Gemeinderat,
29. Sitzung vom 23.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 69 von 122
Ordnung,
dass das diskutiert wird. Es gibt einen Meinungsbildungsprozess auf der Ebene
der Beamtinnen und Beamten, der Fachleute, der Expertinnen und Experten, es
gibt einen Meinungsbildungsprozess im Bereich der Bürgerinnen und Bürger und es
gibt schlussendlich eine Beschlussfassung, eine Beschlussfassung derer, die auf
Grund einer freien demokratischen Wahl dafür legitimiert sind, nämlich der
Damen und Herren dieses Hauses. Und das wird dann Gegenstand sein, was wir zu
diskutieren haben. Und ich bekenne mich dazu, dass man gerade auch in der
Stadtplanung und in der Verkehrspolitik Visionen haben sollte. Da muss man
nicht zum Arzt gehen, um diese zu haben, sondern ganz im Gegenteil, Visionen,
das Durchdenken, auch wenn das eine oder andere morgen oder übermorgen noch
nicht umsetzbar ist, gerade das macht die Qualität von Stadtplanung und
Verkehrspolitik in dieser Stadt aus. Und das wollen die Bürgerinnen und Bürger
auch, wie wir bei den letzten Wahlen deutlich gesehen haben.
Meine Damen und Herren! Wir können über vieles reden, beispielsweise
auch darüber, was der Kollege Chorherr eingebracht hat mit der Frage der
Überplattung des Handelskais. Und als einer, der die Diskussionen gerade um die
Verbauung und die Bebauung des rechten Donauufers im 20. Bezirk
mitbekommen hat, weiß ich auch, warum das großflächig damals nicht realisiert
werden konnte. Da geht es auch darum, dass ich technisch gewisse Probleme habe,
um die Bahntrasse zu überwinden. Das heißt, ich bekomme Gefällesituationen, die
einfach dann für die Verbauung nicht rasend geeignet sind. Ich bekomme
gleichzeitig auch einen Kostenfaktor, der nicht unerheblich ist. Und ich habe
als Bezirksverantwortlicher, und deshalb hat man sich ja dann schlussendlich
dagegen entschlossen, auch etwas anderes mit zu überlegen. Wir haben, gerade
weil wir uns zur Stadt der kurzen Wege bekennen und gerade weil wir der inneren
Stadterweiterung das Wort reden und nicht dem weiteren starken Hinausschieben
von Siedlungsstrukturen an den Stadtrand, in innerstädtischen Bereichen eine
Dichte erreicht, wo wir uns auch überlegen müssen: Wie schaut das
Grünraumangebot aus? Und gleichzeitig überlegen wir uns, dass sich gerade in
diesem Stadtteil Wiens Freiräume hoffentlich in Zukunft erhalten werden, die
auch zur Stadtplanung freigegeben sind, wo man auch überlegen muss, welche
Struktur ich da schaffe. Ich denke an den Nordwestbahnhof beispielsweise. Ich
denke aber auch an viele Teile des Nordbahnhofes, die zur Nutzung offen stehen
und wo Planungen und Konzepte bereits laufen.
Und gerade wenn ich mir die Dichte dieser Gebiete ansehe, dann muss ich
mir auch überlegen: Wie kann ich Grünraum, wie kann ich Freiraum schaffen? Was
aber nicht heißt, dass ich mir nicht die Frage der Überplattung, auch im Sinne
dessen, was ich vorher gesagt habe, in einem freien Austausch von Gedanken, in
einer Diskussionsphase, die nicht gleich morgen die Umsetzung haben muss,
durchaus mit ansehen kann.
Meine Damen und Herren! Lassen Sie mich noch auf
einen anderen Punkt kommen, der mir wesentlich ist. Wir haben, relativ
unbemerkt, weil es außer Streit gestanden ist, den größten Mediationsprozess
weltweit in Wien laufen und erfolgreich laufen. Die Stadt Wien,
Niederösterreich und der Flughafen Wien haben sich gemeinsam entschlossen, eine
Möglichkeit zu schaffen, wie Bürgerinnen und Bürger mit einbezogen werden
können, wenn es darum geht, auch unangenehme, auch störende Auswirkungen eines
Verkehrsbauwerks, einer wirtschaftlichen Notwendigkeit zu diskutieren.
Und, meine Damen und Herren, das Ergebnis ist ein sehr, sehr
überraschendes und ein sehr, sehr positives. Von den
50 Prozessteilnehmern, von den 50 an der Mediation beteiligten Gruppen
haben sich 47, und 2 Gruppen überlegen noch, dazu entschlossen, einen
Verteilungsplan von Pflichten und Lasten im Zuge der Fluglärmbelastung auf sich
zu nehmen. Und sie haben eines mehr gesagt. Sie haben gesagt, und das würde ich
mir bei vielen Diskussionen auch in der Stadt im kleinräumigen Bereich
wünschen, alle die, die da mitgewirkt haben, haben gesagt: Wir erkennen die
wirtschaftliche Notwendigkeit des Flughafens für Wien an. Wir erkennen an, dass
das ein Faktor ist, den wir berücksichtigen müssen, wollen wir in der
Ostregion, wollen wir in der Vienna Region eine positive Entwicklung haben.
Und die Ergebnisse für Wien sind erfreulich. Ab 2004 werden wir eine
massive Entlastung in nahezu allen Teilen Wiens haben, ob das jetzt die Frage
der Nachtflugrestriktion ist, das heißt, dass es in den westlichen und
südlichen Bezirken keine Landungen mehr geben wird von 21 bis 7 Uhr in der
Früh, dass wir gleichzeitig auch im 22. Bezirk ganz wesentlich in der
Nacht die Landungen über dem Wiener Stadtgebiet reduzieren werden können, dass
wir 3 500 Landungen über West- und Süd-Wien weniger im Jahr haben werden,
dass wir schonende Anflugsverfahren haben werden, die Gewähr dafür sind, dass
darüber hinaus Verbesserungen für die Bürgerinnen und Bürger stattfinden
können. All das, meine Damen und Herren, ist etwas sehr, sehr Positives.
Aber ich möchte im Zusammenhang mit dem Flughafen ganz besonders
deshalb, weil es auch Thema der Diskussion der letzten Wochen und Tage ist,
eines einmal mehr sagen: Neben der Frage, wie können wir den Betrieb des
Flughafens prosperierend gestalten und gleichzeitig möglichst ökologisch
schonend für die Menschen, haben wir einen zweiten Bereich zu berücksichtigen,
nämlich den Flughafen als Bedeutung für Osteuropa-Zentralen in Wien. Und da
gibt es eine ganz bemerkenswerte Studie, die dieser Tage im ORF am Wochenende
präsentiert worden ist, wo mitgeteilt worden ist, dass 90 Großkonzerne
ihre Osteuropa-Zentralen in Wien haben. Und auf die Frage, warum sie das haben,
wo es doch jetzt in den Erweiterungsländern der EU durchaus auch schon Rechtssicherheit
gibt, wurde Folgendes einmal mehr festgehalten:
Zum einen ist es die Tatsache, dass Wien eine sichere Stadt
ist. Und da haben wir heute schon diskutiert, dass dank der Politik des
Innenministers Strasser gerade das ins Wanken gerät und die Verbrechensziffern
in Wien nicht gerade die besten sind, und wir wissen ja
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