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Gemeinderat, 40. Sitzung vom 03.03.2004, Wörtliches Protokoll  -  Seite 36 von 78

 

170 Tage, das ist auch ... (GRin Mag Marie Ringler: 70 Tage!) 120 Tage spielen wir im Theater an der Wien. Du weißt immer alles besser (GRin Mag Marie Ringler: Ja!), vermittelst aber oft den Eindruck, dass du dich überhaupt nicht auskennst. Ich werde noch zu einem Beispiel kommen, an dem ich dir das beweise. (GRin Mag Marie Ringler: Aha?) Jedenfalls sind es 120 Spieltage im Theater an der Wien.

 

Jedes Mal, wenn ich nach Brüssel gekommen bin und versucht habe, in die Oper de la Monnaie zu gehen, haben die einen Schließtag gehabt. Die spielen nicht jeden Abend, das ist üblich. Auch in der Mailänder Scala ist es üblich, dass nicht jeden Abend Programm ist. So wird es auch beim Theater an der Wien sein, einfach weil es technisch nicht anders möglich ist, weil es keine Oberbühnen, Nebenbühnen, Hinterbühnen und Lagermöglichkeiten gibt. Daher ist es uns noch immer lieber, im Theater an der Wien wird 120 Tage Oper gespielt, auf höchstem Niveau, mit neun verschiedenen Produktionen, so wie es bisher war.

 

Wenn über Schließtage gesprochen wird, dann muss man sagen: Wenn man bisher Opernliebhaber war und das Theater an der Wien besuchen wollte, hat man im Jahr bestenfalls zwei bis drei Möglichkeiten gehabt, bei den Wiener Festwochen und beim KlangBogen, und das ganze restliche Jahr war das Theater eigentlich geschlossen. Wenn man einmal schon "Cats" gesehen hatte, dann war es in Wirklichkeit für sieben Jahre geschlossen für diejenigen, die "Cats" schon einmal gesehen hatten. Genauso verhält es sich - bei aller Wertschätzung und Anerkennung für "Elisabeth" - auch bei "Elisabeth": Wenn man es einmal gesehen hat, dann ist das Haus eigentlich zwei Jahre blockiert.

 

Das heißt, es wird für das Publikum in Wien - das gilt für die Wienerinnen und Wiener genauso wie für die internationalen Gäste - in Zukunft möglich sein, das Theater an der Wien nicht einmal oder zweimal im Jahr zu besuchen, sondern neunmal oder zehnmal. Das ist eine wesentliche Erweiterung des Angebots der Musikstadt Wien!

 

Wenn das der Herr Staatsoperndirektor Holender jetzt einfach schlecht macht, dann verstehe ich das. Er ist schon bekannt dafür, dass er neben sich keine Konkurrenz liebt und alles heruntermacht, was sozusagen nicht nach seiner Pfeife tanzt. Das hat er bisher immer bewiesen. Jetzt hat er wieder Direktoren neben sich, die genau das machen, was er anschafft. Aber die Stadt Wien lässt sich vom Herrn Staatsoperndirektor nicht anschaffen, was wir dort spielen. Wir waren auch nicht bereit, dass das Theater an der Wien zu einer Dependance der Staatsoper wird, wohin er seine ungeliebten Produktionen, insbesondere das Ballett, auslagern kann. Da haben wir nicht mitgespielt.

 

Im Übrigen verwendet er laufend Zahlen, bei denen er Äpfel mit Birnen verwechselt und einfach Sachen vergleicht, die nicht zu vergleichen sind. Er redet von Produktionsgeldern; wir reden von Geldern und Mitteln, die notwendig sind, um ein Haus mit 350 Beschäftigten auch technisch und organisatorisch in Schuss zu halten, und nicht nur von den Produktionsgeldern. Hier wird also bewusst mit falschen Zahlen operiert. Daher kann man diese Kritik durchaus entgegennehmen, aber man muss sie nicht teilen.

 

Es wird jedenfalls ein zusätzliches, hoch qualitatives Angebot im Bereich Musiktheater geben, und das ist auch ein klares Bekenntnis zur Oper in Wien. Genauso, wie die Stadt Wien ein Bekenntnis zum klassischen Musiktheater, zur Oper und auch zur zeitgenössischen Oper abgibt, genauso gibt die Stadt Wien ein klares Bekenntnis zum hoch qualitativen Musical in dieser Stadt ab. Wir wollen diese Vielfalt, wir wollen diese Qualität, und daher ist es auch notwendig, dieses Musical, das die Stadt Wien will, zu fördern. Deshalb wird es in Zukunft weiterhin zwei Häuser geben, die auf technisch hohem Niveau und in hoher Qualität Musical in Wien anbieten. Das wird gewollt, da gibt es einfach ein Publikum. Jetzt wird nach zehn Jahren "Elisabeth" wieder aufgenommen. Es hat eine Auslastung von fast 100 Prozent, und es gibt keine Karten. Es wird jetzt überlegt, die Aufführung von "Elisabeth" bis ins Jahr 2005 hinein zu verlängern.

 

Ich kenne viele Freunde und Menschen in dieser Stadt, die teilen mit mir die Liebe zur Oper und zum Theater. Die treffe ich dann in der Oper, die treffe ich im Theater, die treffe ich in Konzertsälen. Aber es gibt genauso viele Menschen, die Musicals sehen wollen. Es sind vor allem junge Menschen, das ist eine andere Klientel. Es ist einfach Aufgabe der Stadt Wien, nicht nur die Opern- und Theaterliebhaber mit öffentlicher Förderung und Angeboten zu bedienen, sondern auch die Musical-Liebhaber. Es gibt, wie gesagt, genauso viele Besucher im Musical wie in der Oper, daher ist es berechtigt, auch hier entsprechende Orte zu schaffen.

 

Was wir nicht wollen, ist, dass Wien eine Abspielstätte von ausländischen Produktionen ist, die lieblos nach Wien kommen, und wenn sie niemand mehr sehen will, gehen sie weg und es kommt wieder etwas anderes. Wir sind nicht ein Abspielort für ausländische Produktionen, wir wollen eigenständiges Musical, das in Wien deutschsprachig produziert wird, neue Stücke, neue Eigenproduktionen, die von Wien in die Welt gehen. Da waren wir in den letzten Jahren massiv erfolgreich! Die drei Produktionen "Elisabeth", "Mozart" und "Tanz der Vampire" sind unter anderem in Deutschland, Ungarn, in den Niederlanden, in Schweden, in der Schweiz, in Japan, und ich glaube, noch in einigen anderen Ländern aufgeführt worden, sodass seit 1995 insgesamt fast acht Millionen Besucher eigenständige, qualitativ hochwertige Musicalproduktionen aus Wien im Ausland gesehen haben. Das ist tatsächlich nicht nur für die Kulturstadt Wien und die Musikstadt Wien wichtig, sondern das bringt auch zusätzliche Gelder für die Vereinigten Bühnen Wien, weil Geld wieder zurückfließt.

 

Wir wollen qualitätsvolle Kunst auch im Bereich des Musicals, und dazu bedarf es öffentlicher Förderung und öffentlicher Finanzierung. Alle privaten Versuche auch in Wien - in erinnere nur an Schwenkow im Ronacher - sind innerhalb von kürzester Zeit kläglich gescheitert. In Deutschland wird es immer wieder versucht, und immer

 

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