Gemeinderat,
29. Sitzung vom 23.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 32 von 122
Stadt dazu
beitragen können, ihren Beitrag leisten, und ich möchte von dieser Stelle den
Mitarbeiterinnen herzlich für ihr Engagement danken. (Beifall bei der SPÖ.)
Kurz zum Thema Frauenbeschäftigung in Wien: Ja, es stimmt, auch vor Wien
hat natürlich der Anstieg der Arbeitslosigkeit nicht halt gemacht. Auch wir
haben hier mit vielen, vielen Problemen zu kämpfen.
Zum AMS: Herr Kollege Serles, Sie tragen das hier sehr trocken vor und
manchmal habe ich den Eindruck, dass Sie irgendwie überhaupt nur die
Argumentation Ihrer Regierungskollegen vorgelegt bekommen, aber dass Sie es sich
nie in der Praxis angeschaut haben. Ich habe in vielen Gesprächen mit dem AMS
beispielsweise, wo es darum gegangen ist, dass eben Mittel nicht mehr zur
Verfügung stehen, die früher sehr wohl zur Verfügung gestanden sind, diskutiert
und geschaut, wie kann man trotzdem gerade Frauen entsprechende
Wiedereinstiegsmaßnahmen anbieten. Hier ist die Situation leider gar nicht so
rosig.
Hier ist es auch nicht die Stadt Wien, die bei den Mitteln schauen kann,
dass sie dementsprechend zur Verfügung stehen, sondern es ist die
Bundesregierung, die das kann, und ich würde Sie bitten, mit Ihrer Kritik,
Ihrer vielleicht berechtigten Kritik in diesem Bereich, auch an die richtige
Stelle zu gehen, nämlich an die, die auch die Mittel dafür zur Verfügung
stellt, nämlich zum Bund und dort Ihren Kollegen die Argumente zu sagen und
nicht uns hier, weil wir wissen leider wie es ist, wenn in Zeiten wie diesen
die Mittel aktiver Arbeitsmarktpolitik zurückgenommen werden.
Wir haben, Gott sei Dank, in Wien ein Instrumentarium, nämlich den WAFF,
der es uns möglich macht, hier viel abzufedern, hier mit zusätzlichen Maßnahmen
die Situation etwas abzuschwächen. Aber hauptverantwortlich für den
Arbeitsmarkt in Wien ist nicht die Stadt, das kann sie leider auch nicht,
sondern ist die Bundesregierung, ist der Bund und bitte auch dort hingehen und
die Kritik an dieser Stelle vorbringen. (Beifall bei der SPÖ.)
Die Situation ist beunruhigend, das stimmt, zum Beispiel auch was die
Situation der langzeitarbeitslosen Frauen in Wien betrifft und ich möchte auf
eine grundsätzliche Sache kurz eingehen, denn wir alle nehmen immer so Dinge in
den Mund wie, wir müssen Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern
ausgleichen, und so weiter und so fort. Aber was heißt das konkret und was kann
man wirklich konkret machen, um zum Beispiel die Einkommen der Frauen
anzuheben?
Ein ganz großes Problem bei den Einkommen sind die
Berufsunterbrechungen. Wir wissen, dass ein Jahr Unterbrechung einen
durchschnittlichen Verlust von 9 Prozent bedeutet. Das heißt, sobald Frauen
Berufsunterbrechung machen, und das machen die meisten auf Grund von Kindern
oder anderen Dingen, fallen sie automatisch in ihrem Einkommen, in ihrer
Einkommenspyramide zurück. Das heißt, was ist zu tun?
Und ich denke, es sind genau diese Maßnahmen, von denen ich auch
gesprochen habe. Maßnahmen für Wiedereinsteigerinnen wie
Kinderbetreuungseinrichtungen, die hier Abhilfe schaffen könnten, wenn man
tatsächlich will, dass die Einkommen von Frauen und Männern sich irgendwann
einmal angleichen.
AMS-Mittel habe ich schon erwähnt. Hier besteht die Forderung an den
Bund, dementsprechend sie auch zur Verfügung zu stellen. Ich möchte in Wien eine Initiative hervorheben, die wir
im letzten Jahr gegründet haben und die mittlerweile schon mehr als 7 000
Frauen beraten hat, das ist die Initiative „FRECH“, Frauen ergreifen Chancen,
die der WAFF neu ins Leben gerufen hat. Eine ganz besonders tolle Initiative -
und generell möchte ich hier auch unterstreichen, dass der WAFF mittlerweile
Gender-Mainstreaming zu einem Leitprinzip erhoben hat und auch das gesamte
Budget des WAFF unter dieses Prinzip gestellt hat.
Kurz zum Thema Kinderbetreuung: Sehr oft wurde auch von dieser Stelle
hier erwähnt, dass nämlich auch Kinderbetreuung so eine Möglichkeit ist, um
Frauen den Wiedereinstieg zu ermöglichen, um Frauen vielleicht auch hier die
Möglichkeit zu geben, ein entsprechendes Einkommen zu bekommen und an das der
Männer anzuschließen.
Tatsache ist, dass es in Wien die meisten Plätze gibt, das wissen wir mittlerweile
auch. In Wien ist das Angebot um 25 Prozent höher als im Rest Österreichs, und wir zeichnen uns auch noch durch andere
Dinge aus, indem wir mittlerweile längere Öffnungszeiten haben und generell
mehr auf den Bedarf eingehen. Und, Kollege Serles, das haben Sie nämlich in
Ihren Ausführungen ein bisserl vergessen, wir haben es mittlerweile geschafft,
dass für Einkommensbezieher bis zu 1 000 EUR in Wien der Kindergarten
nichts kostet. Das haben Sie leider nicht erwähnt in Ihren Ausführungen,
sondern Sie haben nur von Tariferhöhungen gesprochen, und wir sind sehr stolz
darauf, dass wir für kleinere Einkommensbezieherinnen hier den Kindergarten
umsonst zur Verfügung stellen können. (Beifall bei der SPÖ.)
Österreichweit fehlen 100 000 Kinderbetreuungsplätze nach wie
vor. Sie wissen unter anderem, woran es liegt. Der Bund hat die Mittel
gestrichen seit Sie in der Regierung sind, gemeinsam mit der ÖVP, der
sogenannten Familienpartei. Es gibt keine Mittel, es gibt sie immer noch nicht,
auch im Budget 2003/2004 haben sich hier keine Mittel für Kinderbetreuung
gefunden.
Ja, so ist es, Wien wird weiter selbst die Kinderbetreuung finanzieren,
wie wir das in den letzten Jahren schon getan haben und die anderen
Bundesländer werden es leider auch in Zukunft nicht tun, fürchte ich. Und nur
am Rande erwähnt, Kärnten ist Schlusslicht, was Kinderbetreuung betrifft, mit
nur 25 Plätzen pro 1 000
Einwohnerinnen. Wien ist – wie ist es anders zu erwarten – Spitzenreiterin mit
40 und österreichweit haben wir 32 Plätze pro 1 000 Einwohnerinnen.
Nur so viel dazu, und auch noch eine kleine Zahl dazu
gesagt: Wie schaut es mit den Geburtenraten aus, wie hat sich sozusagen die
Politik der einzelnen Bundesländer ausgewirkt? Auch hier ist es Tatsache, dass
wir österreichweit ein Plus von 3,9 Prozent haben, aber Tatsache ist auch,
dass es in Kärnten ein Minus von
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