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Gemeinderat, 41. Sitzung vom 26.03.2004, Wörtliches Protokoll  -  Seite 11 von 87

 

interdisziplinär so wunderbar zusammengearbeitet haben und diese großartige Leistung vollbracht haben. Das zeigt, wie wichtig das Zusammenspiel der Kräfte ist.

 

Es ist vor ein paar Monaten gerade diese Kinderklinik sehr in Beschuss gekommen und ich möchte nur sagen, dass es auch Diskussionen über den Klinikvorstand gab. Heute Früh hat mich der Klinikvorstand sehr entsetzt angerufen. An der Klinik hängt ein Bild von Clemens von Pirquet. Heute Früh wurde dieses Ölbild dieses fantastischen Kinderarztes mit einem Hakenkreuz auf der Stirn gefunden. – Danke.

 

Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Somit ist die 3. Anfrage beantwortet. Nur zur Klarstellung, dieser Punkt ist natürlich bei der Staatsanwaltschaft und der Kriminalpolizei zwischenzeitlich angezeigt worden.

 

Zur 4. Anfrage (FSP/01291/2004/0002-KGR/GM), Frau GRin Mag Ringler (Grüner Klub im Rathaus) an den Herrn amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe Kultur und Wissenschaft: Auf eine schriftliche Anfrage der Grünen vom 19. Dezember 2003, an Sie Herr Stadtrat, betreffend verschwundene Bilder aus dem Bestand der Gemeinde Wien, erhielten wir eine unzureichende Antwort. Daher frage ich Sie, Herr Stadtrat, neuerlich: Welche Kunstwerke welcher Künstlerinnen und Künstler mit welchem Ankaufspreis und welchem derzeitigen Schätzwert sind von den 63 290 EUR umfasst, die die Versicherung zahlte und seit wann sind diese verschwunden?

 

Bitte.

 

Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Sehr geehrte Frau Gemeinderätin!

 

Die Frage bezieht sich auf die verschwundenen Bilder aus dem Bestand der Gemeinde Wien, insbesondere des letzten Jahres und eine genaue Aufstellung. Ich danke Ihnen für diese Anfrage, weil sie Gelegenheit gibt, endlich auch die Missinterpretation der letzten Wochen richtig zu stellen und ein wenig über das Ankaufs- und Verleihsystem der Kulturabteilung zu informieren.

 

Die Stadt Wien kauft seit dem Jahre 1945 Kunstwerke an. Sinn und Zweck dieser Ankäufe ist es, junge Künstler und Künstlerinnen zu fördern und die Artefakte der Öffentlichkeit zu präsentieren. Dies geschieht nicht nur durch Ausstellungen im In- und Ausland, sondern auch durch Entlehnungen an Dienststellen der Stadt Wien. Es werden somit Kinder- und Jugendheime, Spitäler, Altersheime, Schulen und Büroräume mit Kunstwerken ausgestattet. Der Sammlungsbestand, mittlerweile durch die jährlichen Ankäufe auf über 16 000 Inventarnummern angewachsen, wird seit zehn Jahren digitalisiert, um eine noch bessere Verwaltung gewährleisten zu können. Das erlaubt eine effizientere Vorgehensweise, um etwaige Verluste schneller und noch genauer registrieren und dokumentieren zu können. Auf Empfehlung des Kontrollamts, das im Übrigen der Kulturabteilung und den Mitarbeitern ein positives Zeugnis über ihre Arbeit abgelegt hat, werden zusätzlich zu den ohnehin jährlich stattfindenden Standortkontrollen seit 2002 verstärkt Überprüfungen des entlehnten Bestands durchgeführt.

 

Um Ihnen einen ungefähren Überblick über die Vorgangsweise bei der Entlehnung von Kunstwerken zu ermöglichen, sei Folgendes angeführt: Entlehnungen aus der Sammlung der Kulturabteilung finden seit 1950 statt. Viele Kunstwerke befinden sich somit seit mehreren Jahrzehnten an den entlehnten Dienststellen. In diesem Zeitraum ergeben sich an Dienststellen meistens Personal- und Standortwechsel, die der verwalteten Stelle, der MA 7, jedoch teilweise nicht gemeldet werden.

 

Lassen Sie mich dazu ein Beispiel nennen: Der Grüne Dr Pilz hat im Jahr 1992 fünf Kunstwerke im Ankaufswert von insgesamt etwas über 6 500 EUR von der MA 7 entlehnt. Bis dato wurde der Kulturabteilung weder eine Änderung des Leihnehmers bekannt gegeben noch wurden die Werke retourniert. Das heißt, jene im Jahr 1992 entlehnten Bilder mit einem Zeitwert von jetzt über 10 000 EUR laufen noch immer auf den Leihnehmer GR Dr Pilz. (GR Günter Kenesei: Das ist der Grüne Klub!) In diesem speziellen Fall konnten unsere Beamten aus den Medien entnehmen, dass Dr Pilz seinen Arbeitsplatz gewechselt hat. (GR Ernst Woller: Der ist jetzt im Parlament!) Wenn Beamte ihre Dienststelle wechseln, wird das selten in der Öffentlichkeit diskutiert und ist daher der Kulturabteilung nicht automatisch bekannt. In diesem Fall sind die Beamten der Kulturabteilung auf die Mitteilung der Leihnehmer angewiesen. (GR Ernst Woller: Das können wir gleich klären!)

 

Ich darf Sie von hier aus bitten, der Verpflichtung eines gewissenhaften Leihnehmers nachzukommen und eine schriftliche Mitteilung an meine Abteilung zu übermitteln, wer der neue Leihnehmer der oben genannten Bilder im Grünen Klub ist. Ich nehme an, dass sich diese Bilder noch immer im Grünen Klub befinden, andernfalls müsste eine Verlustmeldung gemacht werden. Ich habe Kopien hier. Ich weiß nicht, vielleicht können Sie das auch gleich beantworten. Das ist ein Bild von Wolfgang Haidinger, ausgetragen auf Peter Pilz. Zweites Bild: Wolfgang Denk, ausgetragen auf Peter Pilz. Drittes Bild: Hubert Fiala, ausgetragen auf Peter Pilz. (GR Ernst Woller: Eine richtige Galerie!) Viertes Bild: Peter Weihs, ausgetragen auf Peter Pilz. (GR Heinz Hufnagl: Eine kulturbeflissene Fraktion, die GRÜNEN!) Nächstes Bild: Oneno, ausgetragen auf Peter Pilz. (GR Günter Kenesei: Das gibt es nicht!) Sie beweisen damit genau das, was eigentlich die Kritik ist! (GR Günter Kenesei: Das habe ich entlehnt! Das steht auf meinem Schreibtisch!)

 

Herr Gemeinderat, hier steht: "Leihnehmer: Zu Handen Peter Pilz". (GR Günter Kenesei: Das habe aber ich unterschrieben!) Aber "Peter Pilz" steht hier! (GR Günter Kenesei: Steht nicht vorne "Grüner Klub"?) Herr Gemeinderat, es wäre gut, wenn Sie hier den Verpflichtungen eines Leihnehmers nachkommen würden und genau das, was Sie kritisieren, selber tun würden! Damit täten wir uns insgesamt sehr viel leichter! (Beifall bei der SPÖ. – GR Günter Kenesei: Erzählen Sie nicht Halbwahrheiten!)

 

Aber offensichtlich, Herr Gemeinderat, ist das Nachrecherchieren und das Kontrollieren nicht immer leicht. (GR Günter Kenesei: Sie lesen anscheinend nicht genau!) Auch Sie täten den Mitarbeiterinnen und

 

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