Gemeinderat,
44. Sitzung vom 28.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 8 von 121
den Sozialpartnern und jetzt auch in Kooperation zwischen der Stadtregierung und dem zuständigen Minister der Bundesregierung wichtige Teilerfolge erzielt. So sind die österreichweit wirksam gewordenen Verbesserungen des Jugendausbildungs-Sicherungsgesetzes, die im Nationalrat vor kurzem beschlossen worden sind, das Ergebnis der gemeinsamen Verhandlungen des Vertreters der Stadtregierung und der Sozialpartner mit Bundesminister Bartenstein. Ich glaube, dass damit auf diesem Gebiet wirklich ein entscheidender Schritt nach vorne getan worden ist.
Wir haben im Jahr 2003 im WAFF für eine Vielzahl
zusätzlicher Maßnahmen gemeinsam mit dem AMS 39 Millionen EUR
aufgewendet. Das bedeutet eine Steigerung um 20 Prozent. - Im
Jahr 2003 wurden die Mittel des AMS übrigens auf Bundesseite nur um
10 Prozent angehoben. - Im laufenden Jahr 2004 wurden die Mittel für
den Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds neuerlich verstärkt, und zwar auf
47 Millionen EUR mehr, was einer nochmaligen Steigerung um wiederum
20 Prozent entspricht.
Die damit finanzierten Programme sind erfolgreich,
sie sind wirksam. Ich will sie hier aus zeitlichen Gründen gar nicht aufzählen,
aber jeder kann sich davon direkt und unmittelbar ein Bild machen. Natürlich
können wir damit keine zusätzlichen Arbeitsplätze garantieren, aber wir
erreichen damit insgesamt eine Verbesserung für die Qualität der Arbeitnehmer
und damit eine wesentliche Verbesserung der Chancen. Denn man muss sich klar
darüber sein, dass nur eines heute entscheidend ist und in Zukunft entscheidend
sein wird: Die Qualität der Ausbildung und die Qualifikation des Einzelnen. Und
dafür einzutreten, ist ein zentraler Punkt der Wiener Regierungspolitik.
Auch in unserer Technologie- und Innovationsoffensive
waren wir von Anfang an darauf eingestellt, dass das ohne eine
Bildungsoffensive nicht gehen wird. Daher verbinden wir mit unserer
Technologieoffensive, die eine Standortpolitik, eine Qualifikation der Infrastruktur
ist, natürlich auch eine Qualifikation im Bereich der Fachhochschulen und von
deren Ausbildungen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Unser
strategisches Ziel ist es, Wien über die aktuelle Funktion einer
West-Ost-Drehscheibe hinaus dauerhaft für die Zukunft als ein führendes oder
das führende europäische Forschungs- und Kompetenzzentrum vor allem für Mittel-
und Osteuropa einzurichten und uns dabei auch die Vorreiterrolle für
internationale Mobilität der Wissenschafter und Fachkräfte zu sichern. Wir sind
auf diesem Weg gut unterwegs. Mit unseren Forschungsausgaben liegen wir nicht
nur im österreichweiten Vergleich der Forschungsquote doppelt so hoch, sondern
wir liegen auch um die Hälfte über dem Durchschnitt der europäischen Städte.
Die Anzahl der Beschäftigten in den hochtechnischen Branchen liegt um
62,5 Prozent über dem europäischen Städtedurchschnitt. Die Gesamtzahl der
in Forschung und Entwicklung Beschäftigten ist in Wien doppelt so hoch wie im
europäischen Städtedurchschnitt, und in Wien sind doppelt so viele
internationale Forscher und Wissenschaftler beschäftigt wie im Durchschnitt der
europäischen Städte.
Vergangene Woche wurde das Vienna
Competence Center auf dem ehemaligen Areal der Poliklinik eröffnet, errichtet
von einer Kombination eines Tochterunternehmens des Wiener
Wirtschaftsförderungsfonds und eines Vorarlberger Investors, der auf dem Gebiet
der Technologiecenter bereits eine sehr gute Zusammenarbeit auch mit Wien
bestätigt hat. Es ist damit der erste Baustein für den Life Science Campus, der
dort in einem viel größeren Umfang entstehen wird, gelegt worden. Dieser
Standort der ehemaligen Poliklinik im Schatten der Türme des AKH ist nicht von
ungefähr gewählt worden, denn die Nahebeziehung, auch die räumliche
Nahebeziehung soll ja Synergieeffekte und natürlich auch Kooperationen zum
beiderseitigen Nutzen ermöglichen.
Eigentlich sollte sich dieser
Bedeutung, nämlich der bildungspolitischen und wissenschaftspolitischen
Bedeutung der Universitätskliniken des Allgemeinen Krankenhauses auch die
Bundesregierung längst bewusst sein. Anscheinend hält aber die Bundesregierung
die Finanzierung der Forschung und Wissenschaft im AKH für einen Gnadenakt
gegenüber dem roten Wien. Nicht anders ist es zu verstehen, dass im Allgemeinen
Krankenhaus jetzt sehr kurzfristig 137 Ärzteposten eingespart werden
sollen und dass die Bundesregierung keine Gelegenheit auslässt, um die
Förderung und Finanzierung der Forschungsmittel für das AKH zu kürzen. Das jüngste
- wenn man gestattet, es so zu nennen - "Bubenstück" der Frau
Wissenschaftsministerin ist die überfallsartige Kürzung der Mittel für den
klinischen Mehraufwand. Während Wien seine Mittel, seine Förderungen für
Wissenschaft und Forschung aus dem Budget, über die Forschungsfonds, aus dem
Bereich der Technologieoffensive in Millionenhöhe anhebt und steigert, sehen
wir auf Seiten des Bundes eine deutliche Rückbewegung, und ich habe jetzt einen
Brief von Frau Bundesministerin Gehrer in Händen, in dem sie mir sehr kurz und
salopp formuliert mitteilt, dass, gestützt auf ein - noch gar nicht fertiges -
Gutachten, mit einer Restpost die Zahlungen des Bundes für die klinische
Forschung im AKH eingestellt werden sollen. Was das in der gegenwärtigen
Situation für ein derartiges Forschungszentrum bedeutet, wenn mitten im Sommer
plötzlich die Mitteilung kommt, dass sozusagen rückwirkend ab Beginn des Jahres
die Zahlungen eingestellt werden - wir reden also nicht darüber, dass sie
vielleicht in den nächsten Jahren eingestellt werden, sondern dass hier mit der
Neuregelung ab 1. Jänner 2004 vorgegangen wird -, brauche ich Ihnen nicht
zu erläutern. Das ist eigentlich eine Unverfrorenheit, eine Ungeheuerlichkeit.
Angesichts der Tatsache, dass es sich bei der Finanzierung der klinischen
Forschung ja nicht um eine Maßnahme handelt, die nach Gutdünken der
Bundesregierung erfolgt, sondern um das Ergebnis eines gerichtlichen
Vergleichs, den die Stadt mit der Bundesregierung vor dem
Verfassungsgerichtshof abgeschlossen hat, wird das natürlich Konsequenzen
haben. Ich rege mich da gar nicht auf. Wenn die Frau Bundesministerin und auch
der Finanzminister, der
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