Gemeinderat,
38. Sitzung vom 16.01.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 25 von 35
mussten, dramatisch sind. Wir haben die höchste
Arbeitslosigkeit in der Zweiten Republik. Wir haben 330 000 arbeitslose
Menschen. Das muss man sich einmal vorstellen! (GRin Mag Heidemarie
Unterreiner: Vor allem in Wien! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Wir
haben in Österreich - da geben Sie mir aber schon Recht - eine
Rekordarbeitslosigkeit und über 330 000 arbeitslose Menschen. (GR
Heinz-Christian Strache: Weil sie in Wien so hoch ist!) Herr Kollege Strache, Sie haben hier
heute noch Ihren Auftritt, den Sie, glaube ich, ganz dringend brauchen. Selbst
der Kollege Römer hat festgestellt - ich weiß nicht genau, ob er es war,
korrigieren Sie mich -, dass es natürlich gerade Wien war, wo die meisten
Stellen im öffentlichen Bereich abgebaut wurden. Man sagt von Ihrer Seite aus
immer: Ja, ja, das stimmt schon alles, aber jetzt kommen wir zu etwas ganz
anderem.
Es hat Gründe, und die Gründe liegen da drüben bei
der Politik und der Arbeit der Bundesregierung, warum es natürlich gerade hier
in Wien Arbeitslosenzahlen gibt, wie wir sie eben haben.
Und noch einmal - ich glaube, auch hier widersprechen
wir uns nicht -: Die Zuständigkeit ist klar. Es ist klar, wer hier zuständig
ist. Oder? (GRin Mag Heidemarie
Unterreiner: Der Bund ist für die Arbeitslosigkeit in Wien zuständig?)
Arbeitsmarktpolitik ist Bundessache. Das sollten auch Sie zur Kenntnis nehmen,
auch wenn Ihre Politik dem nicht Rechnung trägt.
Um nur ein Beispiel zu nennen: Lehrlingsstiftungen.
Sie machen nach wie vor nichts dafür, dass es möglich ist, wieder
Lehrlingsstiftungen einzurichten, Wien hingegen tut es.
Ich möchte auch noch einmal den WAFF erwähnen. Sie
tun zwar so, als wäre das so eine kleine Geschichte - es gibt halt den WAFF -,
aber Sie wissen, es ist die einzige Institution in diesem Land - und die ist
eben in Wien -, die ganz aktiv, und zwar mit vielen, vielen Millionen Euro,
versucht, dem entgegenzuwirken und sehr gezielt Programme für Jugendliche und
für Frauen - das ist mir auch ein großes persönliches Anliegen - auf die Beine
zu stellen und vor allem auch Wiedereinstiegsmaßnahmen zu entwickeln. Das ist
beispielsweise nur ein Bereich, wo das AMS uns gerade auch in Wien große
Schwierigkeiten gemacht hat, weil Mittel gestrichen wurden.
Abgesehen davon, dass Wien auch eine besondere Rolle
hat, das wissen auch Sie: 150 000 Menschen, die in Wien arbeiten,
leben nicht in Wien, und von den 16 000 Lehrlingen, die wir haben,
sind 4 000, die zwar in Wien ihren Ausbildungsplatz in einem Betrieb
haben, aber nicht in Wien leben.
Zur Situation, wie das mit Wien und der
Arbeitsmarktpolitik ist, möchte ich heute eine grüne Abgeordnete zitieren, weil
ja auch im Parlament des Öfteren diese Debatten stattfinden. Letzten Dienstag
war das wieder der Fall, und ich möchte nur eine Abgeordnete, nämlich Michaela
Sburny, die im Übrigen auch die Wiener Situation sehr genau kennt, zitieren.
Sie hat nämlich genau in dieser Debatte im Nationalrat in Richtung der Regierungsparteien
Folgendes gesagt, ich zitiere: "Es besteht kein Grund zum Triumph. Ich
möchte nämlich auf das eingehen, was Sie bei Wien immer machen, und ich halte
das für überhaupt keinen Grund zum Triumphieren, wenn Sie sich hier
herausstellen und jedes Mal wieder triumphierend verkünden, dass das rote
Bundesland Wien sich in einer derart schlechten Situation befindet, was die
Arbeitslosigkeit betrifft. Ich kann Sie nur darauf aufmerksam machen, dass die
Arbeitslosensituation immer noch Bundessache ist und dass wir alle gemeinsam
dafür verantwortlich sind, egal, um welches Bundesland es sich handelt."
Ich hoffe, dass die grünen Abgeordneten mir auch
zugehört haben, aber ich denke, es war eine richtige und wichtige Feststellung,
die die Abgeordnete Sburny letzten Dienstag im Nationalrat von sich gegeben
hat. Ich denke, auch wir sollten es jetzt einmal dabei belassen und endlich
auch einmal gesetzliche Zuständigkeiten zur Kenntnis nehmen.
Ich möchte noch ganz kurz auf einen Bereich eingehen,
weil er mir sehr wichtig ist. Das Thema Kinderarmut wurde hier
interessanterweise auch vom Kollegen Strobl angesprochen. Ich habe das Thema
Armut in meiner letzten Rede hier in den Mittelpunkt gestellt, weil es
tatsächlich dramatisch ist, was sich diesbezüglich in Österreich abspielt. Wir
alle wissen, dass das Thema Kinderarmut sehr viel mit der
Beschäftigungssituation der Eltern, in erster Linie auch der Mütter zu tun hat.
Dazu gehört das Thema Kinderbetreuung. Dazu ist heute schon viel gesagt worden,
und ich möchte nur zwei Zahlen kurz wiederholen, nämlich dass drei Viertel
aller Krippenplätze in Wien sind - man kann sich also ungefähr vorstellen, wie
das in den anderen Bundesländern ist; eine Frau mit einem kleinen Kind hat in
einem anderen Bundesland außerhalb Wiens überhaupt keine Möglichkeit, arbeiten
zu gehen -, und wir haben die Vollversorgung der drei- bis sechsjährigen Kinder
in Wien.
Herr Kollege Strobl! Wenn Sie Wien mit anderen
Bundesländern vergleichen wollen, was die Kosten für Kinderbetreuung betrifft,
dann können Sie das gar nicht, denn es gibt keine vergleichbare Situation in
einem anderen Bundesland. Leider gibt es die nicht!
Dass in Wien mehr als ein Drittel der Eltern für den
Kindergarten nichts zahlen, habe ich schon erwähnt, aber eines möchte ich sehr
wohl noch erwähnen, dass nämlich Sie die Kindergartenmilliarde abgeschafft
haben. Das heißt, der Bund stellt keine Mittel für Kinderbetreuung in
Österreich zur Verfügung. Das, was die Sozialdemokratie - sicher auch mühsam,
aber doch - erkämpft hat, haben Sie einfach abgeschafft. Auch das wird von
Ihnen immer ignoriert oder Sie schauen weg. Aber ich möchte gerne einmal fragen
- der Kollege Strache hat dann vielleicht eine Möglichkeit, hier dazu Stellung
zu nehmen -: Warum haben Sie auf Bundesebene eigentlich die Gelder für
Kinderbetreuung gestrichen? Warum? Es wäre so wichtig. Es fehlen in ganz
Österreich zirka 100 000 Kinderbetreuungsplätze. Die Mittel des
Bundes wären so wichtig, aber Sie haben sie gestrichen.
Ich fordere, dass Sie die Kinderbetreuungsmilliarde wieder
einführen, und ich bitte Sie, sich auch im Bund
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