Gemeinderat,
37. Sitzung vom 19.12.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 18 von 98
Ihnen auch versichern kann. Folgendes möchte ich als jemand,
der sich durchaus auch in hohem Ausmaß für den Nationalpark verantwortlich
fühlt, noch sagen: Der Nationalpark Donau-March-Thaya-Auen - ich bleibe
ungebrochen bei dem alten Begriff - ist etwas, womit sich sehr viel in meinem
Leben, in meiner eigenen Biographie verbindet, was zweifelsohne dazu führt,
dass ich alles tun werde, um diesen Nationalpark auch zu schützen. Ich kann
Ihnen daher versichern: Eine Variante, die den Nationalpark nachhaltig
schädigen würde, werde ich nicht befürworten.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke. - Die nächste Zusatzfrage stellt Herr GR
Parzer.
GR Robert Parzer
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrter Herr Bürgermeister!
Es ist
jetzt sehr viel bezüglich des Schutzes der Lobau gesagt worden. Es ist ganz
logisch, dass das auch unser Thema ist. Aber wenn ich mir die ganze Problematik
der Nordostumfahrung oder, wie sie auch genannt wird, -durchquerung ansehe,
dann bin ich nicht der Meinung der FPÖ, dass wir eine Durchquerung machen, weil
die Durchquerung dort schon ziemlich am Stadtrand ist, wenn man überhaupt weiß,
dass die Donaustadt ein Viertel von Wien ist. Und da kann ich nicht von einer
Durchquerung sprechen, sondern ich muss als dort Lebender und Wohnender schon
sagen, dass wir uns dort am Stadtrand befinden. Auch was das Kyoto-Ziel
betrifft, so muss ich, wenn ich heute in der Früh in die Arbeit oder am Abend
nach Hause fahre, sagen: Wir haben dort so viel Verkehr - und stehenden
Verkehr! -, dass hier auch das Kyoto-Ziel wahnsinnig beansprucht werden würde.
- Aber das ist nicht meine Frage.
Meine
Frage ist folgende: Was werden Sie unternehmen, um den Bau der U-Bahn so zu
gestalten, dass sie in die Nähe der zu errichtenden Autobahn kommen wird, um den
Nahverkehr innerhalb Esslings, Stadlaus, Asperns so weit wie möglich
einzudämmen, um hier ja keine weiteren Verkehrsbelastungen für die Bürger
entstehen zu lassen? Denn - das muss ich schon dazusagen - die Bautätigkeit in
unserem Bezirk ist grandios, und ich kann mir nicht vorstellen, wie eine
Bevölkerung, deren Quote innerhalb der nächsten 10, 15 Jahre die
20 Prozent überschreiten wird, das noch lange aushalten kann.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte, Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl:
Herr Gemeinderat! Zunächst einmal zu dem größeren Teil, denn die Entwicklung
Wiens, insbesondere der Donaustadt, auch in Floridsdorf, auch in den Bezirken
im Süden von Wien, ist ja zweifelsohne eine, die deswegen bemerkenswert ist,
weil insgesamt gesehen die Bevölkerungszahl in Wien ja nicht in berauschender
Art und Weise ansteigt, wie auch die letzte Volkszählung ergeben hat.
Nichtsdestotrotz halte ich es für wichtig und für bedeutend, dass wir in Wien
es, bislang jedenfalls, verstanden haben, keine schrumpfende Stadt zu werden.
Da ist in hohem Ausmaß, bei den steigenden Ansprüchen an die Wohnqualität - ich
sage dazu: was ich für richtig und gut halte -, natürlich diese Bau- und
Entwicklungstätigkeit, insbesondere in jenen Bereichen, wo in Wien Räume vorhanden
sind, einfach auch notwendig. Räume sind einerseits nach oben vorhanden - ich
brauche die Hochhausdiskussion hier nur mit einem Stichwort anzudeuten -, und
das andere geht halt in die Ebene. Daher halte ich es - ich sage es noch einmal
- für wichtig, in raumordnungsgemäß vernünftiger Form, in stadtplanerisch
vernünftiger Form in der Stadt, innerhalb unserer Grenzen bestimmte
Entwicklungen nicht einfach nur zuzulassen, sondern aktiv zu gestalten. Das
halte ich für notwendig und richtig, weil ich, wie gesagt, nichts davon halte,
dass man die Wiener Stadtgrenze zu Niederösterreich dort erkennen kann, wo auf
niederösterreichischer Seite verbaut ist und auf Wiener Seite Grünflächen sind.
Das ist eine zweifelsohne unvernünftige Entwicklung.
Ich sage noch einmal: Gestalten - und nicht zulassen
im Sinne von nicht selbst entwickeln. So gesehen gehören hier aus meiner Sicht
natürlich soziale Infrastruktureinrichtungen genauso wie
Verkehrsinfrastruktureinrichtungen, Kommunikationsinfrastruktur, aber genauso
der ganze Bereich Freizeit, Unterhaltung, Kultur - im weitesten Sinn natürlich
- dazu, und insofern haben wir das, so denke ich, auch in vernünftiger Form
selbst zu entwickeln.
Ich denke daher, dass wir gerade und in zunehmendem
Ausmaß nicht "nur" - unter Anführungszeichen - eine
Weltkulturerbe-Diskussion zu führen haben, sondern wir werden insgesamt eine
Stadtentwicklungs-Diskussion zu führen haben, die auch das ganze Umfeld, das
Einpassen Wiens in diese neue Europaregion entsprechend berücksichtigt. Das ist
mit ein Grund, warum ich den Planungsdirektor gebeten habe, das hier schon
angedeutete Projekt der Verknüpfung einer Autobahn mit einer U-Bahn auch
entsprechend einzubeziehen. Grundsätzlich sind solche Verknüpfungspunkte -
tunlichst an der Peripherie der Stadt - von Autobahn und öffentlichen
Verkehrsmitteln, hoch leistungsfähigen öffentlichen Verkehrsmitteln, vernünftig
und erstrebenswert. Daher soll man solche Dinge berücksichtigen und über sie
auch nachdenken.
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Danke. – Die nächste Zusatzfrage stellt Herr GR
Madejski. – Bitte.
GR Dr Herbert Madejski
(Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr
Bürgermeister! Wir haben heute zum ersten Mal wirklich die Möglichkeit gehabt,
mit Ihnen ausführlichst über die Umfahrung von Wien zu diskutieren, denn bisher
haben Sie sich ja in Bezug auf dieses Thema vornehm zurückgehalten. Es freut
mich daher sehr, dass wir hier schon einige Ihrer Prioritäten feststellen
konnten, was auch für die zukünftige Arbeit in Wien wichtig sein wird.
Daher stelle ich jetzt nur mehr eine kurze Frage: Es
gibt natürlich noch eine Variante der so genannten Umfahrung. Schließen Sie, da
Sie ja - ich brauche mich da nicht zu wiederholen - für die Umfahrungsvariante
der Großstadtökologie, -ökonomie und des Bevölkerungsschutzes sind, eine
Variante aus, nämlich die über den Biberhaufen?
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