Gemeinderat,
29. Sitzung vom 23.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 11 von 122
diskutiert wird, dass über die Frage der vielen sozialpolitisch
ausgegliederten oder nicht im unmittelbaren Einflussbereich befindlichen
Institutionen im Sozialausschuss diskutiert wird, ob man das regelmäßig macht,
ob man das zusammennimmt, ob man die Geschäftsführer einlädt oder ob man eine
Enquete macht. Da gibt es vielfältigste Formen, wie man das tun kann, darüber
zu diskutieren, ob man in all diese Bereiche Gemeinderäte in die Beiräte setzt,
was die Einflussmöglichkeiten dieser Beiräte sind und was die Kontrollmöglichkeiten
dieser Beiräte sind.
Meine Damen und Herren, das ist
eine Riesenaufgabe. Jetzt haben wir einen - Wienerisch und etwas oberflächlich
gesagt - glatten Ratatsch der Beliebigkeit, warum es bei den Stadtwerken einen
Unterausschuss gibt, nämlich weil sich die Grünen dafür stark gemacht haben,
aber beim KAV in dem Ausmaß nicht, warum in manchen Beiräten die Gemeinderäte
sitzen, in anderen nicht, warum das eine zurückgeholt wird, das andere nicht.
Das kann nicht die Strategie sein.
Das sind wesentliche Fragen der Weiterentwicklung, ich möchte gar sagen,
der Sicherung von Demokratie und Öffentlichkeit, damit in Zukunft bei einem
Rechnungsabschluss – der Herr Kollege Maresch möge es mir verzeihen – die
Subvention zur Förderung von Schädlingsbekämpfungsaktionen, der Verkauf von
Broschüren und der Stand der Dinge der Architektur nicht das Einzige bleibt,
was aus dem Rechnungsabschluss zu diskutieren ist. – Danke schön. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als Nächster zu Wort
gemeldet ist Herr GR Dr Tschirf. – Bitte.
GR Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt
Wien): Herr Vizebürgermeister! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Herr Vizebürgermeister! Sie haben mit einer sehr rosaroten Brille hier
die wirtschaftliche und die Arbeitsmarktsituation in Wien gezeichnet. Sie haben
nicht erwähnt – was etwa am Freitag im ORF zu hören war –, dass
90 Osteuropazentralen nicht nach Wien gegangen sind im letzten Jahr. Sie
haben nicht erwähnt, dass von dem Voranschlag für das Jahr 2002 betreffend
Fachhochschulbudget der MA 26 lediglich ein Zehntel ausgegeben worden ist.
Das ist ein Zeichen dafür, welchen Stellenwert bei Ihnen Bildungs- und
Wissenschaftspolitik hat. Sie sind allerdings auf die Situation des WAFF
eingegangen.
Herr Vizebürgermeister! Wir haben das in der Finanzausschusssitzung
diskutiert. Tatsache ist, dass die 9 Millionen EUR Basisfinanzierung
ausschließlich in die Administration gehen. Davon sieht ein Arbeitsloser keinen
einzigen Cent, und das ist es, was wir daran kritisieren. (Beifall bei der
ÖVP.)
Ich kann Sie beruhigen, es ist nicht nur ein Thema in der Volkspartei,
das der ÖAAB trägt, sondern auch der Wirtschaftsbund-Nationalrat Ferry Maier
ist einer, der das mit großer Vehemenz kritisiert. Es wird also von allen
Teilen der Volkspartei und vor allem auch von der Wirtschaft kritisch gesehen,
was man in den Äußerungen des Nationalrates Maier nachlesen kann.
Auch bei diesem WAFF sieht man, dass einfach nicht nachvollziehbar ist,
was tatsächlich mit den Steuergeldern passiert. Da reihe ich mich in die Kritik
jener ein, die sagen, dass transparenter erkennbar sein muss, was an
Ausgliederungen erfolgt, damit das nicht in eine SPÖ-GmbH geht. Meine Kollegin,
Frau StRin Rothauer, wird noch im Detail auf unsere Kritik hier eingehen.
Ich darf an dieser Stelle bereits unseren Beschluss- und
Resolutionsantrag einbringen. Dieser geht in die Richtung, dass wieder eine
Beteiligungskommission eingesetzt wird, an der die Fraktionen dieses Hauses
teilnehmen, um kontrollieren zu können, was tatsächlich in den verschiedenen
ausgegliederten Bereichen, die zu 100 Prozent im Besitz der Stadt Wien
sind, geschieht. Dieser Antrag lautet:
"Es wird eine Beteiligungskommission eingerichtet, die genaue
Informationspflicht hat, der über die einzelnen Unternehmen, die zu
100 Prozent im Eigentum der Stadt Wien sind, Bericht zu erstatten ist,
denn nur so kann jenem Grad an Transparenz, den eigentlich schon die
Bundesverfassung bei der Regelung der Gemeindefinanzen vorsieht, Rechnung
getragen werden."
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung verlangt.
Herr Vizebürgermeister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die
Rechnungsabschlussdebatte ist eine Diskussion, ein Offenbarungseid der
Wirtschaftspolitik der SPÖ-Alleinregierung dieser Stadt. Dabei sind die
Rahmenbedingungen, die Wien hier vorfindet, gute. Wir wissen, dass es eine der
reichsten Regionen in Europa ist. Wir wissen, dass wir es auch in Österreich im
Vergleich zu allen anderen europäischen Ländern mit sehr günstigen
Arbeitsmarktdaten zu tun haben, nur die Wiener Arbeitsmarktdaten sind deutlich
schlechter.
Auch die sonstige Standortsituation von Wien und Österreich ist durch
die EU-Erweiterung besser geworden. Hier gibt es Möglichkeiten, die es zu nutzen
gilt. Nur, wie sieht die Situation aus? Wir haben es mit einer Gebührenlawine
zu tun. Immerhin sind im Jahr 2002 51,3 Millionen EUR aus den Taschen
der Wienerinnen und Wiener gezogen worden, 51,3 Millionen EUR, die
den Wienerinnen und Wienern vorenthalten werden und die auch Teil der Probleme
in der Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik dieser Stadt sind.
Sehen wir uns diese Gebührenlawine an! Wir haben es mit Müllgebühren zu
tun, die um 26 Prozent angehoben worden sind. Die Kindergartenbeiträge sind
um 1,5 Millionen EUR höher. Das ist gerade gegenüber jenen, die es
brauchen, gegenüber den Familien, die meistens nicht über so viel Geld verfügen
wie andere, nicht angebracht, aber denen wird das Geld weggenommen. Und das ist
Ihre Sozialpolitik! Meine sehr geehrten Damen und Herren, das ist ein
Offenbarungseid, ein trauriger Offenbarungseid hinsichtlich der Sozialpolitik
dieser Stadt. (Beifall bei der ÖVP.)
Wenn ich mir die Situation hinsichtlich der
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