Gemeinderat,
43. Sitzung vom 19.05.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 11 von 78
öffentlich
geäußerten Wunsch, der ja mit Ihrem völlig übereinstimmt, äußern, dass man zu
einer finanziell vernünftigen, wirtschaftlich auch für die Zukunft tragbaren
Lösung kommen möge, die dieses Problem am Kahlenberg – und ich bezeichne es als
ein bauliches Problem – endlich beseitigt. Das vorgelegte Projekt von Neumann
& Partner scheint mir ein sehr taugliches dafür zu sein, nicht zuletzt
deshalb, weil es einmal eine, würde ich sagen, neuartige Möglichkeit ergibt,
auch den Durchblick auf die Kirche zu gewährleisten. Und so gesehen halte ich
das für ein sehr vernünftiges Projekt, das man hier erwägt und das man auch zur
Umsetzung bringen will.
Von
unserer Seite her – wenn ich "uns" sage, umfasst das die Stadt – sind
einerseits entsprechende Maßnahmen getroffen worden, wie etwa die Bausperre
beziehungsweise der Abbruchbescheid, die notwendig waren, um die Voraussetzung
dafür auch zu schaffen; auf der anderen Seite will ich gerne still und ohne
Öffentlichkeit das Meine dazu beitragen, dass es zur Umsetzung dieses Projekts
kommt.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Danke
schön. – Erste Zusatzfrage: Herr Dr Madejski.
GR Dr Herbert Madejski (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Herr Bürgermeister!
Sie haben es ja in der letzten Zeit wirklich nicht
sehr leicht. Zuerst brennen die Sophiensäle ab – da war das Denkmalamt nicht
sehr hilfreich. Dann ist das Projekt Wien-Mitte auch nicht so richtig gelaufen
– da war das Denkmalamt auch nicht sehr hilfreich. Die Austria ist auch nicht
Meister geworden – das trifft Sie auch. Und jetzt kommt der Kahlenberg dazu.
(Heiterkeit.)
Herr Bürgermeister! In allen Prospekten der neuen
EU-Länder sind neben dem Riesenrad, dem Prater, Schönbrunn und Stephansturm
selbstverständlich auch der Kahlenberg und der Leopoldsberg als Ausflugsziel
angegeben, das man sich anschauen soll. Wenn jetzt unsere neuen Gäste aus den
neuen Ländern dort hinaufkommen, sind sie einmal schockiert, denn sie fühlen
sich zurückversetzt in die alten kommunistischen Zeiten, denn dort oben schaut
es ja wirklich aus wie in einer Ex-DDR- oder einer russischen Kaserne, und es
ist unverständlich für mich – Sie haben das ausgedrückt, und es ist wirklich
wichtig, das auch vor einer breiteren Öffentlichkeit wie hier zu sagen –, wie
hier das Denkmalamt agiert hat, nämlich viel zu spät. Ich habe immer den
Eindruck, die wachen erst dann auf, wenn die Projekte fix und fertig auf dem
Tisch liegen, statt dass sie vorher bereits agieren.
Daher glaube ich, dass Sie froh sind, auch hier vor
diesem Gremium Ihre persönliche Meinung zum Kahlenberg einmal auszudrücken,
also nicht nur in Stille und Heimlichkeit, was sehr lobenswert ist, sondern
auch einmal öffentlich Ihre Meinung kundzutun.
Ich frage Sie daher: Wenn man die Albertina als
Beispiel nimmt, werden Sie sich am Kahlenberg mit Ihrer persönlichen Meinung
genauso einsetzen gegenüber dem Bundesdenkmalamt wie Sie das bei der Albertina
mit dem Eisendachl gemacht haben?
Vorsitzender GR Günther Reiter: Herr
Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Also nicht alles, was hinkt, ist ein
Vergleich. Aber es ist jedenfalls von wegen schmerzhafter Ereignisse der
jüngeren Vergangenheit für mich mit Sicherheit das schmerzhafteste, dass die
Wiener Austria nicht Meister geworden ist, denn die anderen Probleme, davon bin
ich überzeugt, lassen sich leichter lösen als dieses. Da kann man ja
immateriell und materiell helfen. Bei der Austria scheint das nicht zu nützen
zurzeit; weder die immaterielle noch die materielle Hilfe.
Was nun den Kahlenberg betrifft, um mich darauf zu
konzentrieren, so habe ich mit meiner Meinung ja nicht hinter dem Berg
gehalten, ich freue mich aber, dass Sie mir Bescheidenheit im Hinblick auf
meine Meinungsäußerung konstatieren. Das passiert ja sonst nicht sehr oft. Zu
der Frage des Kahlenbergs habe ich mich über geraume Zeit hinweg mit
verschiedenen Privateigentümern immer wieder bemüht, das zu einem Herzeigestück
zu machen. Wir haben mitgeholfen, die Kirche dort zu renovieren, was immerhin
bei einem Besuch des polnischen Staatspräsidenten Kwasniewski auch sehr positiv
zur Kenntnis genommen wurde. Weniger positiv war das Gebäude daneben. Ich
konnte da die Gelegenheit nicht vorübergehen lassen, ihm zu versichern, wo die
Kirche und die Stadt gut zusammenarbeiten, da gibt es was Schönes, und wo
Private ihr Eigentum vernachlässigen, gibt es was Schiaches. Auf das musste ich
natürlich schon auch entsprechend hinweisen, und das lässt sich dort ja auch
anschaulich darstellen.
Wir haben, glaube ich, zur Entscheidung des
Eigentümers durchaus auch in anderer Hinsicht beigetragen, denn natürlich geht
es hier auch darum, gemeinschaftlich mit der Lösung des ästhetischen und
architektonischen Problems auch ein anderes Problem zu lösen, das ja der Herr
Wirtschaftskammerpräsident Nettig und ich seit längerer Zeit verfolgen, nämlich
die Frage der Ausbildung von Tourismusmanagern, sage ich jetzt einmal so ganz
allgemein. Denn die Ausbildung im Modul ist ja eine ganz vorzügliche, nur zu
lobende, zu begrüßende, das einzige Manko, das man dort erkennen könnte, ist
dass zu wenig Plätze vorhanden sind. Daher halte ich es für sehr wichtig –
egal, ob man das nun in der Form einer Fachhochschule macht oder ob man das in
Form einer Duplizierung des Modells des Moduls macht oder wie immer –, dass man
jedenfalls hier entsprechende Ausbildungsplätze anbietet. Ich weiß, dass wir
mit dieser Ausbildung eigentlich Tourismusmanager, Köche, Kellner,
Hotelmanager, was immer, für die ganze Welt ausbilden, denn die Absolventen
dieser Schule trifft man, wo immer man hinkommt, in der ganzen Welt. Es sind
gesuchte Leute auf Grund der hervorragenden Ausbildung, aber es ist ja durchaus
auch ein Renommee für die Stadt Wien – ich sage das auch ganz offen –, wenn man
die bei uns so gut ausgebildeten jungen Leute dann eben in der ganzen Welt auch
antrifft, weil sie dort entsprechend gebraucht werden.
Also so gesehen ist mit dieser
auch finanziellen Zusage zweifelsohne für den Eigentümer das ganze Projekt
entsprechend erleichtert worden, und Sie können ganz
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