Gemeinderat,
45. Sitzung vom 01.07.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 64 von 93
der Einsetzung einer Untersuchungskommission als Recht von Minderheitsparteien geschaffen. Dieses Recht, das ÖVP und FPÖ in Wien selbstverständlich - und das steht ihnen zu - in Anspruch nehmen, wird von ihren Regierungskollegen auf Bundesebene leider seit Jahren vehement blockiert.
Meine Damen und Herren! Die Untersuchungskommission
hat neun Monate umfassend Zeuginnen und Zeugen befragt und alle Fakten rund um
die Vorfälle im Geriatriezentrum Am Wienerwald beleuchtet. Jetzt soll man bereits
versuchen, diese Reformen und den Reformbeginn umzusetzen. (GRin Ingrid
Korosec: Änderungen!)
Meine Damen und Herren! Die Wienerinnen und Wiener
haben nach dieser Zeit ein Recht auf ein Ergebnis der Arbeit der Kommission.
Seit Mitte Mai bemühen wir uns - und Kollege Deutsch hat das bereits eingehend
erklärt - um einen gemeinsamen Bericht der Untersuchungskommission. Es gab
einvernehmlich die Festlegung der letzten Sitzung - das wurde ebenfalls schon
mehrmals betont - für den 24. Juni. Heute aber leiden Sie, meine Damen und
Herren von den Oppositionsparteien, leider an Amnesie, weil Sie sich an das
alles nicht mehr erinnern können.
Es fehlen aber auch in Ihrem so wunderbar
vorbereiteten Bericht wirklich maßgebliche Dinge. So haben Sie anscheinend vergessen,
dass auch Frau Dr Pilz Zeugin war und dort als Zeugin einvernommen wurde. Das
kann man Ihren Unterlagen bei der Personen- und bei der Namensnennung ... (GRin Dr Sigrid Pilz: Sie haben sogar den
Bürgermeister vergessen!) Ich habe es hier. (StRin Karin Landauer: Sie haben den Bürgermeister vergessen!)
Das wurde bei der Namensnennung nicht hineingeschrieben.
Aber wahrscheinlich haben Sie die Frau Dr Pilz zu
Recht vergessen. Trotz ihrer oftmaligen medialen Ankündigungen und ihrer
Auftritte in allen Tageszeigungen gab es keine aussagekräftigen Beweise
ihrerseits. (GR Günter Kenesei: ... nur eure Meinung!) Aber das sind wir
von einem anderen Untersuchungsausschuss schon gewöhnt. Damals gab es einen
Zeugen NN - dessen Name nicht genannt wurde, den wir auch bis heute nicht
kennen -, und bei Ihnen gab es eine Zeugin XY. Auf Befragung des Vorsitzenden
der Kommission nannten Sie den Namen nicht. (GR Günther Barnet: Auch nicht
genannt ist die Disziplinaruntersuchung!) Sie mussten dann im Nachhinein
sogar eingestehen, dass Sie die Aussage selber formuliert haben und die Zeugin
dann nur haben unterschreiben lassen. (GR Günther Barnet: Steht in dem
Bericht das Disziplinarverfahren drin? Nein!) Meine Damen und Herren, wenn
das Rechtsstaatlichkeit bedeutet, dann muss ich dazusagen, Sie haben
diesbezüglich noch ein gewaltiges Lehrstück zu lernen.
Aber auch mit den Rechten auf die persönliche
Privatsphäre - und das sind jetzt nicht die GRÜNEN gewesen, meine Damen und
Herren - und den Datenschutz nahmen es einzelne Oppositionsparteien nicht so
genau. So wurde von einer Vertreterin der Freiheitlichen Partei, die jetzt hier
in diesem Saal sitzt, im Zuge einer Verhandlung widerrechtlich ein Name einer
Kollegin oder eines Kollegen genannt - ich möchte hier jetzt keinen Namen
nennen -, über den angeblich ein Disziplinarverfahren durchgeführt werden soll
oder sollte. Ich sage dazu: Noch dazu, obwohl wir im Vorhinein ausgemacht
hatten, hier keine Namen zu nennen. Wie sich aber dann im Nachhinein bei
Recherchen herausstellte, hat das nicht einmal gestimmt. Es gibt kein
Disziplinarverfahren für diesen Kollegen oder diese Kollegin, also sogar
inhaltlich war diesbezüglich diese Situation falsch.
Meine Damen und Herren von der Opposition, und hier
vor allem im Bereich der GRÜNEN und der freiheitlichen Fraktion! Ihre ständigen
Angriffe auf die Vorsitzführung, auf die Einvernahme der Zeugen durch den
Vorsitzenden, ist ebenfalls demokratiepolitisch auf das Entschiedenste
zurückzuweisen. Sie haben hier nicht die Verhandlungen und die Einvernahmen als
Vorsitzender oder als Vorsitzenden-Stellvertreter zu führen, das steht Ihnen
trotz dieser Minderheitenrechte nicht zu. Das müssen wir Ihnen von dieser
Stelle aus noch einmal sehr deutlich sagen. (Beifall bei der SPÖ. - GR
Günther Barnet: Was heißt denn Demokratie überhaupt?)
Nun im
Konkreten zu den vorgebrachten Problemen der Frau Kollegin Korosec: Wenn hier
in ihrer Zusammenfassung gesagt wurde - und ich mache das jetzt sehr schnell -,
die Untersuchungskommission hätte gezeigt, dass es jahrzehntelang Stillstand in
dem Bereich und so weiter gab, dann darf ich sagen: Das ist schlicht und
einfach falsch! Es gab und es gibt zu keinem Zeitpunkt in unserem politischen
Bereich einen Stillstand. (StRin Karin Landauer: Der Bürgermeister selber
hat gesagt ...!) Wie wäre es sonst zu erklären, dass wir das
Geriatriezentrum Süd, das Geriatriezentrum Floridsdorf, den ständigen Anstieg
auch im Bereich des Pflegepersonals der letzten 15 Jahre zu verzeichnen
gehabt haben? - Es gibt diesbezüglich keinen Stillstand! (Zwischenrufe bei
FPÖ und ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Wenn Sie behaupten, der
allergrößte Teil der Finanzmittel im Gesundheitsbereich wird den
Krankenanstalten zur Verfügung gestellt, dann ist das richtig. Ich sagte Ihnen
schon bei der letzten Untersuchungskommissionssitzung: Haben Sie vielleicht
andere Vorstellungen? Sollen wir weniger Geld für die Gesundheitsvorsorge der
Wienerinnen und Wiener ausgeben? Das wollen wir nicht! (StRin Karin
Landauer: Mehr Geld für die Pflege!) Wir wollen durchaus mehr Geld für den
Geriatriebereich, aber deswegen nicht weniger für den Krankenbereich. (Beifall
bei der SPÖ. - Zwischenrufe bei FPÖ und ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Ich werde
Ihnen ein konkretes Beispiel nennen. Wenn wir im Schnitt - noch in
Schillingbeträgen - zwischen 28 und 32 Milliarden Schilling für das
Gesundheitswesen in Wien ausgeben, dann ist das der größte budgetäre Brocken,
den überhaupt ein Bundesland in ganz Österreich für die Gesundheitsvorsorge
ausgibt. (StRin Karin Landauer: Mehr Geld für die Pflege!) Er ist um ein
Drittel höher als das österreichische Militärbudget. Nur glauben wir
Sozialdemokraten, dass dieses Geld gut angelegt ist, und Sie können sicher
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