Gemeinderat,
29. Sitzung vom 23.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 68 von 122
wollen,
dass zusätzlich Kaufkraft abfließt, wenn wir haben wollen, dass neue
Verkehrsbelastungen geschaffen werden, dann machen wir das. Dann machen wir
eine Umfahrung um Wien. Aber das müssen Sie dann gerade den Donaustädter
Bürgerinnen und Bürgern erklären, warum das passiert. Sie werden ihnen erklären
müssen, warum ihre Kerne nicht entlastet werden. Sie werden ihnen erklären
müssen, warum die dichtverbauten Gebiete der Donaustadt nicht entlastet werden.
All das werden Sie ihnen erklären müssen. Und Sie werden auch sagen müssen,
dass es auf der einen Seite ein Expertenverfahren gegeben hat, dessen Kompetenz
hier wohl keiner in Abrede stellt, und dass auf der anderen Seite die
Befindlichkeit der FPÖ da ist, die in Wirklichkeit eine Befindlichkeit aus dem
Bauch heraus ist und durch nichts gestützt ist. Das werden Sie erklären müssen.
Aber das, meine Damen und Herren, ist keine verantwortungsvolle
zukunftsorientierte Planungspolitik, das ist keine zukunftsorientierte
Verkehrspolitik in der Stadt. Und deshalb werden Sie uns auch in dieser Frage
nicht als Partnerin oder Partner wiederfinden, sondern ganz im Gegenteil, wir
werden auch in dieser Frage versuchen, dem zum Durchbruch zu verhelfen, was für
die Bürgerinnen und Bürger, was gerade für die, die transdanubisch wohnen, eine
wichtige Sache ist, ja nicht nur eine wichtige Sache, sondern in Wirklichkeit
eine Existenzfrage ist.
Und deshalb werden wir SUPer NOW weiterverfolgen. Wir werden uns an die
Ergebnisse dieses Prozesses halten zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger in
Floridsdorf und Donaustadt. (StRin Karin Landauer: Die sind arm!) Die
sind nicht arm. Die wären arm, liebe Kollegin, wenn das passieren würde, was
Sie vorhaben. Dann wären sie in der Tat arm. Nämlich eine Befindlichkeit aus
dem Bauch heraus, eine Befindlichkeit, wo gesagt wird: Machst du das, dann
bekommst du die Subvention. Machst du etwas anderes, dann bekommst du es nicht.
Ist die Stadt Wien brav, dann bekommt sie Zuwendungen des Bundes; wenn nicht,
dann ist es anders.
Und so verstehe ich ja auch Ihre Aufforderung: Gehen wir gemeinsam zum
Minister und machen wir gemeinsame Sache. Wir werden die Interessen der Bürgerinnen
und Bürger vertreten, aber keine Befindlichkeit, die aus dem Bauch heraus
funktioniert, meine Damen und Herren.
Und wenn wir zu einem anderen Großprojekt gehen. In einem Punkt gebe ich
dem Kollegen Madejski Recht, in dem Punkt nämlich, dass sich in den letzten
zweieinhalb Jahren gerade im Verkehrsbereich und im Planungsbereich mehr
verändert hat als in den Jahren davor. Ein Nachholprozess, meine Damen und
Herren, ist in einer perfekten Art und Weise geführt worden. Es wurde sehr,
sehr viel auf die Reihe gebracht. Das Zusammenführen von Stadtentwicklung und
Verkehr hat sich als eine sehr, sehr gute Sache erwiesen. Die Steigerung des
Radfahrverkehrs, das Einführen der City-Bikes, das Bedarfschaffen nach
zusätzlichen Radkapazitäten. Das Positionspapier Masterplan Verkehr. Die vierte
Ausbauphase der U-Bahn. Der Abschluss der SUPer NOW. Die Vorarbeiten und die
Planung und die Finanzierungsvorschläge zum Bahnhof Wien. Der Mediationsprozess
Vienna Airport. Das 50-Orte-Programm. All das, meine Damen und Herren, sind
eine beredte Sprache dafür, dass sozialdemokratische Planungs- und
Verkehrspolitik unter StR Schicker sicherlich eine neue Zeit eingeläutet hat,
wo viel weitergegangen ist zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger. (Beifall
bei der SPÖ.)
Und wenn wir uns gerade die Fragen des Masterplans Verkehr ansehen, dann
ist der Masterplan Verkehr in doppelter Hinsicht beispielgebend. Er ist
beispielgebend, wenn es darum geht, was Bürgerbeteiligung betrifft. Er ist
beispielgebend, wenn es darum geht, dass dezentral mannigfaltige Diskussionen
abgeführt worden sind. Und er ist beispielgebend dafür, dass zielorientiert auf
vielen Ebenen gearbeitet worden ist, dass auf der einen Seite hochrangig auf
Expertinnen- und Expertenebene gearbeitet worden ist, aber dass nicht vergessen
wurde, die demokratiepolitisch wertvolle Rückbindung mit jenen Menschen zu
schaffen, die schlussendlich von diesen Planungen betroffen sind.
Und wenn ich mir den Fahrplan ansehe, dann sind zwei Dinge festzuhalten.
Zum Ersten, dass der Masterplan Verkehr nicht einen Austausch des
Verkehrskonzeptes 1994 betrifft, sondern eine Weiterentwicklung, eine
Konkretisierung. Viel von dem, was 1994 gesagt und getan worden ist, ist
erfüllt.
Vieles an neuen Herausforderungen hat sich in den letzten Jahren
entwickelt, und gerade dem trägt der Masterplan Verkehr im hohen Maße Rechnung.
Wir haben die dezentralen Veranstaltungen auf Bezirksebene gehabt. Und
da auch ein ehrliches Wort. Bei den vielen Ideen, die gekommen sind, wird es
die eine oder andere Idee geben, die man nicht umsetzen kann. Ich weiß das aus
meinem eigenen Bezirk, wo ich bei Veranstaltungen dieser Art dabei war.
Und wenn Bürgerinnen und Bürger beispielsweise eine Verkehrsberuhigung
und die Sperre einer Fahrspur auf der Adalbert-Stifter-Straße im
20. Bezirk einfordern, dann muss man dazu sagen: Das wäre wahrscheinlich
für die Anrainer eine durchaus interessante Perspektive, wird aber im Gesamtkonnex
der Stadt nicht sinnvoll sein. Und auch da wird man klar und deutlich sagen
können, und das bedeutet ja nicht, dass man den Vorschlag abwertet, dass
einiges und das eine oder andere halt auch nicht geht.
Und wenn ich auf der einen Seite fordere, dass es
Gedankenfreiheit, dass es eine Vielfalt der Diskussion geben soll, und
gleichzeitig sage, aber das, was am 20. April in einem Statusbericht über
den Masterplan Verkehr drinnen gestanden ist mit diesen Mautbereichen, das darf
nicht diskutiert werden, dann orte ich auch ein merkwürdiges
Demokratieverhältnis. Beschlossen, zur Kenntnis genommen ist das
Positionspapier. Da ist nichts drinnen gestanden über Mautregelungen. Und wenn
Planerinnen und Planer als eine Vision, wie etwas sein könnte, in einem klischeehaften
Beitrag meinen, das könnte etwas sein, was für Wien in Frage kommt, und dass
man sie einmal andiskutiert, dann ist das in
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