Gemeinderat,
29. Sitzung vom 23.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 31 von 122
dem
österreichweiten Rekord der Arbeitslosenzahlen, dem wir leider alle miteinander
gegenüber stehen.
Ich möchte da zwei Bereiche ansprechen, weil ich mir denke, sie sollten
auch in einer Generaldebatte einmal einen ihnen entsprechenden Stellenwert
bekommen: Das ist das Thema Jugendbeschäftigung und das ist das Thema
Frauenbeschäftigung.
Herrn Kollegen Margulies war es nicht so wichtig, etwas dazu zu sagen,
er hat nur gesagt es ist wichtig und hat das Thema Frauen in einem Halbsatz
ganz zum Schluss erwähnt. Ich möchte es in den Mittelpunkt meiner Ausführung
stellen, aber kurz zum Thema Jugendbeschäftigung, weil das nämlich ein Thema
ist, das uns jedes Jahr leider sehr, sehr beschäftigt, dieses Thema
Arbeitslosigkeit von jungen Menschen.
Ich fürchte, dass auch heuer wieder im Herbst hier
Rekordarbeitslosenzahlen auf uns zukommen werden und denke, es ist jetzt der
Moment, wo man reagieren muss. Und die Stadt Wien hat schon in den letzten
Jahren reagiert und hat auch jetzt wieder reagiert. Seit dem Jahr 2001 haben
wir insgesamt 12,8 Millionen EUR in die Ausbildung von Jugendlichen
investiert und es hat sich auch ausgewirkt. Tatsache ist nämlich, dass von 2001
auf 2002 in Wien ein Rückgang von 1,2 Prozent bei den 15-bis 18-jährigen
Jugendlichen an Arbeitslosigkeit zu verzeichnen war, im Gegensatz zu den
österreichweiten Zahlen, dort gab es nämlich genau in dieser Gruppe in dem
genannten Zeitrahmen einen Anstieg von 9,5 Prozent.
Und ich denke, das Thema Jugendarbeitslosigkeit ist auch immer wieder
ein bisschen ein Gradmesser, wie geht eine Gesellschaft mit ihren jungen
Menschen um, wie viel investiert sie auch in die Ausbildung, in die
Beschäftigung von jungen Menschen, und deshalb ist es mir auch ein ganz
besonders wichtiges Anliegen.
Wie schon gesagt, wir haben auch heuer wieder mit einem dramatischen
Anstieg im Herbst zu rechnen und - der Herr Vizebürgermeister hat es ja auch
schon gesagt, die Stadt Wien ist auch heuer wieder bereit, hier viel Geld in
die Hand zu nehmen, 8 Millionen EUR sind schon zugesagt. Wir warten,
was der Bund hier auch dazu beiträgt und sind auch bereit, hier noch mehr Geld
in die Hand zu nehmen, um auch die dementsprechenden Maßnahmen zu setzen. Der
Bund hat sich bislang erst für 1 000 Jugendliche bereit erklärt, hier
Geld zu investieren. Wir wissen, das ist viel zu wenig, mehr als das Doppelte
wäre notwendig und es ergeht ein dringender Appell auch von dieser Stelle hier
an die Bundesregierung, die Mittel für die Ausbildung unserer jungen
Wienerinnen und Wiener aufzustocken und auch eine langjährige Forderung von uns
nun endlich mit uns umzusetzen, nämlich den sogenannten Ausbildungsfonds.
Wir brauchen einen österreichweiten Ausbildungsfond, wo jene Unternehmen
einzahlen sollten, die nicht bereit sind oder deren Möglichkeiten es nicht
vorsehen, dass sie junge Menschen ausbilden. Und natürlich haben auch Bund und
Länder ihren Beitrag zu leisten. Aber ich denke, das ist eine langjährige
Forderung, der wir nun endlich einen Schritt näher treten und sie auch
gemeinsam in die Realität umsetzen sollten. (Beifall bei der SPÖ.)
Noch kurz möchte ich Folgendes anmerken, weil es eine Zahl ist, die auch mich immer wieder überrascht: Jeder
vierte Lehrling, der in Wien ausgebildet wird, ist nicht Wiener, ist nicht
Wienerin. Insgesamt bilden Wiener Unternehmen 3 600 junge Menschen
aus, die nicht Wienerin oder Wiener sind.
Was ich auch an dieser Stelle erwähnen möchte ist, dass wir mit dem
Ausbildungsverbund, den wir in Wien gegründet haben, diesem Modell, welches
meiner Meinung nach auch sehr zukunftsorientiert ist, immerhin beweisen
konnten, dass wir damit auch neue Lehrstellen schaffen können. Darauf sind wir
sehr stolz und ich denke, das sind Modelle, die auch österreichweit Platz
finden sollten.
Jetzt möchte ich zum Thema Frauen, Frauenerwerbstätigkeit, aber auch zu
anderen Themenbereichen kommen. Es geht nicht nur um die Erwerbstätigkeit, es
geht auch noch um andere Bereiche, die uns notwendig erscheinen. So zum
Beispiel, dass Frauen ein eigenständiges, ein unabhängiges Leben in dieser
Stadt führen können, denn das ist das Ziel der Wiener Frauenpolitik. Wir
wollen, dass Frauen unabhängig und eigenständig ihre sichere Existenz aufbauen
können und hier ein selbstgestaltetes Leben leben können.
Kurz zu einer Zahl. Wie schaut es aus mit der Erwerbsquote der Frauen in
Wien? Wir liegen 10 Prozent über dem österreichischen Schnitt. Die so genannte
Frauenerwerbsquote beträgt nämlich 60 Prozent und bei den jüngeren Frauen,
nämlich bei den 25- bis 29-Jährigen, beträgt sie mittlerweile überhaupt 80
Prozent. Das heißt, wir sehen hier, Frauen wollen beides, Familie und Beruf,
man muss ihnen nur den dementsprechenden Rahmen auch zur Verfügung stellen,
damit sie es können.
Schwerpunkte der Wiener Frauenpolitik sind eben Einkommen und Job.
Frauen müssen überhaupt die Möglichkeit haben, einen Beruf zu ergreifen. Dazu
brauchen sie - und das wird immer wichtiger - auch die dementsprechende
Ausbildung. Das muss auch vereinbar sein mit Kindern und mit Familie. Das heißt
hier, Möglichkeit von Hilfe im Haushalt, aber auch Möglichkeiten unter
dementsprechenden Rahmenbedingungen, zum Beispiel was Pflege von Angehörigen
betrifft.
Wir alle wissen, dass dies oft nicht vereinbar ist und dass auch viele
Frauen mit ihrem Job aufhören, weil sie Angehörige pflegen wollen oder aber
auch müssen. Natürlich muss es Kinderbetreuungseinrichtungen geben, auf die ich
dann noch komme.
Aber wichtig ist auch, wie bietet eine Stadt Schutz und
Hilfe bei Gewalt, bei sexueller Belästigung und anderen Dingen. Und ich möchte
von dieser Stelle eine Abteilung hervorheben, die manchmal viel zu wenig
Beachtung findet und die seit mittlerweile mehr als 10 Jahren Motor für all
dies in der Stadt ist, das ist die so genannte
MA 57, das Frauenbüro der Stadt Wien, die personell aber auch
finanziell gut ausgestattet seit mehr als 10 Jahren darauf schaut, dass auch
alle in dieser
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