Gemeinderat,
43. Sitzung vom 19.05.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 46 von 78
15 Minuten Redezeit.
GR Mag Rüdiger Maresch (Grüner Klub
im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr
Berichterstatter! Meine Damen und Herren!
Zunächst einmal: Kollege VALENTIN hat mich als
Oberlehrer bezeichnet und war jetzt am Schluss auch ein bisschen Oberlehrer,
möglicherweise hat er ein wenig von mir angezogen. Aber nach meinen Erfahrungen
mit ihm möchte ich jetzt eigentlich ganz am Schluss anfangen. Er sagt, die
Garage nützt dem Grätzel, sie bringt Impulse und hat ausreichend demokratische
Elemente bei der Oberflächengestaltung. (GR Johann Driemer: Das ist
richtig!) Da würde ich einmal sagen, "Gesundbeter" ist das
Mindeste, was man zu so etwas sagt.
Punkt eins: Was es dem Grätzel nützt, weiß man nicht
wirklich, weil es vor allem einmal den Betreibern nützt. Die bekommen zunächst
einmal Geld. Was den Rückbau an der Oberfläche betrifft, ist das überhaupt
nicht "gegessen", es ist noch überhaupt nicht heraußen, was dort
passieren soll.
Zweiter Punkt: Es bringt Impulse. - Ja, für den
Tiefbau, das stimmt, da bringt es Impulse, und wahrscheinlich für irgendeine
Gärtnerei, die die Bäume nachliefern kann, die oben umgeschnitten worden sind,
das stimmt! Also Impulse für die Gärtnerei oder für die Gärtnereien, vielleicht
auch für die MA 42 oder irgendwelche bekannte Lieferanten von solchem
Material, und letztendlich für den Tiefbau. (Zwischenruf des GR Johann
Driemer.) Wahrscheinlich irgendwie auch für die Banken, weil sie die
Kredite geben werden.
"Ausreichend demokratische Elemente" ist
ein Euphemismus, den ich hier noch überhaupt nie gehört habe. Kollege VALENTIN,
wenn Sie jetzt hergehen und sagen, es ist ein "ausreichend demokratisches
Element", dass die Bürger bestimmen dürfen, ob der Baum 2 Meter oder
3,5 Meter oder 2,46 Meter vor der Einfahrt steht - wenn das ein
"ausreichend demokratisches Element" ist, dann sage ich: Demut ist
irgendwie das Stichwort dazu; oder Arroganz, das ist das Gegenteil. Ich würde
daher noch einmal sagen, den Bürgern so eine Karotte hinzuhalten, und zwar
nicht in Wien, sondern in Las Vegas - dort sind die Karotten so weit weg,
sichtbar überhaupt nur mit einem Superfernrohr -, dann sage ich: Okay, es ist
ein "ausreichend demokratisches Element".
Dann noch der Exkurs zu den autofahrenden
Grünwählern: Das wird schon stimmen, es gibt wahrscheinlich genug Menschen,
Grünwählerinnen und Grünwähler, grüne Abgeordnete, grüne FunktionärInnen, die
ein Auto haben. Na und? Sie benutzen es hoffentlich sinnvoll. Ich nehme einmal
an, bei den Sozialdemokraten - weil im Grunde genommen wir wie Sie die gleich
hohen Bezüge haben - wird es genauso Autobesitz geben. Es wird wahrscheinlich
die Frage sein, wer von den Abgeordneten oder von den WählerInnen wohin mit dem
Auto fährt. Das wäre eine interessante Sache.
Sie haben ja soziologisch untersucht, dass die
Grünwähler und Grünwählerinnen gerne mit dem Auto fahren. Da würde es mich
interessieren, ob es die Untersuchung schriftlich gibt oder ob das so etwas
ist: In der Früh rühre ich ein bisschen im Häferl, und dann finde ich etwas.
Das gibt es ja. Ich habe vor kurzem nach einer so genannten
"Elefantenrunde" im Fernsehen von einem Meinungsforscher gehört: Er
hat es sich angeschaut und hat gewusst, wie die Wählerinnen und Wähler
reagieren werden, da braucht er gar nicht nachzufragen. Kollege VALENTIN wird
das auch kurz gemacht haben.
Die Shell-Studie hat er mit einer Rechnung
verglichen, auf der Dinge draufstehen, die nicht existieren. Ich habe es
interessant gefunden, dass die Zahlen von der MA 48 gekommen sind. Wenn
Sie die Shell-Studie ein bisschen mit dem Masterplan Verkehr korrelieren, dann
sehen Sie, dass da schon auch die Rede von Zunahme und Verkehrsvermehrung ist,
wenn man so will. Das ist durchaus drinnen gewesen. Ich weiß, die Shell-Studie
hat die Firma Shell gemacht - es war zwar das Institut für Verkehr auf der
BOKU, aber das macht nichts, es passt schon.
Dann zu Stockholm: Es ist richtig, was Sie über
Stockholm sagen, völlig richtig. Es ist nur das Problem, dass die darüber
abstimmen. Ihr stimmt in Wien nicht darüber ab! Ihr sagt: "Wir wissen, wie
es geht, und so ist es."
Jetzt gleich für den Kollegen VALENTIN, aber auch für
den Kollegen Herzog: Kollege Herzog hat uns ja gesagt - und zwar wörtlich,
glaube ich -, "Überparkung ist evident", oder so ähnlich hat er es
formuliert. Die Studie - und zwar nennt sie sich Bacherplatz-Stellplatzerhebung
- ist Ihnen auch zugänglich, Kollege Herzog. Ich meine, Ihre Blauen im
5. Bezirk haben zu diesem Thema ein bisschen wenig gesagt, aber in der
Studie steht drin ... (Zwischenruf des
StR Johann Herzog.) Ich weiß eh, Sie haben immer Recht, und deswegen haben
Sie auch heute wieder Recht.
Die Stellplatzauslastung ist am Vormittag - bei Ihnen
hat es geheißen: Viel, ganz viel! - 83,6 Prozent, einmal gemessen, und um
20.00 Uhr am Abend 100,4 Prozent. Nicht berücksichtigt wurden
Nicht-Wiener Kennzeichen, nicht berücksichtigt wurden Autos ohne Parkpickerl,
die sind bei diesen 100,4 Prozent nicht dabei. Übrigens, ganz kurz nur -
Entschuldigung, eine Zeile überlesen: Abends Anteil an Kfz mit Nicht-Wiener
Kennzeichen 9,3. Wenn ich das von 10,4 abziehe, komme ich auf rund
91 Prozent, und 91 Prozent sind keine Überparkung.
Aber jetzt wieder zurück, so wahnsinnig Interessantes
haben Sie uns nicht mitgeteilt. Dazwischen muss ich kurz auf Kollegen Gerstl
eingehen. Er ist noch nicht da, aber sein Slogan heißt: "Freie Fahrt für
freie Bürger." Das war der CSU-Slogan in der Bundesrepublik - wurscht, ist
egal.
Jetzt noch einmal zurück: In den hundert Punkten
steht etwas von ganz besonders vielen Stellplätzen drin. Kollege Theuermann hat
immer gemeint, 50 000 Stellplätze muss man in Wien schaffen. Das
erscheint mir wahrscheinlich notwendig, wenn man von der Autodemokratie
spricht. Das ist richtig, wenn man meint, es wird immer mehr, deswegen brauchen
wir das einfach, ganz Wien muss man untertunneln. Die SPÖ hat damit kein
Problem, also schaffen wir Stellplätze.
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