Gemeinderat,
29. Sitzung vom 23.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 65 von 122
Masterplan
drinnen sind, Bund – Wien, was zahlt wer? Kurz zur Auffrischung für alle hier
im Saal. Es ist nicht unwichtig, das zu wissen.
Bei der Schnellbahn finanziert der Bund, die Bundesregierung
80 Prozent der Kosten, bei der U-Bahn 50 Prozent der Kosten, beim
Park and Ride ist es Vereinbarungssache und bei der Straßenbahn null Prozent.
Allerdings steigt hier Niederösterreich bei gewissen Projekten ein, wie zum
Beispiel bei der Verlängerung der Linie 71 nach Schwechat oder der
Linie 16 nach Groß-Enzersdorf.
Und wenn wir uns vom Masterplan jetzt die Gesamtkosten des Ausbaus
anschauen: Schnellbahn 251 Millionen EUR, davon zahlt der Bund 201 Millionen EUR,
die Stadt Wien 50 Millionen EUR. Park and Ride 19 Millionen EUR,
davon zahlt der Bund 7 Millionen EUR und Wien
12 Millionen EUR. U-Bahn-Bahnen, abgezogen die Wageninstandsetzung,
die der Bund nicht übernimmt, bleiben 2 046,5 Millionen EUR,
davon zahlt der Bund 50 Prozent und das Land Wien 50 Prozent, also
jeder zirka eine Milliarde EUR.
Wenn ich jetzt die Straßenprojekte angehe und im Großen und Ganzen die
Umfahrung, egal welche Variante Sie wählen. Entweder Sie wählen die
Untertunnelung der Lobau, die an sich relativ kostenintensiv sein wird, oder
Sie wählen die Variante der 7. Donaubrücke mit der Umfahrung, so werden
Sie jeweils auf zirka 1,5 Milliarden EUR kommen. Das sind auch
ungefähr Ihre Zahlen. Sie kommen bei der Lobau auf 1 220 Millionen EUR
inklusive Ausbau der Raffineriestraße. Die ist bei uns auch dabei, und ich habe
es auf 1,5 Milliarden EUR geschätzt.
Lassen Sie mich dazu noch etwas sagen: Der Schwachpunkt Ihrer Variante
ist ja neben dem Verkehrsaufkommen, neben dem Naturschutz und dem Nationalpark
Lobau, der hier wirklich vielleicht, man weiß es nicht, aber unter Umständen
beschädigt sein könnte, der Tunnel an sich. Sie werden kaum einen privaten
Investor finden, der das Risiko dieses Tunnelbaus eingeht, wenn nicht vorher wirklich
alle Maßnahmen technisch, ökologisch, ökonomisch geprüft sind, weil der muss ja
das Risiko komplett tragen und das wäre an sich etwas ganz Neues in dieser
Richtung, diese Länge der Untertunnelung, vor allem unter der Donau. Sie wissen
ganz genau, dass 25 Prozent aller Autofahrer an sich eine Tunnelangst
haben, das heißt, die fahren überhaupt nicht in einen Tunnel hinein. Der
nächste Punkt bei der Tunnelschwäche ist die Technik, das habe ich zuerst schon
gesagt, weil wir heute noch nicht wissen, wieweit ist das machbar und die
Kosten. Daher habe ich 1,5 Milliarden EUR angesetzt, und ich dürfte
nicht sehr daneben liegen.
Der Gesamtaufwand ist jetzt insgesamt 4 250 Millionen S,
und davon – und das sind Tatsachen, an denen kann auch der Herr StR Rieder
nicht vorbei – zahlt der Bund über 65 Prozent, höre und staune, die
Regierung, und die Stadt Wien 35 Prozent. Wobei ich die 444 Millionen,
die die Stadt Wien für die Straßenbahn veranschlagt, noch drinnen habe, weil
wenn ich die Summe abziehe, ist der Prozentsatz für den Bund noch wesentlich
höher als jetzt.
Daher wollte ich das zurechtrücken, was der Herr StR Rieder heute hier
gesagt hat, dass der Bund immer an allem schuld ist. Ohne Bundesunterstützung,
ohne das Bundesbudget kann Wien den ganzen Masterplan in Wirklichkeit in den
Papierwolf werfen, und wir können nicht einmal die Schnellstraße oder die
Raffineriestraße allein bauen. So ist die Tatsache, Herr Stadtrat, und das
sollten Sie endlich einmal zur Kenntnis nehmen. Gemeinsam werden wir etwas schaffen.
Wenn jeder sein Süppchen kocht und jeder dem anderen sagt, was er nicht zahlt,
dann werden wir in Wien in den nächsten 20 Jahren wirklich ein
Verkehrschaos haben und nichts schaffen. (Beifall
bei der FPÖ.)
Ein Wort zum Herrn StR Rieder. Er ist jetzt nicht hier, aber vielleicht
hört er mich.
Der Herr StR Rieder hat diese hohen Einzahlungen ins Budget seitens der
Stadt Wien beweint. Das verstehe ich überhaupt nicht. Er ist der wandelnde
Zentralist. Er ist ja eine Ikone des Zentralismus. Die Situation muss ja für
ihn direkt ein Labsal sein, wenn er da einzahlen darf, weil in Wirklichkeit ist
er kein Föderalist, sondern ein Zentralist. Darum wundert mich, dass er heute
so weinerlich war. Es müsste für ihn ja wunderschön sein, wenn er etwas in ein
Zentralbudget einzahlen darf, und von dort wird es wieder weitervergeben. Und
Wien ist nicht autonom, Herr Stadtrat, es ist eines von neun Bundesländern. Es
gibt einen Finanzausgleich. Den haben Sie genauso mitunterschrieben. Ich
verstehe diese Wehleidigkeit überhaupt nicht. Das ist nichts anderes, wenn Sie
einzahlen, als gelebte Solidarität der Wiener mit allen anderen
österreichischen Bundesländern. Weil die anderen zahlen genauso ins
Bundesbudget ein wie Wien.
Zum Abschluss, meine sehr geehrten Damen und Herren, frage ich mich
jetzt: Warum ist diese Variante zustande gekommen, die S1, innenliegend? Da
habe ich mich schon oft gefragt, und es hat immer geheißen, es gab keinen
Auftrag dazu, das ist halt so herausgekommen, das ist die optimale Variante
nach allen anderen.
Da hat heute einer meiner Vorredner schon etwas sehr Richtiges gesagt.
Er hat gemeint, es ist problematisch, wenn es immer mehr ausgelagerte
Dienststellen, immer mehr ausgelagerte Institutionen, Gesellschaften gibt, auf
die wir keinen Einfluss haben. So Leid es mir tut, Herr Stadtrat, man muss
sagen: Auch Ihnen entgleitet ja schön langsam die Planungskompetenz, weil es
gibt so viele andere Institutionen, auf die auch Sie, zumindest formal, keinen
großen Einfluss haben. Ich möchte da nur zwei Sachen nennen, und vielleicht ist
das der Grund, warum Sie auf die S1 innen kommen.
Ursprünglich war die Variante Freudenau – Biberhaufenweg für die
MA 18, Planung, die optimale Variante. Die ist nicht zum Tragen gekommen.
Ich muss sagen, gut, dass sie nicht zum Tragen gekommen ist. Aber die
Begründung ist ja interessant: Der Wiener Hafen hat sich dagegen quergelegt.
Na ja, meine Damen und Herren, stellen Sie sich vor, die
Variante wäre eine wesentlich bessere, wäre um
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