Gemeinderat,
24. Sitzung vom 30.01.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 70 von 82
schon von der unglaublichen Beliebtheit und Akzeptanz, wenn
man selber schätzt, von 2002 auf 2003 um 52 000 EUR weniger
Mitgliedsbeiträge zu bekommen.
Kooperationsprojekte 2002 noch 36 000 EUR,
jetzt nur mehr 20 000 EUR.
Bei den internationalen Kooperationen gab es 2002
noch 35 000 EUR aus EU-Mitteln, heuer gibt es laut Finanzplan von
einer Foundation 10 000 EUR.
Privates Sponsoring, grundsätzlich vielleicht auch
nicht abzulehnen, war ja letztes Jahr noch mit 25 000 EUR drinnen,
jetzt ist es mit Null drinnen. Da geht es ja auch für einen Laien einmal steil
bergauf.
Wir hatten 2002 Eigeneinnahmen, internationale
Kooperationen und Projektgelder, also alles, was von privater Seite und von
EU-Seite kommt und nicht aus öffentlichen Mitteln der Stadt und des Bundes, in
Höhe von 168 000 EUR. Für 2003 haben wir 50 000 EUR, also
nicht einmal mehr ein Drittel davon.
Wenn man jetzt in diesem Finanzplan die
Gesamteinnahmen hernimmt, also das, was hier vorgestellt wird plus die
218 000 EUR Subvention, die, nehme ich an, mit der Mehrheit bewilligt
werden wird, so kommen wir auf 443 000 EUR. Das sind also laut dem
Finanzplan, den Public Netbase vorlegt, die Einnahmen, die 2003 zur Verfügung
stehen werden.
Dem gegenüber stehen aber Ausgaben von
1 093 000 EUR. Das ist eine Diskrepanz, die man als ordentlicher
Kaufmann nicht verantworten kann. Wir sind ja schließlich alle hier als
Politiker dem Bürger verantwortlich für die Steuergelder, einerseits die
Politiker, andererseits ist ja die MA 7 auch dem Kontrollamt und dem
Rechnungshof verantwortlich. Sie können nicht einfach Subventionen geben, wenn
in dem Finanzplan derartige Diskrepanzen zwischen tatsächlichen Einnahmen und
Ausgaben bestehen!
Jetzt könnte man natürlich sagen, na vielleicht sind
das alles nur fiktive Dinge, aber dann schaue ich mir als Beispiel die
Personalkosten an. Da haben wir bei Public Netbase - ein großes Unternehmen -
eine organisatorische Leitung, eine technische Leitung, eine künstlerische
Leitung, eine Geschäftsführung, trouble shooting, Serverbetreuung, Usersupport
und, und, und, Verwaltung, wissenschaftliche Arbeit, und da kommen wir laut
Finanzplan von Public Netbase insgesamt auf 551 000 EUR, meine Damen
und Herren!
Ich rekapituliere: Personalkosten
551 000 EUR, Einnahmen 443 000 EUR. Ich behaupte hier, da
besteht ein eklatanter Erklärungsbedarf und ich freue mich schon darauf, dass
der Herr Stadtrat mir erklären wird, wie dieser Verein überhaupt leben kann,
weil die Personalkosten allein schon laut den Unterlagen, die man uns vorlegt,
die Einnahmen bei weitem übersteigen!
Laut dem Finanzierungsplan für heuer fehlen insgesamt
650 000 EUR inklusive der jetzt zu diskutierenden Subvention. Da gibt
es also nur zwei Möglichkeiten: Entweder das ist ein fiktiver
Finanzierungsplan, das heißt Public Netbase geht her und gibt uns irgendeinen
Finanzierungsplan vor, der mit der Realität überhaupt nichts zu tun hat, dann
ist das eine absichtliche Täuschung des Gemeinderats und deshalb natürlich
abzulehnen, oder er ist nicht fiktiv, sondern er entspricht der Wahrheit, dann
ist der Verein vor dem Ruin. Was heißt vor dem Ruin? Er ist natürlich schon
lange im Ruin, wenn er nicht fiktiv ist, weil das ja keiner mehr bezahlen kann
oder es gibt andere Quellen, die ich bis jetzt nicht kenne und nicht wissen
kann. Auf jeden Fall entbehrt dieser Finanzplan jeder seriösen Grundlage und
wird von uns klarerweise abgelehnt.
Ich habe mir aus dem Internet die Grundlagen der
MA 7 für die Gewährung von Subventionen ausgedruckt. Da steht eine genaue
Projektbeschreibung, ein Finanzierungsplan, eine Kalkulation und ein Zeitplan
drinnen. Da gibt es Richtlinien. Vielleicht ist die Subvention in sich richtig
abgeschlossen, aber man muss da das Ganze betrachten. Ich bin sehr gespannt,
was ich da für eine Antwort kriege, wieso so ein derartiger Finanzierungsplan
überhaupt angenommen wird.
In dieser Homepage der WIENKULTUR steht auch drinnen:
"Beispiel geförderter Projekte: Public Netbase". Gerade versuche ich zu erklären, dass das ein schlechtes
Beispiel für eine gelungene Subvention und einen gelungenen Finanzierungsplan
ist.
Das ist ja jetzt aber nur 2003,
meine Damen und Herren. Wenn man sich aber jetzt die Mühe macht, nachdem das ja
netter Weise immer wieder kommt und wir jedes Jahr mit 33-seitigen
Finanzierungsplänen konfrontiert werden, dann schaut man sich halt an, was wir
letztes Jahr gezahlt haben:
Da haben wir auch
218 000 EUR Subvention bezahlt und da hat die MA 13 auch
72 000 EUR Subvention bezahlt und da haben wir 72 000 EUR
Entschuldung bezahlt. Aber wenn man all das zusammenzieht und sich den
Finanzierungsplan oder eigentlich sind es ja die Finanzierungspläne ansieht -
ich habe mir auch die Mühe gemacht, die Unterlagen zu studieren, die der
MA 13 und der MA 7 vorgelegt wurden -, dann gibt es auch da
Unterschiede. Einerseits hat man der MA 7 noch einen großen Posten
"Rücksiedlung ins Museumsquartier" vorgehalten, andererseits ist die
Abrechnung für die kontinuierliche künstlerische und wissenschaftliche
Tätigkeit auch um ein paar 10 000 EUR unterschiedlich. Aber bitte,
das sind ja in diesem Zusammenhang ja nur Kleinigkeiten.
Wenn man also all das, was wir
letztes Jahr gezahlt haben, zusammenzählt und auf den Finanzierungsplan umlegt,
dann bleiben vom letzten Jahr laut Eigenangaben schon 360 000 EUR
Schulden übrig, die nicht bedeckt sind. Jetzt hat aber die Frau StRin
Vassilakou vorhin gesagt, dass das Geld, das sie bekommen, gerade noch gedeckt
ist, um den Standard zu halten. Jetzt frage ich mich: Was ist das dann für ein
Standard? Ja offensichtlich nicht der, der uns hier im Finanzierungsplan
geboten wird. Dann ist es doch eine willkürliche Irreführung des Gemeinderats.
Ich bin sehr gespannt, wer mir diese Diskrepanz erklären kann.
Wir jedenfalls können so einem
unseriösen Finanzierungsplan nicht zustimmen. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
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