Gemeinderat,
44. Sitzung vom 28.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 121
erfüllt.
Nicht zuletzt deshalb, weil die Bundesregierung allen Warnungen zum Trotz
Investitionen nicht erhöht hat, keine Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik
gesetzt hat und auch keine Maßnahmen gesetzt hat, um tatsächlich den
Wirtschaftsstandort Österreich zu steigern und aktive Arbeitsmarktpolitik zu
betreiben.
Die Mittel
der Sozialhilfe mussten daher im vergangenen Jahr nachträglich um
34 Millionen EUR erhöht werden, weil mehr Menschen als erwartet
arbeitslos waren, weil mehr Menschen als erwartet überschuldet waren, weil mehr
Menschen als erwartet in finanzielle Notlagen geraten sind. Und Wien musste und
Wien wollte damit bewusst auch ein soziales Netz aufrecht erhalten und
erweitern, damit Menschen vor dem vollständigen Absturz letztendlich bewahrt
werden.
Und heuer,
meine Damen und Herren, ist die Situation ähnlich und daher eben immer wieder
die Bedeutung finanzieller Handlungsspielräume in einem Gemeindebudget. Im
Sommer des Vorjahrs zum Zeitpunkt der Budgeterstellung für 2004 haben die
Wirtschaftsforscher ebenfalls ein höheres Wachstum für 2004 prognostiziert als
wir es jetzt tatsächlich haben. Und wieder sind wir gezwungen und bekennen uns
auch dazu, im Bereich der Sozialpolitik nachzudotieren. Während von allen
Oppositionsparteien im vergangenen Sommer ein Sozialkollaps prognostiziert
wurde, ein Sozialcrash an die Wand gemalt wurde, von Leistungskürzungen die
Rede war, haben wir in Wien gehandelt.
Ich sage eines ganz klar: Ich halte es nicht für
schlimm, wenn im laufenden Budgetvollzug Veränderungen vorgenommen werden, die
man als notwendig erkennt. Ich hielte es aber für schlimm, wenn wir diese
Mittel nicht hätten. Wien hat sie dank einer verantwortungsvollen
Finanzpolitik, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)
Wir haben damit in den vergangen 10 Monaten insgesamt
120 Millionen EUR zusätzlich für Sozialausgaben flüssig gemacht. Wir
bekennen uns zur sozialen Verantwortung in dieser Stadt, aber wenn man uns die
finanziellen Mittel dafür nimmt, dann tragen dafür letztendlich auch jene die
Verantwortung, denen irgendwelche Sparziele wichtiger sind als die Menschen in
dieser Stadt. Wer daher auf der einen Seite großzügig vom öffentlichen Sparen
redet, sollte auch die Realität der Menschen, ihre Sorgen und ihre
Lebenssituationen vor Augen haben. Es macht daher hier auch keinen Sinn, aus
Opfern verfehlter Arbeitsmarktpolitik, aus Opfern verfehlter Wirtschafts- und
Sozialpolitik letztendlich Täter zu machen.
Es geht darum, die Ursachen zu bekämpfen und hier
kann die Bundesregierung noch sehr viel tun, hier hat sie sehr viel verabsäumt.
Wir können uns in Wien nur bemühen, die Auswirkungen zu lindern. Wir tun das,
wir nehmen diese Verantwortung wahr.
Wir haben für den Sozialbereich mehr Personal zur
Verfügung gestellt, wir haben mehr Geldmittel zur Verfügung gestellt und wir
haben mit den Reformen im Sozialbereich auch die richtigen Weichenstellungen geschaffen,
um hier ein effizientes, ein wirkungsvolles System zur Unterstützung der
Menschen in dieser Stadt auf die Beine zu bringen. Auch darauf, meine sehr
geehrten Damen und Herren, sind wir sehr stolz
Ein weiteres Beispiel, wo Sparsamkeit bereits in
Kaputtsparen übergeht, ist einfach die Bildung. Es ist ja darauf hingewiesen
worden, dass auch hier wieder das Spiel versucht wird, aus Opfern tatsächlich
auch Täter zu machen
Bekenntnisse zu mehr Bildung allein, wie sie die Frau
Unterrichtsminister, aber auch Repräsentanten der Oppositionsparteien hier in
diesem Haus immer wieder von sich geben, reichen nicht, wenn auf der anderen
Seite seitens der Bundesregierung die Zahl der Lehrkräfte und damit auch die
Lehrkräfte verringert werden.
Bildung ist einfach einer der wenigen Rohstoffe, den
sich ein kleines Land wie Österreich selbst beschaffen kann. Diese Chance
sollten wir nutzen und die Sparpolitik der Bundesregierung bei der Bildung im
Interesse der Kinder, im Interesse der Chancen unserer Kinder letztendlich
beenden.
Im Interesse auch der Chancen dieser Kinder auf einem
neuen Arbeitsmarkt ist Bildung ein wichtiges Asset, ein wichtiges Gut und ich
appelliere daher an die Bundesregierung und vor allem auch an ihre
Repräsentanten hier in diesem Haus, es sich nicht so leicht zu machen und zu
sagen, wenn man eine ordentliche Bildung will, dann soll dafür alleine Wien
zahlen. Es gibt ja klare Kompetenzen, es gibt klare Zuständigkeiten und die
liegen bei der Bundesregierung. Daher beenden Sie diese unsägliche Sparpolitik
auf dem Rücken unserer Kinder, meine Damen und Herren! (Beifall bei der
SPÖ.)
Und weil der Kollege Kabas auch darauf hingewiesen
hat, dass angeblich ja die Zahl der Beschäftigten auf Bundesebene so toll
gestiegen sei und wie toll man da nicht agiert habe, vielleicht noch ein paar
Worte. Es wird hoffentlich in den zwei Tagen noch mehr Gelegenheit sein, das
nachzuweisen, nur weil jetzt gerade heute auch wieder in einem Magazin steht -
vielleicht sollte man es auch lesen -, wie die Realität ist. Auch da sagt das
vorhin zitierte WIFO, dass die offizielle Beschäftigungsstatistik, die für die
Jahre 2000 bis 2003 einen Anstieg - sie haben es angesprochen - von
51 000 Arbeitsplätzen ausweist, dies nur durch intensive
Bilanzkosmetik und grob verfälscht erreicht werden kann, denn der Zuwachs - und
das ist ganz wichtig - geht zu 90 Prozent auf Kindergeldbezieherinnen
zurück, die als Beschäftigte gezählt werden.
Dass in Österreich die
Arbeitsplätze tatsächlich um 28 000 zurückgegangen sind, das stellt das
WIFO ebenfalls fest. Und wenn hier gesagt wird, dass man sich rühmen kann, was
die Bundespolitik hier in diesem Bereich zu Stande gebracht hat, weil man hier
immer wieder Studien zu Inseraten macht, dann sage ich jetzt einmal, dass es da
ja in den letzten Tagen durchaus auch einige Kommentare gibt. Und jetzt will
ich gar nicht auf Kommentare eingehen, die sich mit der Personalsituation
dieser Bundesregierung auseinander setzt, wo man sagen kann - auch in einem
Kommentar zu lesen -, dass für die meisten Beobachter bei der Performance
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