Gemeinderat,
44. Sitzung vom 28.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 119 von 121
Stadt mit ihren Steuern und mit ihren Krankenversicherungsbeiträgen. Daher haben sie das Anrecht, dass ihre Wünsche als allererstes berücksichtigt werden und das war, was ich immer selbst versucht habe umzusetzen und was ich schon im Spital umzusetzen versucht habe. Wenn man manchmal der Meinung war, die fordern aber viel, da habe ich gesagt, die sind krank und die bezahlen es und wir haben nicht das Recht, an den Menschen, die etwas wollen, Kritik zu üben, sondern wir haben ihnen zu helfen, eine Verbesserung ihres Zustandes zu erreichen.
Und weil wir immer so viel von den Finanzen sprechen,
von der Kostenexplosion im Gesundheitswesen. Dieser Kostenexplosion steht eine
Leistungsexplosion gegenüber. Wir haben, wie ich schon oft gesagt habe, heute
Patienten zu behandeln, die vor fünf oder zehn Jahren dieses Krankheitsstadium
gar nicht mehr erreicht hätten, weil sie bereits vorher an ihren Leiden gestorben
wären.
Wir sollen
im Gesundheitssektor auch das Spital als Wachstumsfaktor für die Wirtschaft
anerkennen und sehen, dass wir damit Arbeitsplätze schaffen.
Ich möchte auch auf das AKH eingehen, das immer als
"Geldvernichtungsmaschine" bezeichnet wird. Dieses AKH kostet viel,
aber es hat nur einen Sinn, wenn wir dort auch viel Leistung lukrieren. Denn
wir haben eine teure Infrastruktur, aber ohne die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter des AKH, die wissenschaftlich wertvollste Arbeit leisten, die international
zitiert werden, bekämen wir keinen einzigen medizinischen Kongress nach
Österreich. Denn die Kongresse holt kein Fremdenverkehrsverband, und die kommen
auch nicht, weil in Wien die Fiaker und der Stephansturm sind, sondern es geht
beinhart zu bei den Kongressen.
In den wissenschaftlichen Komitees der Kongresse sind
Vertreter aus den Ländern, und zwar nach der Reihung, wie oft sie in der
medizinischen Literatur zitiert werden. Nur wenn sie oft zitiert werden, haben
sie das Anrecht, in diesen wissenschaftlichen Komitees zu sein. Am Ende eines
Kongresses wird dann beschlossen, wo meist der drittnächste und viertnächste
Kongress stattfindet, und dann versuchen diese Kolleginnen und Kollegen aus den
verschiedenen Ländern, die Kongresse in ihr Heimatland zu ziehen. Wenn es uns
nicht gelingt oder wenn wir das AKH hinunterfahren würden, dass unsere
Kolleginnen und Kollegen nicht mehr so wertvolle Arbeiten in internationalen
Journals - und es ist nicht leicht für Österreich, sich zu platzieren -
unterbringen und dementsprechend oft zitiert werden, wird es uns eines Tages
nicht mehr gelingen, Kongresse nach Wien zu ziehen. Wir wissen aber, dass
gerade die medizinischen Kongresse enorm viel für die Wirtschaft bringen.
Ich möchte aber noch einige Schwierigkeiten im Spital
ansprechen, die es gibt, und warum es mehr kostet. Wir haben mit dem neuen
LKF-System, das seit 1997 Gültigkeit hat, eine wesentlich kürzere Verweildauer
der Patientinnen und Patienten. Das bedeutet aber wesentlich mehr Arbeit für
das vorhandene Personal, wesentlich mehr Konzentration, wesentlich mehr
Schreibarbeit. Die Menschen haben auch einen steigenden Qualitätsanspruch - was
gut und richtig ist -, und wir haben sehr viele gesetzliche Vorschriften in den
Spitälern, auch Dokumentationspflichten.
Wir haben - und ich muss mich selbst an der Nase
nehmen, weil ich das jetzt sozusagen in der Exekutive gesehen habe - in der
Legislative manches beschlossen, was gewisse Schwierigkeiten bei der
Durchführung bedeutet. Aber wir müssen einfach den Menschen helfen. Wir haben
jetzt dreimal so viele Hüftoperationen wie vor 10°Jahren und doppelt so viele
Operationen zur Beseitigung des Grauen Stars, und das alles sind Operationen
mit sehr hohen Kosten. Nicht nur, dass sie viel Personal brauchen, sind ja auch
die Implantate entsprechend teuer. Damit werden die Kosten weiter steigen.
Ich habe Ihnen schon gesagt, dass es
Einsparungspotentiale gibt, und möchte hier einige ansprechen. Man muss sich
überlegen: Was ist unbedingt Aufgabe, die wir selbst führen müssen? - Das ist
natürlich der medizinisch-pflegerische, medizinisch-technische Bereich. Es ist
die Frage, wie weit wir einen gemeinsamen Pool für Gärtnerarbeiten haben
können, wie weit man Küchenleistungen anders lukrieren kann. Ich habe noch im
Studium gelernt, dass es in Deutschland bereits eine zentrale Küche für Cook
and Chill gibt, die in die Spitäler liefert und damit wesentlich
kostengünstiger arbeitet.
Wir müssen uns aber genauso über die Fort- und
Weiterbildung unterhalten. Die Fort- und Weiterbildung des
Krankenanstaltenverbundes und die Grundausbildung kostet im Jahr
48 Millionen EUR. Wir machen Pflegekampagnen, und es stört mich dann
sehr, wenn wir nicht alle, die geeignet sind, aufnehmen können. Denn die jungen
Menschen warten nicht. Wenn der Jahrgang begonnen hat und sie nicht genommen
worden sind, dann gehen sie woanders hin. Ich weiß das von einem meiner
Mitarbeiter, dessen Tochter sich nach der Matura um die Ausbildung in einer
Pflegeschule beworben hat, und sie wurde nicht genommen. Jetzt studiert sie
sehr erfolgreich Pharmakologie; vielleicht wäre sie eine sehr erfolgreiche
Krankenpflegeperson gewesen. Daher muss man auch überlegen, wie man diese
Schulen kostengünstiger führen kann. Denn wir haben den Mangel an
Pflegepersonen, und auf der anderen Seite bilden wir nicht die aus, die sich
melden.
Genauso möchte ich noch ein Wort
zu den MTD-Akademien sagen. Die MTD-Akademien kommen an sich sehr teuer. Nicht
nur, dass sie für 15 StudentInnen eine Lehrkraft brauchen - das ist
gesetzliche Vorschrift -, zahlen sie auch noch im ASVG-Bereich. Es war am
17. Juni die Besprechung bei der Frau Bundesministerin über die Zukunft
der MTD-Berufe, und es haben sich alle Gesundheitsreferenten dafür
ausgesprochen, dass man versuchen sollte, MTD-Ausbildungen in Fachhochschulen
durchzuführen. Es ist heute so, dass aus Kostengründen auch dort, wo wir einen
dringenden Bedarf haben, nur sehr wenige ausgebildet werden, daher ist die
einzelne Ausbildung noch viel teurer. Und wir können auf der anderen Seite
gerade in einem Beruf, für den sich sehr viele Frauen bewerben, die Möglichkeit
geben, einen hoch qualifizierten Beruf zu erreichen, einen Beruf,
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