Gemeinderat,
38. Sitzung vom 16.01.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 27 von 35
waren, sind doch entweder in symbolischen Bereichen oder in
Randbereichen für Ihr Klientel passiert.
Ich sage nur drei Beispiele: Da ist einmal StR
Schicker, der der Meinung war, dass er das Verkehrsproblem, das Autoproblem von
Großstädten auf ein paar hundert Metern auf der Rossauer Lände lösen wird
können. Das hat halt für ein paar Tage die Stadt Wien lahmgelegt. Der
Nobelpreis für die Lösung von Verkehrsproblemen ist es nicht geworden, aber
dafür ist der Herr Benke, der diese tolle Idee und dieses Experimentierfeld
entwickelt hat, mit 9 000 EUR in Pension geschickt worden.
Oder aus meinen eigenen Ressort: Herr StR
Mailath-Pokorny hat den Rabenhof zum Vorzeigeprojekt der SPÖ-Kulturpolitik
gemacht. Und was alles bei der Besetzung in der Josefstadt schiefgegangen ist,
das will ich hier gar nicht in allen Details erläutern.
Drittes Beispiel: die Frau StRin Brauner, die
applaudierend in der ersten Reihe gestanden ist, als der Sicherheitsapparat,
der Sicherheitskörper der Stadt Wien mit schwerem Gerät vor dem Hauptquartier
des politischen Gegners aufgefahren ist.
All das ist hier passiert, aber ich gebe zu, Kultur,
Verkehr und vor allem politische Korrektheit waren noch nie die
SPÖ-Kernbereiche, daher hat es sozusagen den Bürger nicht so getroffen. Und
dann kam Lainz, womit auf einmal einer der Kernbereiche der SPÖ berührt wurde,
nämlich das Thema, wie geht man mit älteren Menschen um, das Thema, wie stirbt
man, das Thema, wie funktioniert humane Altenbetreuung, ein Thema für die
Öffentlichkeit, denn Sterben ist nun einmal ein Thema, das uns alle betrifft.
Gesundheit war ja einmal ein SPÖ-Kernthema, aber nur die Umbenennung von Lainz
in "Geriatriezentrum am Wienerwald" ... (GR Godwin Schuster:
Was ist mit Lainz?)
Was in Lainz passiert ist? Herr Kollege Schuster, ich
weiß nicht, wo waren Sie denn im letzten Jahr? (Ironische Heiterkeit bei der
ÖVP.) Herr Kollege Schuster, wo waren Sie im letzten Jahr? (GR Godwin
Schuster: Na was war in Lainz?) Herr Kollege Schuster fragt mich, was in
Lainz war. Das muss ich einmal festhalten für die Geschichte. (GR Godwin Schuster: Wir haben eine
Untersuchungskommission, und es ist kein einziger politischer Vorwurf
herausgekommen!) Herr Kollege Schuster, in Lainz ist herausgekommen, dass
dort, ich sage einmal, alle Menschen oder viele Menschen nicht unbedingt in
jener Art und Weise behandelt wurden, wie Sie selbst behandelt werden wollten,
wenn Sie ein älterer Mensch sind. Ich glaube, das ist ja ein Faktum, und es ist
ein Faktum, dass Informationen darüber rechtzeitig - aus welchen Kanälen auch
immer - zur amtsführenden Stadträtin gekommen sind, und ich mache ... (GR
Godwin Schuster: Sie hat die Untersuchung in Bewegung gesetzt!) Langsam!
Ja, als schon die ganze Öffentlichkeit geschrien hat, dass es notwendig ist.
Um nicht missverstanden zu werden: Ich mache der Frau
StRin Pittermann keinen Vorwurf für die Dinge, die dort passiert sind. Ich
mache ihr einen umso größeren Vorwurf, dass sie nicht sofort, als sie vom
ersten Fall gehört hat, von sich aus an die Öffentlichkeit gegangen ist. Das
hat sie nicht getan. (GR Godwin Schuster:
Sie hat untersuchen lassen!) Lieber Kollege Schuster, auch wenn Sie das
ganze letzte Jahr nicht da gewesen sind, dann sollten Sie einmal in den
Protokollen des Gemeinderates nachlesen. (Beifall bei der ÖVP.)
Und während dieser Lainz-Skandal aufgebrochen ist,
hat es bereits Gerüchte gegeben, dass auch im Sozialressort die Dinge nicht zum
Besten stehen, um das jetzt einmal so zu sagen, denn das weiß man ja schon
länger. Und was macht die Stadtverwaltung, was macht der Bgm Häupl? Er nimmt
wesentliche Teile des Sozialressorts von der Frau VBgmin Laska, die - das sage
ich jetzt, auch wenn hier ein Misstrauensantrag gestellt wird - in jedem Fall
ein politischer Vollprofi ist, die sich aber vielleicht in einer schon länger
andauernden Formkrise befindet. Was macht man also? Man nimmt es von einem
Profi weg, wo es nicht sehr gut funktioniert hat, und gibt es zu einer
Ressortchefin, zur Frau Pittermann, der man den Vorwurf - mein Kollege Hahn hat
das immer gut ausgedrückt - der Formkrise gar nicht machen konnte, denn man
muss ja einmal in Form gewesen sein, um in eine Formkrise kommen zu können.
Das ist die Art und Weise, wie Sie glauben, Probleme
lösen zu können, und es wird halt für den Bürger spürbar, dass das nicht
funktioniert. In diesem Ressort herrscht ein Missmanagement. Denn ich sage ganz
ehrlich, wenn ich alle wesentlichen Informationen, die in letzter Zeit aus
diesem Ressort kommen, als Bürger, der Zeitungen liest, nicht über die
Pressesprecherin der Vizebürgermeisterin erfahre, sondern deswegen, weil bei den
Grünen wieder irgendjemand ein
Papier bekommen hat - freut mich für die Grünen
- und das an die Öffentlichkeit bringt, ist das eine effektive Form der
Zusammenarbeit, denn das schafft natürlich mehr mediales Echo, wenn bestimmte
Vorgänge nicht vom eigenen Ressort, sondern von den Grünen an die Öffentlichkeit gebracht werden.
Das zeigt, welches Chaos dort im Inneren herrscht,
und auf der anderen Seite auch die Reformverweigerung, die außen passiert, weil
Sie eben als Stadt nicht bereit sind, die nötigen Einsparungen - im
Verwaltungsbereich zum Beispiel - zu machen, weil Sie bestimmte Dinge, die auf
Bundesebene passieren, nur kritisieren, ohne sie für Wien notwendigerweise
einzuführen. Sie sagen, wir brauchen das alles nicht in Wien. In Wien steht
alles zum Besten. Die machen das nur auf Bundesebene - zugegebenermaßen gegen
großen Widerstand -, aber wir in Wien brauchen das nicht. Das ist insofern
verantwortungslos, als Sie natürlich ganz genau wissen, dass es für Wien
mindestens genauso notwendig wäre, denn je länger Sie diesen Reformprozess
hinausschieben, desto teurer wird er werden und desto schwieriger wird er
werden. Darüber können Sie sich auch nicht hinwegschummeln. Nur mit
Placebo-Politik und Ersatzhandlungen alleine wird das nicht gehen. (Beifall
bei der ÖVP.)
Das heißt, das Gesundheitsressort und das Sozialressort sind
in einer schwierigen Krise. Dem
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