Gemeinderat,
43. Sitzung vom 19.05.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 44 von 78
200 000 Einwohner hat. Die grüne Politikerin, die uns das vorgetragen hat, hat uns das nicht genau sagen können, was uns auch nicht gerade sehr bestärkt hat, dass man damit seriös umgeht, aber es sind zumindest unter 200 000, soweit haben wir es festlegen können. Innerhalb des Gürtels und in dem Bereich, der von Ihnen angedacht wird, leben zwei Drittel der Wiener Bevölkerung. Ein wichtiger Unterschied.
Ein zweiter Unterschied: Stockholm hat im Vorfeld
keine Parkraumbewirtschaftung gehabt, wie wir sie haben. Und sie sagen, die
geringen Regelungen, die sie haben, werden sie mit der Einführung dieses neuen
Projektes adaptieren. Die Stadtregierung in Stockholm ist offensichtlich auch
nicht sehr von ihrer eigenen Zielsetzung überzeugt, denn sie haben Folgendes
festgelegt, und das sollte man auch den Kolleginnen und Kollegen sagen, die
nicht mit waren und die sich noch nicht schlau haben machen können. Sie haben
nämlich gesagt, ein halbes Jahr vor der nächsten Kommunalwahl - sicher ist
sicher - stoppen sie den Prozess und machen eine Volksabstimmung, weil sie
selber noch nicht wissen, wie ihre Bevölkerung dazu steht. Und dann, sozusagen
das Sahnehäubchen der Argumentation, ist dass man in dem Modell Stockholm, auch
dann, wenn man halbstündig über jene Grenze drüberfährt und sich protokollieren
lässt zur Abgabe der Maut, weniger maximal entrichten muss als jemand bei uns
entrichtet, wenn er den ganzen Tag in einer Kurzparkzone steht.
Das heißt, meine Damen und Herren, wir haben weder
vom Effekt noch in den Zielsetzungen die Sicherheit. Ganz im Gegenteil, es gibt
viele, viele Punkte, die uns eher skeptisch machen sollten. Und eines ist auch
gewiss, es gibt, wenn wir uns die Parkraumbewirtschaftung in Wien ansehen, ein
Potential von ca 20 bis 25 Prozent Verkehrsvermeidung. Diese
Verkehrsvermeidung ist ein Potential, das wir in Wien ausgeschöpft haben. Es
wurde nicht in London ausgeschöpft, wo nur ein sehr kleiner Teil der
Bevölkerung in dem Stadtteil lebt, der die City-Maut hat, es wurde nicht in
Trontheim ausgeschöpft zuvor und auch nicht Stockholm.
Ich denke mir, seriöse Politik, seriöse
Verkehrspolitik, bedingt auch, dass man Argumente zulässt und diese auch
abwägt. Ich sage einmal mehr, Verkehrspolitik ist keine Glaubensfrage, sondern
sollte im Sinne und im Interesse der Bevölkerung entschieden werden.
Und zur Shell-Studie, meine Damen und Herren: Die
Shell-Studie, die gerne jetzt von dem einen oder anderen Parteisprecher
argumentativ verwendet wird, hat einen immensen Nachteil, der auch leicht
begreiflich ist und der auch leicht nachvollziehbar ist. Wenn Sie auf Ihrer
Wirtshausrechnung mehr Speisen drauf finden werden als Sie gegessen haben, dann
werden Sie zurecht sagen, die Rechnung stimmt nicht. Und wenn eine
Verkehrsprognose U-Bahn-Ausbauphasen und deren Effekte, die beiden
Tangentiallinien der Straßenbahn, die Renaissance der Straßenbahn in Wien,
nicht berücksichtigt und das als wertneutral durchlaufen lässt, dann werde ich
eine Verkehrsprognose bekommen, die nichts mit der Realität zu tun hat, und
einzig und allein Stagnitas ist.
Und da mag auch noch so viel gedrucktes Papier
dahinterstehen, Fakt ist, wenn ich nicht die richtigen Dinge zusammenzähle,
dann werde ich auch kein seriöses Ergebnis haben. Das haben wir hier ewig lange
schon diskutiert. Ich halte es nicht für ratsam und sinnvoll, wenn die Studie
immer wieder für etwas herangezogen wird, nur weil einem das Ergebnis gefällt
und man nicht weiß, wie man zu dem Ergebnis kommen soll.
In Richtung des Kollegen Gerstl, der bekrittelt hat,
dass nicht das, was eingenommen worden ist, ... Ich sehe ihn jetzt gerade
nicht, vielleicht soll ich warten, bis er wiederkommt und wieder Interesse an
der Debatte findet. Nein, ich würde sagen, wir warten, bis er kommt und er
wieder Interesse an der Debatte hat, vielleicht ist das schon vor Ende meiner
Wortmeldung der Fall. Ich weiß nicht, wie lange der Herr Kollege Gerstl vor
hat, der Debatte, zu der er sich eingebracht hat, zu folgen. Ich denke mir, so
wie die Rednerinnen und Redner, die sich heute zu dem Geschäftsstück seitens
der Sozialdemokratie gemeldet haben, sich das angehört haben, was die
Kolleginnen und Kollegen der anderen Fraktion zu sagen haben, denke ich mir,
wäre es auch ein netter Zug gewesen, aber sei es drum.
Meine Damen und Herren, was ist tatsächlich die
Grundvoraussetzung, die Voraussetzung im 5. Bezirk am Bacherplatz. Es wird
etwas weitgehend ausgeblendet, was in Wirklichkeit die Grundlage dieser
Flächenwidmung ist. Am 18. November 1997 haben alle Parteien, also
auch die GRÜNEN, einstimmig die
Leitlinien für die Bezirksentwicklung Margareten beschlossen. Und darin ist
unter anderem festgelegt worden, dass gerade unter dem Bacherplatz ein
Garagenbau entstehen soll. Und es ist auch falsch, wenn im Zuge des Garagenbaus
von zusätzlichen Verkehrsbewegungen gesprochen wird, die befürchtet werden. Das
wäre wahrscheinlich anwendbar und richtig, wenn es sich um eine Kurzparkgarage
handeln würde, aber hier gibt es Dauerstellplätze. Dauerstellplätze, die
eindeutig für die Wohnbevölkerung reserviert werden. Und jetzt denke ich mir,
lade ich auch den Vertreter der Grünen in
der Debatte ein, mit mir abzuwägen, was weniger Schadstoffe verursacht: Ein
Auto, das einmal in die Garage hereinfahrt oder ein Auto, das eine halbe Stunde
lang in dem Grätzel kreist und auf Parkplatzsuche ist. Ich denke mir, wenn man
Verkehrsfragen, und ich sage dies dreimal mehr, zu Glaubensfragen
hochstilisiert, dann wird auch dann jedes argumentative Mittel recht sein, wenn
die Fakten nicht stimmen. Und wenn ich sage, es geht, oder wenn ich höre, es
ist nicht daran gedacht, Bürgerbeteiligungsmodelle anzuwenden, dann muss man
zwei Dinge auseinander halten. Ich denke mir, es ist auch eine Form der
Bürgerbeteiligung, wenn 80 Prozent der Wählerstimmen erhaltenden Parteien,
nämlich alle Parteien eines Bezirks außer einer Fraktion, sich für ein Projekt
entscheiden, dieses auch beschließen und dieses auch verwirklicht haben wollen.
Ich denke mir, das ist ein sehr
breiter Willensbildungsprozess, wenn ich davon ausgehe, dass die Fraktionen
sich auch in der Bevölkerung umhören, dass sie
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