Gemeinderat,
44. Sitzung vom 28.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 40 von 121
Modell in Wien, das Sie erwähnt haben, das gibt es in Wirklichkeit gar nicht und Sie sollten aufhören, die Schuld möglichst weit von sich wegzuschieben, und kehren Sie auch in diesem Bereich lieber vor Ihrer eigenen Tür.
Meine Damen und Herren, Herr Kollege Strobl hat heute
wieder viele Zahlen gebraucht und viele falsche. Der Herr Kollege Strobl hat heute
die Spargesinnung dieser Stadt versucht zu belegen und er hat sie damit zu
belegen versucht, indem er die Budgetausgaben, also unser Budgetvolumen in Wien
in den Jahren 1999 und 2004 verglichen hat und dann gesagt hat, es zeigt daher,
dass die Stadt sehr sparsam ist.
Aber, Herr Kollege Strobl, Sie haben einfach
übersehen, dass sich in dieser Budgetstruktur ja so viel verändert hat, dass
wir diese Volumina gar nicht mehr vergleichen können. Sie haben übersehen die
Ausgliederung von Wiener Wohnen im Jahr 2000, Sie haben übersehen die
Ausgliederung des Krankenanstaltenverbundes im Jahr 2002, (GR Friedrich Strobl: Das ist eingerechnet!) Sie haben übersehen,
dass wir nur mehr ein Rumpfbudget haben. Man sollte daher diese Sachen, die man
nicht mehr vergleichen kann, auch nicht vergleichen und Sie sollten die
Ausarbeitungen unserer Finanzverwaltung in Zukunft verwenden (GR Friedrich Strobl: Ja, auch unter
Berücksichtigung der Ausgliederungen!) und nicht hier mit eigenen
Milchmädchenrechnungen dann falsche Aussagen tätigen.
Herr Kollege Strobl, Sie sollten auch bei den
Investitionen auf diese eigenen Milchmädchenrechnungen verzichten, denn Sie
sollten als Finanzsprecher Ihrer Fraktion doch wissen, dass auf Grund des
Maastrichtprozesses heute die Bundesinvestitionen ja über ganz andere
Rechnungspreise, über ausgegliederte Unternehmen stattfinden, über die
Bundesimmobiliengesellschaft vom Bundeshochbau, über die Bundesbahn, die
Schieneninfrastrukturgesellschaft beim Bahnbau etwa. Und wenn man hier die
gesamten Bundesinvestitionen zusammenrechnet, Herr Kollege Strobl, dann sind
diese Investitionen in den letzten 3 Jahren ausgeweitet worden, und zwar
massiv ausgeweitet worden.
Herr Kollege Margulies, weil Sie sich heute auch mit
der antizyklischen Budgetpolitik befasst haben. Das heißt eben antizyklische
Politik in der Rezession, Budgetausgaben mit hohem Multiplikator. (GR Dipl Ing Martin Margulies: Das hat die
Bundesregierung nicht gemacht!) Also, etwa Investitionen, öffentliche
Investitionen zu forcieren. (GR Mag Hilmar Kabas: Der hat keine Ahnung, der
Herr Margulies, der versteht überhaupt nichts, er weiß nicht einmal, wie das
Jusstudium ausschaut!) Herr Margulies, genau das ist im Bundesbudget
erfolgt. Die Infrastrukturinvestitionen des Bundes sind von 2 Milliarden EUR
im Jahr 2000 auf 2,8 Milliarden EUR im Jahr 2003
angestiegen. Also, die Bundesinvestitionen sind um 800 Millionen EUR,
um mehr als 10 Milliarden ATS in diesen 3 Jahren angestiegen und
ich meine, Sie sollten diese Zahlen einmal hier auch zur Kenntnis nehmen.
Herr Finanzstadtrat, der Rechnungsabschluss zeigt,
dass Sie eine andere Politik verfolgt haben. Die Wirtschaft in Wien ist ja im
Vorjahr nur um 0,3 Prozent gewachsen, also eigentlich stagniert sie, und
wir waren damit das Schlusslicht. Die Stadt hat mit ihrer Politik dagegen
nichts unternommen, ja ganz im Gegenteil, die Wirtschaftspolitik der Stadt hat
diese Stagnation noch verstärkt.
Die Zahlen sind ja bereits auszugsweise genannt
worden. Bei der Wirtschaftsförderung haben Sie 36 Millionen EUR
eingespart und zu den Spitälern umgeschichtet, Sie haben die
Arbeitsmarktpolitik im Vollzug um 20 Millionen EUR gekürzt, Sie haben
aus der Wohnbauförderung 10 Millionen EUR direkt ins Ressort Laska
umgeschichtet und Sie sind insgesamt bei den Investitionen um
100 Millionen EUR gegenüber dem Voranschlag für das Jahr 2003
zurück geblieben.
Herr Kollege Rieder, genau das hat ja auch die VBgmin
Laska zugegeben. Sie hat in einer Stellungnahme zu ihrem Ressort gemeint, dass
natürlich zu Lasten der kommunalen Investitionen umgeschichtet werden musste,
denn irgendwo muss das Geld ja herkommen. Und Frau VBgmin Laska hat daher
betont, dass genau diese Budgetumschichtungen natürlich zu Lasten der
Investitionen gegangen sind und sie hat bedauert, dass damit natürlich leider
auch negative Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt erfolgt sind.
Aber es wird eines nicht gehen, Herr
Vizebürgermeister: Wenn Sie in der Sozialdebatte diese erfolgreichen
Umschichtungen erwähnen, diese Umschichtungen von den kommunalen Investitionen
weg, also weniger, und hin zur Sozialhilfe, und uns dann gleichzeitig hier in
der Finanzdebatte weis machen wollen, dass Sie insgesamt schon wieder mehr
investiert haben. Und ich meine, Recht hat in der Sache die Frau
Vizebürgermeisterin und wir sollten daher nicht nur, weil wir beide galant
sind, den Damen den Vortritt lassen, sondern sie hat einfach Recht mit ihrem
Bedauern, dass natürlich diese Umschichtungspolitik zu Lasten der Investitionen
gehen musste, zu Lasten der Arbeitsplätze. Herr Vizebürgermeister, Sie sollten
sich daher auch wenigstens mit der Frau VBgmin Laska auf eine gemeinsame
Sprachregelung hier in Zukunft einigen.
Meine Damen und Herren, Wien ist in den letzten
3 Jahren in der Arbeitslosigkeit zum Schlusslicht geworden und hinter Kärnten,
aber auch hinter das Burgenland zurückgefallen. Wenn wir uns die
Ausgangsposition anschauen, im Jahr 2000 hat Wien noch den drittletzten
Platz belegt, schlechter, also mit höherer Arbeitslosigkeit, waren damals noch
Kärnten und Burgenland. Und bereits im ersten Amtsjahr Ihrer Regierung, Herr
Kollege Rieder, bereits im Jahr 2001, hat Kärnten dann die
Bundeshauptstadt überholt. Im zweiten Amtsjahr, im Jahr 2002, wurde dann
Wien, wenn man sich die Statistik anschaut, sogar vom Burgenland überholt. Das
heißt, unsere Arbeitslosigkeit ist seither am höchsten. Auch 2003 hat sich
unser Rückstand gegenüber Kärnten, gegenüber Burgenland sogar noch erhöht.
Und Herr Kollege Strobl, ich
meine, es ist auch nicht möglich, hier alles der Bundesregierung in die Schuhe zu
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