Gemeinderat,
29. Sitzung vom 23.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 63 von 122
herausarbeiten,
und es gibt sicherlich gemeinsam Prioritäten, die man mit dem Bund verfolgen
kann und die man hier angehen kann. Das ist ganz sicher der Zentralbahnhof, ein
altes freiheitliches Anliegen, ein altes Anliegen unseres leider viel zu früh
verstorbenen ehemaligen Klubobmannes und Parteiobmannes Rainer Pawkowicz, der
das bereits Anfang der neunziger Jahre in diese Richtung geplant haben wollte.
Es ist sicherlich unbestritten die sechste Überquerung der Donau, und zwar
nicht nur wegen des Nordostens Wiens, sondern auch als Entlastung für die
Bezirke 20, 2 und 21, weil hier ja täglich ungefähr, wenn man der Studie folgt,
450 000 Autos allein über die Nord- und die Praterbrücke fahren. Daher ist
es auch unumstößlich und eine Gemeinsamkeit, die wir sicherlich mitverfolgen
werden.
Selbstverständlich auch der Ausbau der Raffineriestraße,
selbstverständlich der Ausbau der U-Bahnen U1, U2 und U6. Und ich weigere mich,
Herr Kollege Gerstl, man soll nicht U-Bahnen oder Bezirke ausspielen, wenn man
endlich einmal eine Überlegung gefunden hat, in Floridsdorf bis an den
Rendezvousberg zu gehen und dann zu sagen, ja, der Westen Wiens brauchte es
auch. Na alle. Wer nicht? Wer braucht keine U-Bahn? Natürlich ist es bequem. Ob
sich die U-Bahn in Floridsdorf rechnet oder die U-Bahn in Hernals, Währing oder
sonst wo, das ist im Augenblick gar nicht die Frage. Ich bin auch der Meinung,
dass man öffentliche Verkehrsmittel gar nicht immer nur nach Kosten-Nutzen
prüfen sollte, sondern daraufhin, ob der Bedarf besteht.
Die Sozialdemokraten haben sich jetzt endlich durchgerungen, sich
unserer Forderung anzuschließen, dass man die U6 in Floridsdorf verlängert. Ob
das jetzt 2010 ist, 2011 oder 2012, da ist sich die Mehrheitsfraktion ja noch
gar nicht einig, denn bei der Eröffnung der Ausstellung, wo ich anwesend war,
ist schon von 2009 die Rede gewesen. Ich lese im Masterplan 2011 bis 2013.
Vielleicht schaffen wir es bis 2010 gemeinsam mit der Bundesunterstützung.
Werden wir schauen.
Nur, dort ist es notwendig, weil das Gebiet weitläufiger ist als im
Westen Wiens, obwohl ich zugebe, dass natürlich auch dort eine U-Bahn
wunderschön wäre. Sie wäre auch schön in anderen Gebieten, aber auseinander
dividieren sollte man jetzt dieses Paket nicht mehr.
Meine Damen und Herren! Interessant war auch die Wortmeldung des
Kollegen Gerstl, der gesagt hat, jetzt führen wir endlich U-Bahnen an den
Stadtrand. Und wenn ich mir das Positionspapier oder den Masterplan durchlese,
gibt es ja auch schon die Idee – es ist ja furchtbar gewesen früher, wenn man die
Idee nur angeschnitten hat –, dass die U-Bahn Richtung SCS im Süden nach Brunn
geht, verbunden wird mit der Wiener Lokalbahn nach Baden. Wenn wir das einmal
gefordert haben – etwa eine Seilbahn, wenn Sie sich daran erinnern können, es
war einmal eine geplant von der Perfektastraße, von Wienerflur hinunter –, hat
es immer geheißen: Kaufkraft geht weg, Kaufkraftverlust für Wien, eine
Anbindung an die SCS, Vösendorf, Wiener Neudorf, kommt ja gar nicht in Frage.
Jetzt steht sie im Masterplan als Zukunftsvision drinnen.
Der Herr GR Gerstl hat gesagt, dieses Umdenken war ja erst möglich seit
ungefähr eineinhalb Jahren. Mich freut dieses Umdenken. Mich wundert es nur
deswegen, weil ja der vorhergehende Stadtrat in der Planung fünf Jahre, wenn
ich mich nicht täusche, Ihr Fraktionskollege Dr Görg war.
Meine Damen und Herren! Auch der S-Bahn-Ausbau ist sicherlich etwas, wo
wir im Großen und Ganzen gemeinsam mit dem Bund an die Arbeit gehen müssen, und
beim Park and Ride sowieso.
Lassen Sie mich jetzt zu einem wichtigen Punkt kommen im Masterplan,
aber auch einem wichtigen Punkt in den nächsten Jahren, das ist der Nordosten
Wiens. Das ist sicher neben den anderen von mir genannten Punkten etwas, an dem
Wien planerisch nicht vorbeigehen kann, in dem Wien unbedingt agieren muss.
Nur, was Sie geplant haben, Herr Stadtrat, oder die Fachleute, und wir
haben uns das jetzt insgesamt schon zwei- oder dreimal – auf wienerisch –
gegeben, das heißt, stundenlang haben wir uns die Projekte angesehen, das war
sehr interessant, überhaupt keine Frage. Ich bin den Beamten und allen, die
mitgearbeitet haben an dieser Studie, sehr dankbar, weil es das erste Mal die
Möglichkeit gibt, durchaus viele Faktoren hier gebündelt zu sehen und eine
Fülle von Maßnahmen oder eine Fülle von Projekten und Varianten zu prüfen. Da
gibt es nichts einzuwenden.
Leider ist die Variante, die jetzt von der Stadt Wien favorisiert wurde
und die auch dem Bundesminister Gorbach vorlegt wurde als der Wunsch Wiens,
jene, mit der wir uns absolut nicht anfreunden können, weil es in Wirklichkeit
ja keine Umfahrung ist, von der wir immer ausgegangen sind, sondern es ist
einfach ein Durchstich, es ist ein Durchstich durch den 22. Bezirk, der
herauskommt beziehungsweise verkehrsmäßig einen Knoten haben wird, aus Ihrer
Sicht am Flugfeld Aspern, und dann Richtung Norden weitergehen wird.
Meine Damen und Herren! Es kann nicht sein, dass Planungsfehler der
Stadt Wien fortgesetzt werden, und es sind Planungsfehler, da können Sie daran
rütteln oder nicht rütteln, wie Sie wollen. Es ist in den letzten
20 Jahren in diesem Gebiet Wiens nichts, sagen wir einmal nichts Geplantes
entstanden. Denn wenn ich mir jetzt die Strukturdaten anschaue, die im
Masterplan in der Kurzfassung drinnen sind, spricht eigentlich alles – ich werde
dann am Schluss darauf zurückkommen – gegen diese Variante und für eine echte
Umfahrung Wiens.
Sie haben verabsäumt zwischen 1991 und 2000, und Sie kannten
die Bevölkerungsentwicklung, dass im Nordosten Wiens, also immer Floridsdorf
und Donaustadt, über 43 000 Leute zuziehen werden beziehungsweise die
Wohnbevölkerung steigt. Sie wussten ganz genau, dass bis ins Jahr 2021, jetzt
ausgehend von 1991, in der Bevölkerungsprognose, die durchaus stimmt, die also
durchaus in Ordnung ist, zirka 75 000 bis 76 000 neue Bewohner in
diesen beiden Bezirken zuziehen werden. Sie wussten weiters aus Ihren Daten und
Statistiken, dass gleichzeitig in Wien-Nordost
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular