Gemeinderat,
38. Sitzung vom 16.01.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 34 von 35
gestalten. Aber das hält die SPÖ möglicherweise noch aus. Wo
Ihre wahren Interessen sind, ist es vermutlich natürlich so, dass es ja auch um
grüne oder grünnahe Gruppierungen geht, und die sollen ja auch weiterhin
gesichert bleiben. Deshalb, und davon bin ich überzeugt, sagen Sie: Wir werden
zwar hier lautstark kritisieren, aber in Wahrheit machen wir das, was wir immer
in den vergangenen Jahren gemacht haben, wir machen hier weiterhin rot-grüne
Politik, und wenn sie halt ein bisschen rot dominiert ist, dann werden wir
nicht in der Regierung sitzen. Tun wir halt ein bisschen kritisieren. Aber so
ernst meinen wir es nicht, denn wenn es dann darauf ankommt, auf Spitz oder
Knopf, dann stehen wir sowieso hinter der roten Stadtregierung. (Beifall bei
der FPÖ.)
Das ist schon auch interessant, weil die Politik der
Bundesregierung ja hier immer wieder sehr prominent von Ihnen zitiert wird. Ich
kann mich noch sehr gut erinnern, wie es ja hier verschiedene Debattenbeiträge
von den Rednern der Sozialdemokratie gegeben hat, die daran Kritik geübt haben,
dass die Steuerbelastung des Bundes so hoch ist. (GR Harry Kopietz: 43
Prozent!) Jawohl. Ich habe dasselbe hier gesagt: Die ist hoch, aber nicht
ohne Grund und ohne Ursache. (GR Harry Kopietz: Sie ist so hoch wie nie
zuvor!) Ja, genau, so hoch wie nie zuvor. Herr Professor, ich gebe Ihnen
völlig Recht. Nur, wissen Sie warum? Weil das die Folgewirkungen sind Ihrer
Politik auf der Bundesebene. Die muss jetzt erst einmal saniert werden. Und wir
sind bei dieser Sanierung der von Ihnen verschuldeten Politik, wo Sie uns ja
gewaltige Schulden überlassen haben, jetzt einen Schritt weiter. Wir sind jetzt
nämlich genau dort, wo wir Ihren Plakatspruch in Wahrheit ernst nehmen:
"Weil der Mensch zählt." Und weil der Mensch zählt, haben wir jetzt
begonnen, eine Steuerreform zu machen. Also jetzt geht es genau darum, diese
Prozentsätze, die Sie auch zu Recht kritisieren, es ist eine hohe Belastung, zu
reduzieren. Jetzt würde man einmal meinen, jetzt kommt der Applaus von der SPÖ
und Unterstützung und man sagt: Jawohl, das ist wirklich gut so, die Zahl jener
Menschen, die überhaupt keine Steuer mehr zahlen. Das ist gut so, das ist eine
soziale Politik. Von Ihnen kein Wort. Sie würdigen das nicht, dass die
Lohnsteuer geringer wird, dass den Menschen in Zukunft mehr Geld bleibt. Das
ist Ihnen offensichtlich auch nicht recht. (GR Friedrich Strobl: Sie kennen
sich überhaupt nicht aus!) Und dass die Unternehmer entlastet werden, die
in Zukunft auf Grund des geänderten europäischen Umfeldes in einem sehr, sehr
harten wirtschaftlichen Wettbewerb stehen werden (Zwischenruf des GR
Christian Oxonitsch), in einer großen wirtschaftlichen Herausforderung
stehen werden, genauso, wie das die Arbeiterkammer und der Gewerkschaftsbund ja
jetzt zu Recht sagen. Auch mit der EU-Osterweiterung sind massive Folgen für
die Wiener Wirtschaft zu erwarten und natürlich auch für den Bereich der
Arbeitsplatzsicherung. Genau in dieser Situation macht die Bundesregierung
nämlich das einzig Richtige: Sie senkt die Steuersätze, um es den Unternehmern
leichter zu machen, im wirtschaftlichen Wettbewerb bestehen zu können. Und das
Bestehen der Unternehmen im wirtschaftlichen Wettbewerb ist die notwendige Grundlage,
dass es Arbeitsplätze gibt. Ich glaube, dass dieser Zusammenhang, Herr
Klubobmann, relativ einfach ist. Sie hören das, wenn Sie wollen, bei jedem
Einführungsseminar auch im Bereich der Volkshochschulen. Ich würde Ihnen
empfehlen, belegen Sie einmal so etwas, dann werden Sie den Konnex von
Wirtschaft und Arbeitsplatzsicherheit auch einmal vielleicht nachvollziehen
können.
Ich möchte abschließend zu einem Punkt kommen, wo ich
meine, dass neben all der sachlichen Kritik an Ihrer Politik auch das politische
Verhalten, das von Ihnen an den Tag gelegt wird, zu kritisieren ist. Ich
glaube, Ihr Verständnis von Demokratie ist das, dass Sie sagen: Die Mehrheit
hat automatisch Recht. Das ist nicht Demokratie. Die Mehrheit entscheidet.
Demokratie heißt Entscheidung durch Mehrheitsentscheidung. Aber das heißt noch
lange nicht, das Wesen der Demokratie verstanden zu haben, nämlich dass man
alle Meinungen einer Gesellschaft einbezieht und versucht, hier einen
gesellschaftlichen Konsens zu machen. Das ist nicht Ihr Verständnis von
Politik. (GR Christian Oxonitsch: 80 Prozent der Beschlüsse sind
einstimmig hier herinnen!)
Wenn man sich mit der Geschichte der SPÖ auseinander
setzt, dann findet man ja ganz erstaunliche Zitate sehr prominenter
Sozialdemokraten, nach denen sogar Gassen im 16. Bezirk benannt sind.
Sogar Ihre Sektion ist danach benannt. Ich zitiere diesen prominenten
Sozialdemokraten aus der Ersten Republik, wo Sie dann wieder sagen können: Na
ja, das war eigentlich ein Kommunist. Dann muss man sagen: Meinen Sie den Vater
oder den Sohn? Ich sage Ihnen nur eines: Das Zitat "Demokratie gibt mir
nicht viel, Sozialismus heißt das Ziel" ist durchaus eines, das ja aus
Ihrer Parteigeschichte herkommt. Und das haben wir nicht vergessen, und
gelegentlich meint man, es hat sich bis heute gehalten. Leider. (Beifall bei
der FPÖ.)
Wir haben bei der letzten Sitzung des Sozialausschusses an
sich ein Erlebnis der besonderen Art auch gehabt. Und zwar bekommen wir in der
Tagesordnung hier vorgelegt einen Entwurf, nein, falsch, eine Mitteilung, wie
es jetzt im Jahr 2004 mit dem Entwurf eines Wiener Seniorengesetzes weitergehen
wird. Wir bekommen die Mitteilung, das Wiener Seniorengesetz wird nicht mehr
von dem bisherigen Ausschuss behandelt werden, sondern geht über in den
Ausschuss der Frau StRin Pittermann. Na gut. Wissen Sie, aus welchem Jahr der
Entwurf ist? Aus dem Jahr 2003? (Zwischenruf.) Nein, nicht aus dem Jahre
1938, also soweit zurück reicht es nicht. Es ist ein Entwurf aus dem Jahr 2001.
Das heißt, man lässt einen Entwurf aus dem Jahr 2001 einfach liegen, behandelt
ihn nicht, man macht einfach nichts damit. Das interessiert uns nicht, das
wollen wir nicht, der Diskussion stellen wir uns nicht. Man lässt ihn einfach
liegen und sagt: Das ist zwar von Abgeordneten hier eingebracht worden, aber
das hat an sich keine Wertigkeit, das geben wir jetzt in den nächsten
Ausschuss. Ich bin gespannt, ob der nächste Ausschuss dann einmal zu Beratungen
dieses Antrages kommen wird. Ähnlich verhält es
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