Gemeinderat,
38. Sitzung vom 16.01.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 16 von 35
davon am meisten betroffen ist. Sie haben absolut überhaupt
nichts dafür getan, um die Situation für Wien besser aussehen zu lassen!
Was macht die Wiener Sozialdemokratie angesichts dieser
Tatsachen? Ich kann mich erinnern, schon vor zwei Jahren haben wir gefordert:
Entwickeln Sie auch mit unserer Unterstützung ein Gegenmodell zur
Bundesregierung! Doch damals waren Bgm Häupl, StR Rieder und StRin Laska nach
wie vor die Kreuzritter des Stabilitätspakts. Es war Ihnen von Anfang an
wichtig, den innerösterreichischen Stabilitätspakt als Musterschüler auf Punkt
und Beistrich einzuhalten. Erst als Sie heuer gemerkt haben, es geht sich nicht
aus, mehr aus der Not heraus denn aus der Tugend, haben Sie begonnen
nachzuvollziehen, dass ein noch weiteres Einhalten des innerösterreichischen
Stabilitätspakts die Armut in Wien zusätzlich zu den Belastungen der
Bundesregierung in einem Maße verschärft, was - Gott sei Dank - auch Sie als
Sozialdemokraten nicht mehr wollen. Meines Erachtens und auch unseres Erachtens
ist es in Summe aber viel zu spät.
Die Frau Kollegin Wehsely hat sich herausgestellt und
gesagt: „Die letzten zehn Jahre der sozialdemokratischen Regierung in Wien.“
Schauen wir uns einmal die letzten zwei Jahre der sozialdemokratischen
Regierung in Wien an:
1. Frau StRin Laska, liebe KollegInnen der
Sozialdemokratie: Wurde die Sozialhilfe in den letzten zwei Jahren erhöht?
Obwohl mehr Personen unter die Sozialhilfe gefallen sind und obwohl es nach wie
vor natürlich massive Belastungswellen auf Bundesebene gegeben hat, wurde die
Sozialhilfe erhöht und in welchem Maße? - Nein!
2. Im Rahmen der Behindertenhilfe: Obwohl wir alle
wissen, dass immer mehr Menschen der Unterstützung bedürfen, wurde die
Behindertenhilfe in den letzten zwei Jahren massiv ausgeweitet? Wurden im
Bereich der Behindertenhilfe den Menschen, den Vereinen und den Menschen, die
in den Vereinen tätig sind, eine Abgeltung ihrer Löhne und Einkommen nur in
derselben Höhe wie den Bediensteten der Stadt Wien ermöglicht? - Nein!
3. Im Bereich der unbegleiteten minderjährigen
Flüchtlinge hat meine Kollegin Jerusalem ausführlich dargelegt, welche
Fehlverhalten permanent in den vergangenen Jahren aufgetreten sind.
4. Im Bereich der Büchereien wurden Büchereien
geschlossen. Im Bereich der Schulen ... (GRin Martina LUDWIG: Und die
Hauptbücherei?) Nein, es wurde eine neue Hauptbücherei errichtet, es wurde
eine alte geschlossen und es wurden viele andere Büchereien geschlossen. Es
wurden Lehrlingsbüchereien in der Hoffnung, dass sich die Berufsschüler jetzt
diese Lehrlingsbüchereien selbst erhalten, hergeschenkt, weil man sich nicht
mehr in der Lage sah, diese als Stadt Wien aufrecht zu erhalten.
5. In den Schulen beim Personal gab es einen massiven
Personalabbau oder wollen Sie das bestreiten? Nein, wollen Sie nicht
bestreiten. Und wo ist das Gegenmodell der Stadt Wien? (GRin Martina LUDWIG:
Es geht um die Zuständigkeit!) Sie stellen sich dann immer hin und sagen:
Schuld ist die Bundesregierung. Wenn man aber eh nichts macht, wozu sitzen wir
dann im Gemeinderat? Wir glauben, dass es Aufgabe der Gemeinde Wien ist,
angesichts der Bundespolitik ein Gegenmodell zu entwickeln... (GRin Martina
LUDWIG: Der innerösterreichische Stabilitätspakt!) Die Frage des
innerösterreichischen Stabilitätspakts! Liebe
Martina LUDWIG! Jetzt ist StR Rieder draufgekommen, dass wir mit dem Recht
gehabt haben, was wir ihm vor zwei Jahren gesagt haben. Jetzt lautet plötzlich
die Argumentation, warum man den innerösterreichischen Stabilitätspakt nicht
einhalten muss, genau so, wie wir es ihm schon vor zwei Jahren gesagt haben und
angesichts der Entwicklung in Österreich vor zwei Jahren mindestens so seine
Richtigkeit gehabt hat wie es heute seine Richtigkeit hat! Ja Entschuldigung,
für das Budget der Stadt Wien ist die Stadt Wien zuständig!
Darüber hinaus ist es gerade diese Einhaltung des
Stabilitätspakts gewesen, die dazu geführt hat, dass von Wien aus eben keine
entscheidenden Impulse mehr auch in der Arbeitsmarktpolitik ausgegangen sind.
Es stimmt schon, Arbeitsmarktpolitik ist im Großen und Ganzen Bundespolitik.
Viele der zusätzlichen Arbeitslosen in Wien sind unter anderem dadurch
entstanden, dass gerade der Bund, was den Verwaltungsbereich betrifft, in Wien
massiv Personal abgebaut hat. (GRin Martina LUDWIG: Genau!) Aber anstatt
dem wirklich massiv und aktiv gegenzusteuern, hat ... (GRin Martina LUDWIG:
Und was ist mit dem WAFF?) Was ist mit dem WAFF? Der WAFF ist angesichts
der Arbeitslosenzahlen in Wien eine wesentliche Einrichtung und dennoch nur ein
Tropfen auf dem heißen Stein. Das ist das Bedauerliche an der Situation. Ja,
natürlich wird auch im WAFF einiges gemacht. Natürlich gab es auch ein bisschen
Wirtschaftsförderung. Aber im Verhältnis zu der Situation, die gegenwärtig in
Österreich herrscht, ist das mit Abstand nicht genug und im Verhältnis zu den
Jahren davor, bevor es Österreich so gegangen ist wie sich jetzt die Situation
in Österreich darstellt, nicht in einem Maße der ausreichenden Steigerung.
Weil Sie immer sagen ArbeitnehmerInnenpolitik, et cetera: Wo
sind denn die notwendigen Erhöhungen im Sozialbereich, dass zumindest die
Einkommen bei den in den Vereinen tätigen Menschen gesichert sind? Sie...(GRin
Martina LUDWIG: Verdoppelung der Sozialhilfebezieher!) Noch einmal: Der
Verdoppelung der Sozialhilfebezieher kann man auf unterschiedliche Art und
Weise entgegen treten. Man kann sagen, so wie Sie es tun: Weil es jetzt doppelt
so viele SozialhilfebezieherInnen als früher gibt, geben wir ihnen nicht mehr,
sondern in Wirklichkeit auf Grund der Inflation, die existiert, in Summe
weniger. Oder man kann sagen: SozialhilfebezieherInnen, egal wie viele es sind
und jeder einzelne ist meines Erachtens zuviel in dem Sinne, dass es darum
geht, Menschen zu ermächtigen, wieder im Arbeitsprozess selbst Geld zu
verdienen, aber nur weil es mehr Sozialhilfebezieher und -bezieherinnen gibt,
darf man meines Erachtens nicht sagen, man gibt ihnen in Summe zwar mehr, weil
es mehr sind, aber auf die einzelne
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