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Gemeinderat, 43. Sitzung vom 19.05.2004, Wörtliches Protokoll  -  Seite 12 von 78

 

sicher sein, dass sowohl die Wiener Wirtschaftskammer in der Person des Herrn Präsidenten als auch die Stadt Wien hinter der Umsetzung dieses Projekts stehen, weil es in doppelter Hinsicht ein gutes ist.

 

Vorsitzender GR Günther Reiter: Zweite Zusatzfrage: Herr Mag Chorherr.

 

GR Mag Christoph Chorherr (Grüner Klub im Rathaus): Herr Bürgermeister!

 

Ich teile ihre Ausführungen, dass das ein sinnvolles, auch vom Inhaltlichen sinnvolles Projekt ist, weil es wirklich eine Sauerei ist, an einem so prominenten Ort etwas so verkommen zu lassen.

 

Aber ein wichtiges Detail möchte ich hier schon noch als Frage ansprechen, denn wie ambivalent Abbrüche sind, zeigt sich ja beim Kai-Palast, wo trotz Bürgerinitiative nach Rückfragen nicht klar wurde – vertauschte Fragezeichen –, wann es Sinn macht, mal etwas abzureißen, mal aber einen Teil dieses Komplexes sehr wohl ins Auge zu fassen.

 

Was wir im Ausschuss moniert haben, ist – und deswegen haben wir gegen diesen Abbruch gestimmt –, dass ein Teil dieser Ruine, nämlich das Restaurant, 1935 von einem sehr renommierten Architekten, von Erich Boltenstern, errichtet wurde, und sich da schon die Frage stellt, warum nicht bei der notwendigen Neukonzeption für Umbau und Ausbau auf ein Projekt der klassischen Moderne in Österreich Rücksicht genommen wird.

 

Für die, die sich damit weniger auseinandersetzen: Erich Boltenstern hat den Ringturm errichtet, den Wiederaufbau der Staatsoper und den Wiederaufbau der Börse durchgeführt, er hat den Großen Österreichischen Staatspreis erhalten. Also er ist nicht irgendwer. Ich erinnere an die, auch internationale, Kritik, wie man mit den Möbeln von Roland Rainer umgegangen ist. Also irgendwie ist alles das, was nach der Jahrhundertwende geschaffen wurde – nach der letzten Jahrhundertwende, nicht nach der jetzt –, nichts, das ist nur modernes Zeug.

 

Es könnte also sehr wohl noch immer genau ein Ausbau für diese Tourismusausbildung passieren, wo man das Restaurant, nicht das Hotel, in einer gewissen Weise einbezieht, saniert und eine Weiterführung dieser klassischen Moderne vorsieht. Da einfach zu sagen, das reißen wir ab, ist aus unserer Sicht nicht die richtige Vorgangsweise.

 

Glauben Sie, ist es noch möglich, das zu prüfen, oder wurde dahin gehend geprüft, dass man sagt, nein, es ist ohnehin ein untergeordneter Bau? Also ich verstehe das Denkmalamt. Es geht jetzt nicht um eine Verzögerung, es geht darum, hier ein Projekt mit einzubeziehen.

 

Ein Satz noch: Ich habe extra den Herrn Prof Achleitner angerufen, das abzuklären, der auch durchaus sagt: Achtung! Das ist etwas Erhaltenswürdiges, etwas Außergewöhnliches für Wien.

 

Meine Frage jetzt: Ist es möglich, dieses Projekt umzusetzen, ohne ratzeputz das Boltenstern-Projekt abzureißen?

 

Vorsitzender GR Günther Reiter: Herr Bürgermeister.

 

Bgm Dr Michael Häupl: Also zunächst einmal: Ich anerkenne alles, was über Boltenstern hier gesagt wurde. Das ist einfach ein Faktum, das ist so. Es gibt durchaus unterschiedliche Meinungen über dieses konkrete Bauwerk von Boltenstern am Kahlenberg oben. Es gibt durchaus eine Reihe namhafter Architekten, die sagen: Ja, Boltenstern ist ein toller Name, aber das ist etwas, was nicht unter seine Hauptwerke einzureihen wäre, wenn man die Geschichte seines Wirkens einmal retrospektiv zusammenfassend betrachten würde. Ich maße mir hier kein Urteil an. Das steht mir nicht zu, das will ich auch nicht tun.

 

Ich betreibe auch keine Denkmalamtsschelte, denn zweifelsfrei ist es eine Aufgabe des Denkmalamtes zu sagen: Moment! Da ist ein Bauwerk, das mit einem renommierten Namen verbunden ist. Da soll man sich alles noch einmal anschauen. Das einzige, was ich anmerken würde, mit Verlaub gesagt, ist dass dieses Bauwerk ja nicht seit zwei Wochen steht und nicht erst seit zwei Wochen dort immer wieder Projekte laufen. Ich hätte mir daher gewünscht, dass halt schon vor einigen Jahren, als zum ersten Mal diskutiert wurde, hier ein neues Projekt zu errichten, das Denkmalamt darauf hingewiesen hätte, dass man sich hier etwas anschauen sollte. Aber das ist das einzige, was ich sagen würde. Jetzt setze ich darauf, dass es, wie mir gelegentlich erzählt wird, sehr gute Gespräche gibt, das ist der Kernpunkt der Gespräche zwischen dem Denkmalamt und dem Eigentümer, dass man hier entsprechend integrierend wirken kann.

 

Es ist auch eine Frage, wo der Eigentümer wieder rechnen wird und rechnen muss, sodass das Ganze auch einer wirtschaftlichen Lösung zugeführt werden kann. Also ich hoffe sehr, dass diese Gespräche möglichst bald zu einem positiven Ende führen, sodass man dieses Projekt auch umsetzen kann, wirtschaftlich vernünftig umsetzen kann, sage ich auch, weil sonst wird es gar nicht umgesetzt und man perpetuiert diese Situation dort.

 

Vorsitzender GR Günther Reiter: Die dritte Zusatzfrage stellt der Herr GR Pfeiffer.

 

GR Gerhard Pfeiffer (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Herr Bürgermeister! Ich kann nicht umhin, auf Grund Ihrer Beantwortung gegenüber dem Herrn Kollegen Madejski zu sagen, dass es ein relativ sinnloses Klassenkampfstatement war, den Privaten den derzeitigen Zustand am Kahlenberg zuzuschieben, denn Sie wissen selber ganz genau, dass es die Wiener Landesregierung war, die das Projekt des Herrn Voith, der immerhin 120 Millionen S in dieses Projekt investiert hat, mit einem Federstrich zunichte gemacht hat, nämlich dort ein hochmodernes Belegspital zu errichten, das noch dazu das Managementkonzept hatte, aus dem orientalen Raum jene Kunden wieder zu bekommen, die die Zweite Wiener Medizinische Schule für Wien seinerzeit gewonnen hat und in der Zwischenzeit an London verloren hat. Das war der Grund, warum es heute dort so ausschaut, weil sonst stünde dort schon ein hochmodernes Spital, gegen das damals das Denkmalamt nichts einzuwenden hatte, weil es sich nämlich an die ursprüngliche Struktur gehalten hat.

 

Meine Frage ist aber eine andere, und zwar geht es

 

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