Gemeinderat,
45. Sitzung vom 01.07.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 46 von 93
des KAV, so werden verstärkt Ressourcen in Kooperation mit anderen gemeinnützigen Trägern aufzubauen sein. Ich weise darauf hin, dass es dafür einige schon sehr erfolgreiche Modellprojekte gibt. Nicht zuletzt war vor wenigen Tagen die Dachgleiche des Betreibers „Wia daham in Simmering“ ein Beispiel für die rege und vielfältige Kooperationstätigkeit der Stadt.
Diese Maßnahmen im städtischen Bereich und außerhalb
bedürfen kreativer Formen der Finanzierung. Hier werden wir auch auf private
Investoren zurückgreifen müssen. Die Unterstützung der Stadt erfolgte bisher
durch Zur-Verfügung-Stellen von Investitionsunterstützungen, aber auch durch
die Zusicherung von Pflegeplatzkontingenten. Ich denke an PPP-Modelle, um die
schnelle Renovierung von städtischen Pflegeeinrichtungen zu ermöglichen, aber
ich bin auch offen für alle intelligenten Finanzierungsmodelle. Die Expertinnen
und Experten sollen sie so rasch wie möglich finden, wobei selbstverständlich
die Endentscheidung über neue Finanzierungsformen hier im Einzelfall vom
Gemeinderat zu treffen ist.
Ich persönlich glaube, wie schon angesprochen, dass
außerdem zur Sicherstellung eines zeitgemäßen Standorts der Gesundheits- und
Pflegeversorgung die bisherigen Finanzmittel umgeschichtet und ergänzt werden
müssen. Diese Mittel werden aber nicht nur aus dem Wiener Budget kommen können.
Wir werden auf andere Ressourcen zurückgreifen müssen. Das heißt ebenso, die
Sozialversicherungen verstärkt in die Pflicht zu nehmen wie auch endlich zu
einer Erhöhung des seit Jahren eingefrorenen Pflegegelds zu kommen. Ich
verhehle in diesem Zusammenhang allerdings nicht meine Skepsis betreffend die
Umsetzung der letzten Forderung. Zu oft wurden die Pflegegeldbezieher und
-bezieherinnen in den letzten Jahren schon enttäuscht, aber umso mehr und umso
heftiger werde ich auf die Notwendigkeit der Erhöhung dieses Pflegegelds
hinweisen.
Ein weiterer entscheidender Punkt sind die derzeit
laufenden Verhandlungen zum Finanzausgleich und das ist nicht ein
ausschließliches Wiener Thema, sondern von diesen Gesprächen hängt das
Gesundheitswesen in allen Bundesländern ab. Ein Abschluss der
Finanzausgleichsverhandlungen ohne Lösung der Finanzierungsfrage des
Gesundheitswesens ist meiner Meinung nach nicht vorstellbar. Ich sage somit ein
klares „Ja“ zu Effizienzsteigerungen im Gesundheitswesen, ein klares „Ja“ zu
Synergieeffekten, ein klares „Ja“ zu Reformen, aber ein genau so klares „Nein“
zum unsozialen Kaputtsparen, das nicht nur die Gesundheit der Wiener und
Wienerinnen gefährdet, sondern auch den weltweit ausgezeichneten Ruf Wiens als
medizinische Spitzenstadt aufs Spiel setzt! (Beifall bei der SPÖ.)
Ich lade
Sie deshalb alle - und wenn ich alle sage, meine ich alle – ein, die Interessen
des Landes Wien und aller Wiener und Wienerinnen gemeinsam zu vertreten, denn
wir alle sind für die gute Versorgung der Wiener und Wienerinnen
verantwortlich.
All das,
was ich jetzt angesprochen habe, ist natürlich leichter gesagt als getan, wobei
ich bei gemeinsamer Kraftanstrengung zuversichtlich bin, dass all unsere Pläne wiederum
gemeinsam mit den Bediensteten gelingen werden. Mit den bestehenden
Instrumenten und der soeben beschlossenen Neustrukturierung schaffen wir gute
Voraussetzungen für die Zukunft.
Für die
Überlegungen zur geriatrischen Nahversorgung sehe ich viele Instrumente, die
wir schon haben und die sehr gut arbeiten wie zum Beispiel das Kuratorium der
Wiener Pensionistenwohnhäuser, als zentrales Asset in der Stadt, was schon eine
dezentrale Struktur hat und eine wichtige Grundlage darstellt.
Auch die
Frage der Schaffung von pflegerisch betreuten Wohnplätzen wird sicher verstärkt
gemeinsam mit dem KWP zu diskutieren sein. Die organisatorischen
Rahmenbedingungen und Zuständigkeiten sind klar geregelt. Die MA 15 sorgt
als Behörde künftighin für eine verstärkte Kontrolle der Pflegequalität und
kümmert sich als zentrale Fachabteilung der Stadtverwaltung um die
grundsätzlich behördlichen Belange der Pflegeversorgung. Der Fonds Soziales
Wien fungiert als Pflegedrehscheibe der Stadt. Er sorgt für ein rasches und treffsicheres
geriatrisches Assessment, also die Beurteilung des individuellen Bedarfs jedes
Einzelnen wie sein effizientes Finanz- und Fördermanagement mit den
verschiedenen Trägerorganisationen. Kurz gesagt, der Fonds Soziales Wien sorgt
dafür, dass die Menschen jene Betreuung bekommen, die sie brauchen und die sie
sich auch leisten können.
Und auf
eines können sich die Wiener und Wienerinnen verlassen: Auf dem Weg durch das
vielfältige und differenzierte Angebot der Stadt Wien werden wir die Menschen
sicher nicht alleine lassen. Die zentrale Aufgabe des Fonds Soziales Wien wird
es in Zukunft sein, für jeden Menschen das passende Angebot zu finden. Mit
seinen dezentralen Strukturen und dem breiten Angebot, sei es stationär,
ambulant oder die Hilfe in hunderten Wohnungen bei den Menschen vor Ort, hat
der Fonds Soziales Wien sehr gute Startvoraussetzungen: Gerade die konkreten
Vorhaben des Fonds für die kommenden Monate zeigen, dass hier die richtigen
Schritte gesetzt wurden. So darf ich Ihnen ankündigen, dass es ab Herbst eine
zentrale Pflegebettenservicestelle gibt, die sowohl für die Information als
auch für die Beratung zur Verfügung steht und bei der man von der Anmeldung an
bis hin zu einem verbesserten Informationsangebot seine Beratung und seine
Unterstützung bekommen kann.
Was den KAV betrifft, so liegt dem
Gemeinderat heute ein Antrag auf Schaffung einer neuen Teilunternehmung vor.
Diese Teilunternehmung 4 soll sich ausschließlich mit unseren
Pflegeeinrichtungen befassen. Damit findet der erhöhte Stellenwert der
Geriatrie auch strukturellen Niederschlag und wir schaffen - im Übrigen
entsprechend den Anregungen des Kontrollamts - ein geeignetes Instrument. Dabei
geht es neben der bereits angesprochenen Anhebung der Qualität vor allem darum,
auf die individuellen Bedürfnisse der Patienten und Patientinnen einzugehen,
innerbetriebliche Abläufe zu optimieren und damit durch flexible und
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular