Gemeinderat,
45. Sitzung vom 01.07.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 29 von 93
Aber denken Sie bitte auch daran, dass Sie ein sehr großes Ressort haben. Ich habe schon gehört, dass Sie ein bisschen erstaunt waren, nachdem Sie gehört haben, wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Sie haben. Ich hoffe, dass Sie gute Mitarbeiter im engeren Bereich im Büro haben und sich dort schnell einarbeiten.
Zu der Voraussetzung der
Managementkompetenz, die ich genannt habe, möchte ich Folgendes anmerken; ich
beziehe mich da ausschließlich auf den Lebenslauf auf der Homepage des
Parlaments, wo als bisherige markante Tätigkeiten die Funktion einer
Regenwald-Referentin bei Global 2000 und das Mitwirken beim
Gentechnik-Volksbegehren aufscheinen. Ich kann mir, ehrlich gesagt, nicht
vorstellen, dass das ausreichende Führungs- und Managementqualifikationen sind,
um so ein Ressort zu führen. Aber wir werden es sehen, vielleicht werden wir
positiv enttäuscht.
Eine ähnliche Kritik oder
Bemerkung habe ich durchaus auch hinsichtlich der neuen Personalstadträtin
vorzubringen. Dass sie politisch unerfahren ist, kann man trotz ihres
jugendlichen Alters nicht behaupten. Sie sagt ja selbst, dass sie ein Kind
dieser Partei ist: Mit 14 beigetreten, ab diesem Zeitpunkt immer politisch
aktiv, sie hat also die politische Qualifikation sozusagen mit der Muttermilch
aufgesogen. Die Frage ist nur, ob ihr bisheriger beruflicher Werdegang
ausreicht, dieses doch sehr komplexe Ressort zu führen.
Ich habe in Ihrem (in Richtung GRin Mag Sonja Wehsely)
Lebenslauf auch gelesen - und möglicherweise ist das nur ein Zufall -, dass Sie
im selben Jahr, als Sie hier Mitglied des Gemeinderats und Landtags wurden,
auch eine Funktion bei der Wiener Städtischen aufgenommen haben (GRin Mag Sonja Wehsely: ... ist
bezeichnend!) - dann muss man, bitte, den Lebenslauf korrigieren, in dem
dies jedenfalls ausgewiesen wird - und dass Sie - das steht dort etwas
kryptisch - im Personalmanagement tätig sind. Die Überschriften sind also
identisch, jetzt sind Sie im Personalmanagement der Stadt Wien tätig, und ich
hoffe, dass da keine gröberen Probleme entstehen.
Es ist zwar nicht mein Bier, Herr
Bürgermeister, aber manchmal habe ich das Gefühl, dass hier durchaus
hoffnungsvolle Polit-Talente relativ schnell auf den Mühen der rathäuslichen
Tiefebene zum Verglühen gebracht werden, weil man sie in Positionen bringt, die
doch etwas mehr erfordern als die Qualität, sich zu vermarkten. Aber bitte, das
ist nicht mein Bier.
Bei der dritten Kandidatin kann
man das ja zwangsläufig nicht behaupten, Frau StRin Brauner ist ein - darf ich
das etwas uncharmant sagen - alter Polit-Fuchs, eine Polit-Füchsin. Ich kann
mir schon vorstellen (Amtsf StRin Mag
Renate Brauner: Okay, meine Sensibilisierungsarbeit wirkt schon!), dass es
lange gedauert hat, bis ihr eine Gesundheitsstadträtin gefunden habt. Ich habe
ungefähr dieses Bild vor Augen: Ihr seid in der Wiener SPÖ im engeren
Führungskreis zusammengesessen, und Michael Häupl hat gesagt, er braucht jetzt
endlich eine Gesundheitsstadträtin oder einen Gesundheitsstadtrat, irgendein
Profi muss her, er will nicht mehr irgendjemand Externen, und als er gefragt
hat, wer das macht, haben sich immer alle geduckt. (Bgm Dr Michael Häupl: Da
geht es nicht zu wie bei der Obmannsuche der Wiener ÖVP!) In der fünften
oder sechsten Runde hat sich möglicherweise die Renate Brauner zu langsam
geduckt, und dann hat er gesagt: Du machst das! (GR Harry Kopietz: Jetzt wissen wir, wie es bei der ÖVP zugeht!
- Heiterkeit und Beifall bei der SPÖ.) Noch stehen wir nicht vor dieser
Notwendigkeit, aber wir machen es professioneller. (Heiterkeit bei den
GRÜNEN. - Beifall bei der ÖVP.)
Allerdings
ist sie sich ihrer Rolle im neuen Ressort ja durchaus bewusst. Denn sie hat
sich gleich einmal die Feuerwehr mitgenommen und hat gesagt, sie möchte die
Blaulicht-Zuständigkeiten vereinen. Offensichtlich ist sie - für mich ist das
sehr symbolträchtig - der personifizierte Notfall in diesem Ressort, sichtlich
hat sich also niemand anderer gefunden.
Aber
ich glaube, Renate Brauner, du weißt es, du findest hier eine Riesen-Baustelle
vor, und das meine ich jetzt wirklich ernst. Es ist hier in den letzten
eineinhalb Jahrzehnten nicht wirklich etwas weitergegangen. Nun kann man sagen,
okay, da haben wir auch noch ein paar Monate Zeit, bis du eingearbeitet bist.
Ich würde sagen, jeder Tag, den wir in diesem Ressort verlieren, ist wirklich
ein verlorener Tag, und es geht hier um die vitalsten Interessen dieses Landes,
dieser Stadt und vor allen Dingen der Bürgerinnen und Bürger. Ich hoffe, dass
hier mit einer größeren Ernsthaftigkeit und Seriosität gearbeitet wird, als das
bisher die Tätigkeit doch in weitem Maße ausgezeichnet hat.
Ich
möchte in dem Zusammenhang auch ein paar Worte zum gestrigen
Verfassungsgerichtshofs-Erkenntnis verlieren. Ich kritisiere nicht die
politische Absicht, die SPÖ und GRÜNE hatten, hier Ausländern ein Wahlrecht zu
ermöglichen. Das ist legitim, darüber kann man diskutieren, und das ist ja auch
passiert. Was ich kritisiere, ist dass es Legionen von juristischen Gutachten
und Aussagen gibt, begonnen beim SR Dr Ponzer, dem früheren Kronjuristen dieses
Hauses, der schon im Jahre 1991 festgestellt hat, dass diese eure Absicht mit
der Bundesverfassung nicht in Übereinstimmung steht. Der einzige Prof Mayer,
der ja für seine vielen Gutachten für viele Organisationen bekannt ist, ist zu
einem anderen Ergebnis gekommen.
Das Einzige, was passiert
ist, ist also, dass es eine millionenteure Werbekampagne gegeben hat, dass
dieses Ausländerwahlrecht kommt. Aber der Verfassungsgerichtshof hat gestern all jene juristischen und politischen
Experten bestätigt, die schon immer gesagt haben, dass das nicht vereinbar ist.
Ich würde mir wirklich wünschen, dass diese Galeriepolitik - diese Politik für
die Auslage, für die Galerie - ein Ende findet, dass wir wirklich zur Substanz
zurückkehren und uns an den Erfordernissen messen. (Beifall bei der ÖVP.)
Der Gesundheitsbereich ist einer,
in dem man wirklich nicht für die Galerie, für die Auslage arbeiten kann. Dazu
sind nämlich die Dinge zu ernst, wenn ich etwa nur an die Probleme bei den
Herzoperationen, bei den
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular