Gemeinderat,
29. Sitzung vom 23.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 9 von 122
AEX-Servern
und 16 Dualprozessoren. Das diskutieren wir im Ausschuss. Wo der WBSF
signifikant die Stadtentwicklung für die nächsten zehn Jahre determiniert,
darüber erfährt man, wenn überhaupt, am Rande oder gar nicht.
Zwei weitere große Bereiche - weil sie beide in etwa dieselben Umsätze
haben, nenne ich sie hier zusammen: Die Wiener Stadtwerke haben einen Umsatz
von 1,6 Milliarden EUR, also Daumen mal Pi 20 Milliarden S.
Im Übrigen auch der KAV. Die legen einmal im Jahr Bericht. Aber was dort an
Substanziellem entschieden wird, wird in keinem Ausschuss diskutiert. Das wird
hier vielleicht einmal in einem Jahresbericht diskutiert. Das ist
ausgegliedert, ausgegliedert von der Öffentlichkeit, ausgegliedert von der
Kontrolle, ausgegliedert von den politischen Vorgaben. Dafür diskutieren wir - wiederum
im Planungsausschuss - den Verkauf der Broschüren "Wien-Architektur -
Stand der Dinge 4". Das diskutieren wir. Dafür gibt es einen Bericht. Das
landet auch im Gemeinderat. Dazu dürfen wir uns äußern. Und dann wird so etwas
beigelegt.
Meine Damen und Herren, ich könnte jetzt viele Beispiele nennen. Ich
nenne das kleinste Unternehmen oder einen kleinen Mittelbetrieb, Wiener Hafen,
an dem die Stadt Wien mit deutlichen Mehrheiten beteiligt ist, und dessen
Ausbau signifikant beeinflusst, wo Wien hingeht. Meine Damen und Herren, wo
haben wir mit dem Geschäftsführer des Wiener Hafens die Strategie des Wiener
Hafens diskutiert? Ich meine jetzt nicht, dass all diese Unternehmen wieder in
die Gemeinde eingegliedert werden sollten. Ich meine aber sehr wohl, dass man
eine Entscheidung treffen muss. Hier ist totaler Wildwuchs mit dem Ziel, die
Kontrollrechte des Gemeinderats zu minimieren. Denn warum diskutieren wir schon
über das Schauspielhaus und nicht über die Vereinigten Bühnen? Die einen sind
halt bei der Wiener Holding. Aber warum sind die Vereinigten Bühnen bei der
Wiener Holding, zusammen mit den kulturnahen Beiträgen wie die Stadthalle, wie
das Studentenheim Döbling, wie der Wiener Sammelkanal, wie das Schloss
Laxenburg, wie das Jüdische Museum, wie viele andere Bereiche auch. Was ist
denn das für eine Struktur? Und dann kommt auf einmal eine Stadträtin darauf,
dass es halt doch nicht so gut mit der Ausgliederung ist. Ich nenne jetzt den
Integrationsfonds. Da sagt man, man will doch mehr Gestaltungsspielraum, man
will mehr Einflussmöglichkeiten und holt ihn als Magistratsabteilung zurück,
mit guten Argumenten, wie wir glauben. Aber warum sind die einen bei der Wiener
Holding, die anderen gehören der Stadt Wien und die Dritten sind eine
Direktbeteiligung mit völlig unterschiedlichen Auswirkungen, was unsere
Informations- und Steuerungsmöglichkeiten betrifft.
Meine Damen und Herren, hier geht es um eine Neustrukturierung. Das
wollen wir diskutieren, wissend, dass es jetzt kein Gassenheulerthema ist, aber
eines der wesentlichsten Themen, dass Parlamentarismus, dass Gemeinderat mit
Öffentlichkeit zu tun hat und in wesentlichen strategischen Bereichen der Stadt
Wien diese Öffentlichkeit nicht mehr herrscht. Globalisierungskritiker stellen
zu Recht fest, dass wesentlichste Entscheidungen der internationalen
Finanzströme, der internationalen Welthandelsorganisationen mit substanziellen
Auswirkungen vor allem auf die Dritte Welt irgendwo von Personen diskutiert
werden, die man teilweise gar nicht kennt, wo es kaum bis keine Öffentlichkeit
gibt. Genau diesen Weg geht auch die Gemeinde Wien. Sie gliedert, ohne
irgendeinen Plan dahinter, schrittweise aus. Und hier schrumpfen wir zusammen
auf Schädlingsbekämpfungsmittel und den Verkauf von Broschüren. Die
wesentlichen Entscheidungen sind in Organisationen ausgegliedert, wo die SPÖ
sehr genau sicherstellt, dass der Einfluss gewährleistet bleibt.
Noch einmal, worüber wir reden sollten, und da bin ich
froh, dass der Herr Vizebürgermeister im letzten Ausschuss gesagt hat, dass das
ein Thema sein wird, dass man das massiv aufgreifen und auch Vorschläge machen
wird, ist, dass in allen wichtigen Bereichen, wo die Stadt Wien beteiligt ist,
insbesondere wo sie Mehrheitsbeteiligungen hat, zumindest einmal im Jahr der
Geschäftsführer oder die Geschäftsführerin in den zuständigen Ausschuss kommt,
seine oder ihre strategischen Vorhaben schildern muss und der ressortzuständige
Stadtrat oder die Stadträtin sagen sollte, was mit dieser Mehrheitsbeteiligung
für eine strategisch politische Vision erfüllt ist. Die muss es ja geben und
ist es ja im Einflussbereich der Stadt Wien. Was will man mit den Vereinten
Bühnen. Also das war es irgendwie auf den Punkt gebracht. Das wird der
Bürgermeister entscheiden. Jetzt hab ich durchaus ein persönliches Vertrauen
zur Frau Mag Zechner, dass sie hier einen Bericht macht. Aber auf was hinauf
entscheidet der Bürgermeister in diese oder in jene Richtung? Einflussreiche
Persönlichkeiten im Nahebereich dieses Fürstenhofs, wie zum Beispiel ein Herr
Holender, haben hundert Mal mehr Einflussmöglichkeit auf die Zukunft der
Vereinten Bühnen als der Wiener Gemeinderat.
Ich kann das Punkt für Punkt
durchgehen. Eine Stadtwerketochter - ich bleibe jetzt einmal im Planungsbereich
-, ein riesiger Stadtteil bei der U3-Überbauung Downtown. Das kommt einmal als
Widmung und das war es dann. Was diese Tochter, die aus unserer Sicht
richtigerweise im 100-prozentigen Eigentum der Stadt Wien steht, bewirkt, was
man damit strategisch, nachhaltig sozial, nach welchem Kriterium auch immer,
möchte, ist uns vollkommen entzogen. Ich bringe das jetzt zynisch auf den
Punkt, meine es nicht als Vorschlag, nur zynisch am Punkt. Vor 15 Jahren
haben wir noch 100 Gemeinderäte gehabt. Wenn ich jetzt zurückrechne, was
dem Gemeinderat als Einfluss in diesen signifikant großen ausländischen
Gesellschaften entzogen wurde, dann würden da wahrscheinlich
25 Gemeinderäte auch reichen. Und wenn wir weiter ausgliedern, was jetzt
noch an Geplantem daherkommt, von den Bädern über den Fonds Soziales Wien, dann
genügen 12 Gemeinderäte. Und dann dürfen wir Broschüren verkaufen.
Der Herr GR Maresch hat mich darauf aufmerksam gemacht, ich
möge ja nicht die Förderung der Schädlingsbekämpfungsaktion gering reden. Wir
haben
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