Gemeinderat,
45. Sitzung vom 01.07.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 12 von 93
diesem
Projekt unsere politische Unterstützung zugesagt. Ich habe es auch schon im
Ausschuss ausführlich erklären können, dass dieses Projekt ein interessantes
für die Bezirke ist. Als solches war es ursprünglich angedacht, sogar als eine
Ergänzung zu den Wiener Bezirksfestwochen. Wir haben das über die zweieinhalb
Jahre begleitet, haben auch angeregt, dass es private Unterstützung dafür geben
möge, was dann auch erreicht wurde, und haben das dann selbstverständlich auch
ebenso professionell und sachkundig im zuständigen Ausschuss diskutiert, der
dann seine entsprechenden Entschlüsse gefasst hat.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Die
1.°Zusatzfrage, Frau Mag Unterreiner.
GRin Mag Heidemarie Unterreiner (Klub
der Wiener Freiheitlichen): Herr Stadtrat!
Tatsache bleibt, dass die Zusage erfolgte, bevor es
einer Jury oder dem Beirat vorgelegt wurde oder im Ausschuss diskutiert und
hier beschlossen wurde. Es soll ja erst heute Abend hier beschlossen werden.
Für uns ist das ein Paradebeispiel für Freunderlwirtschaft.
Sie haben selber gesagt, dass der Bürgermeister und Sie der Sache
entgegengetreten sind und man weiß ja, dass Adi Hirschal der SPÖ sehr nahe
steht. Er ist in verschiedenen Personenkomitees und war schon in der
unabhängigen Plattform für Gusenbauer, wo er sich neben anderen Künstlern, die
ich jetzt aufzähle, weil sich meine Frage dann danach richtet, wie Andrea
Eckert, Erwin Steinhauer, Dolores Schmidinger, Marianne Mendt, Arik Brauer und
Timna Brauer, ganz offen für die SPÖ eingesetzt hat. Das zieht sich wie ein
roter Faden weiter. Er hat dann auch beim Personenkomitee für Bgm Häupl das
Wort ergriffen und hat dabei sehr vehement gegen eine Partei geschimpft, Sie
wissen, gegen die FPÖ, die er als "braunes Gesindel" abgetan hat. Er
war auch bei der ÖGB-Urabstimmung neben anderen Künstlern dabei, hat sich
einspannen lassen, hat gesagt: "Das ist ein Aufschrei der Diktatur."
und hat sich für Fritz Verzetnitsch eingesetzt. Also er kommt immer wieder als
ein Künstler, der sich sehr für die SPÖ einsetzt, vor. (GR Johann Driemer:
Deswegen ist er nicht bei der SPÖ!)
Jetzt kommt meine Frage: Bekommen jetzt alle
Proponenten diverser SPÖ-Personenkomitees das Goldene Ehrenzeichen der Stadt
Wien und Lustspielhäuser?
Vorsitzender GR Günther Reiter: Herr Stadtrat,
bitte.
Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny:
Frau Gemeinderätin!
Sie haben da nur eine sehr kleine Liste all derer
vorgelesen, die sich ab und zu politisch engagieren. (GR Dr Herbert Madejski: Politisch, aber nicht parteipolitisch!) Ich
bin natürlich sehr froh und glücklich darüber, wenn sich Künstlerinnen und
Künstler, neben vielen anderen auch, politisch engagieren und das auch für die
SPÖ tun. Es ist doch wohl eigentlich nur eine Auszeichnung der Kulturpolitik in
dieser Stadt, wenn das die Künstlerinnen und Künstler tun. Insofern ist das,
sage ich einmal aus meiner Sicht, durchaus eine erfreuliche Entwicklung.
Davon abgesehen, glaube ich, können Sie in all den
Bereichen der Unterstützungen und Finanzierungen, aber auch in der
Personalauswahl wohl nirgendwo nur im Entferntesten nachweisen, dass
parteipolitische Hintergründe bestehen oder jedenfalls bei dem, was ich zu
entscheiden habe, dass das von dem geleitet wird, auch und gerade in den
Bereichen, wo dann sehr gern von Freunderlwirtschaft gesprochen wird. Ich weiß,
das ist ein Bild, das gern gezeichnet wird. Allein das stimmt halt so nicht. So
auch jüngst im Fall der Besetzung der Wiener Stadt- und Landesbibliothek, wo
auch gemutmaßt wurde, dass das irgendeine Freunderlwirtschaft ist. Die neue
Leiterin der Stadt- und Landesbibliothek ist sogar im Gegenteil auf einer
anderen Liste tätig. Also da werden oft Überzeichnungen vorgenommen. Ich
verstehe es, dass man das als Opposition tut.
Mein Vorgehen ist mit Sicherheit nicht so, dass ich
bei Besetzungen im eigenen Haus, im eigenen Büro oder bei Besetzungen in der
Kulturwelt nachschaue, ob und wer ein Parteibuch hat, noch welches Parteibuch
gilt. Daher kann ich Ihre Frage guten Gewissens verneinen, dass wir von Seiten
der Stadt Gelder nach parteipolitischen Kriterien vergeben.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Die
2.°Zusatzfrage, Frau Mag Ringler.
GR Mag Marie Ringler (Grüner Klub im
Rathaus): Herr Stadtrat!
Ihre Begründung in diesem Zusammenhang ist schon auch
interessant. Ich habe mir zwei Wörter aufgeschrieben, die Sie verwendet haben,
nämlich "ursprünglich" und "sogar". Ich glaube, dass das
bezeichnend für die Diskussion, die wir hier führen, ist, nämlich dass es sich
tatsächlich um einen kaum inhaltlich begründbaren Antrag im Kulturausschuss
handelt, dass es höchst problematisch ist, auf diese Weise Subventionen zu
vergeben und dass es auch kaum erkennbare inhaltliche Begründungen dafür gibt,
warum man derartig viel Geld für ein Lustspielhaus ausgibt.
Ich hingegen würde gern wissen, und ich glaube, das
ist etwas, was alle Kulturschaffenden in dieser Stadt interessiert, wie Sie
vorhaben, mit dem von allen vier Fraktionen beschlossenen Theaterleitbild
umzugehen, in dem es einen wichtigen Satz gibt, denn ich gehe davon aus, dass
wir alle darauf vereidigt sind, uns an die Beschlüsse dieses Hauses zu halten.
Darin steht: "Die Theaterreform umfasst alle" - alle - "Gruppen
und Einrichtungen der darstellenden Kunst," - darum handelt es sich hier
wohl - "die von der Stadt Wien Finanzierungsbeiträge erhalten."
Wir haben uns in langen Diskussionen im Rahmen dieser
Theaterreform auf einige wenige namentlich genannte Ausnahmen geeinigt, die
nicht unter die Kriterien der Theaterjury und der Theaterkommission fallen.
Ich würde daher gern von Ihnen wissen, wie Sie
vorhaben, in Zukunft Gelder in diesem Bereich zu vergeben. Ich bin im Übrigen
nicht der Meinung, dass auch andere Ausnahmen, über die wir schon geredet
haben, diesen Ausnahmestatus erhalten sollen. Ich würde gerne von Ihnen wissen,
wie Sie vorhaben, in Zukunft mit dieser Frage umzugehen und ob Sie vorhaben,
sich an die von uns beschlossenen Leitlinien zu halten.
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