungen nicht, und die
Standortsuche geht munter weiter. Zwar könnte der Karlsplatz im Zuge der
Neugestaltungspläne eine neue Adresse für den Verein werden, aber alles das
steht momentan, ehrlich gesagt, in den Sternen.
Nun kommen wir zur Rolle der Stadt Wien in diesem
Ganzen. Es ist ja nicht so, dass die Stadt Wien den Verein nicht unterstützt.
Erfreulicherweise sind wir heute auch hier, um eine weitere Subvention zu
beschließen. Doch das Problem ist und bleibt, dass dieses Geld allein bei weitem
nicht ausreicht. Der Verein kommt, wie gesagt, schwer über die Runden. Er
leistet Wichtiges und Wertvolles und ist nicht imstande, viele, viele Projekte,
viele Ideen, vieles mehr, was er leisten könnte, zu verwirklichen, weil das
Geld eben nicht ausreichend ist.
Auch weiß ich, dass selbstverständlich nicht die
Stadt Wien allein immer für alles aufkommen kann. Diese Diskussion haben wir
von dieser Stelle aus immer wieder gehabt, nicht nur jetzt im Zusammenhang mit
"Public Netbase", sondern im Zusammenhang mit vielen Bereichen und
Vereinen der Stadt Wien, bei denen sich der Bund nach und nach aus der
Verantwortung stiehlt und immer wieder das Argument vorgebracht wird: Na ja,
die Stadt Wien kann nicht immer einspringen und kann nicht alle Löcher stopfen,
die dadurch entstehen.
Doch ich denke, dass es schon eine Überlegung wert
ist, dass die Stadt Wien langsam Prioritäten setzt. Denn: Ja, alles an diesen
Löchern werden wir nicht stopfen können, aber schön langsam sollte uns allen
klar geworden sein, dass sich diese Taktik, diese Politik seitens des Bundes
bis auf weiteres nicht ändern wird. Es ist zwar abzuwarten, was für eine
Bundesregierung in diesem Land kommen wird, doch in der jetzigen Konstellation
muss man, wie gesagt, zur Kenntnis nehmen: Das ist so gewollt, und es wird sich
nicht ändern. Ich denke, dass es an der Zeit wäre, dass die Stadt Wien
Prioritäten setzt und dass die Stadt Wien einfach sagt, diese und jene paar
Projekte sind uns so wichtig und bedeuten so viel für die Stadt, dass wir hier
sehr wohl einspringen und einen bestimmten Standard gewährleisten möchten. Das
ist also in diesem Zusammenhang zunächst einmal eine erste Aufforderung,
endlich in diesen Nachdenkprozess einzutreten.
Zweitens: Meinen Informationen zufolge gibt es
bereits seit längerem Gespräche mit Herrn Kulturstadtrat Mailath-Pokorny und
Vertreterinnen und Vertretern des Vereins, wobei unter anderem eine Art
Partnerlösung angedacht worden ist, eine Kooperation unter mehreren Ressorts
der Stadt Wien, um eine bessere, ausreichendere Subventionierung für den Verein
zu gewährleisten. Es ist gut, dass gesprochen wird, aber inzwischen wird schon
seit einem Jahr gesprochen, und es wäre an der Zeit, dass etwas weitergeht. Es
wäre an der Zeit, dass diese Gespräche ein Ergebnis bringen.
Ich erfahre, dass es der Verein schon so empfindet -
und das ist, bitte, auch etwas, was nicht nur Public Netbase betrifft, sondern
in ähnlichen Konstellationen immer wieder mehrere Vereine betrifft -, dass der
Verein in einer Art Pingpong zwischen den Stadträten hin und her geschickt
wird, das Gefühl hat, dass alle wohlwollend sind, alle diskutieren, alle das
eine hervorragende Idee finden, aber der eine auf den anderen verweist und
schlussendlich nichts weitergeht.
Vielleicht wäre es auch eine wertvolle Anregung, dem
nachzugehen, eine Stelle in dieser Stadt einzurichten, an welche Vereine, die
einen Bedarf in mehreren Bereichen haben, sich wenden können und an der ihnen
geholfen wird, ohne dass sie selbst von Stadtrat zu Stadtrat im Kreis laufen
müssen und dadurch vielleicht ein, zwei, drei, wer weiß wie viele Jahre
verlieren.
In diesem Zusammenhang fasse ich zusammen: Jedenfalls ist es
erfreulich, dass die Stadt Wien auch heuer subventioniert. Noch erfreulicher
wäre es, wenn die Stadt
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