Gemeinderat,
46. Sitzung vom 23.09.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 15 von 119
betonen, weil es da oft zu Missverständnissen kommt. Ich habe es deswegen auch etwas seltsam gefunden, dass gestern die FPÖ die Unterschrift zum Teilvertrag hier offiziell zurückgezogen hat. Erstens, weil ich mir wirklich gewünscht hätte, dass wir in dieser Sache, die, glaube ich, für Wien sehr wichtig ist, an einem Strang ziehen und gemeinsam versuchen sollen, für die Wienerinnen und Wiener hier wirklich das Beste zu erreichen und zweitens, weil ja der Minister Gorbach, glaube ich, ein Parteikollege des Herrn Strache ist und es vielleicht einfacher gewesen wäre, er wäre in dieser Sache gleich zu Gorbach gegangen, aber gut.
Wir waren als Gemeinde sofort bereit, uns wirklich
auch aktiv in das Mediationsverfahren einzubringen, da wir eben, wie gesagt, in
dieser Frage rechtlich wenig Möglichkeiten haben. Mit der Mediation - und das
ist der Punkt, der mir wichtig ist und auf den wir auch stolz sind - ist es
erstmals möglich, dass wir gemeinsam mit vielen Partnerinnen und Partnern
Vorschläge machen und dass es ein gemeinsames Meinungsbild gibt, das man
präsentiert. Die oberste Luftfahrtbehörde ist dann die Behörde, die die letzte
Entscheidung trifft, aber es war bisher eigentlich immer so, dass die
Vorschläge aus der Mediation aufgegriffen und auch umgesetzt worden sind.
Deswegen sehen wir das eigentlich als wichtiges neues Instrument.
Wir arbeiten seit dem Jahr 2001 im Mediationsverfahren mit und versuchen
dort wirklich sehr intensiv, die Situation für die Wienerinnen und Wiener zu
verbessern. Ich möchte hier auch allen Verhandlerinnen und Verhandlern danken,
die in diesem Prozess mitwirken, weil es, glaube ich, keine einfache Aufgabe
ist und weil es eine sehr zeitintensive Aufgabe ist. Aber es ist meiner Ansicht
nach wichtig, dass wir hier als Gemeinde Wien in einem demokratischen Verfahren
mitwirken mit über 50 anderen Parteien, darunter zahllosen Bürgerinitiativen,
Gemeinden, Siedlervereinen, Kammern.
Wie Sie wissen, hat Wien dort genau eine Stimme. Wir sind also in diesem
Verfahren genauso gewichtet wie alle anderen Parteien, und wir haben auch
gleich viel Gewicht wie die anderen Parteien. Ich glaube, das zu beachten ist
wichtig, um auch die Demokratie dieses Prozesses zu verstehen. Wir sehen die
Mediation als große Chance, dass es erstmals einen Interessensausgleich
zwischen sehr vielen Betroffenen gibt, um in dieser Sache einen
Interessensausgleich zwischen Bürgerinitiativen und Gemeinden zu schaffen.
Es ist uns im Mediationsverfahren Gott sei Dank auch gelungen, wie ich
meine, Verbesserungen zu erreichen. Ich nenne zunächst einmal die beiden ersten
wichtigen Punkte. Das eine ist das Nachtflugverbot über Wien von 21 bis
7 Uhr bei Piste 11; das betrifft also hauptsächlich den Westen Wiens.
Und bei Piste 16 - das sind die Randbereiche des 22. Bezirkes - gibt
es eine weitreichende Nachtflugregelung, die wir im Mediationsverfahren noch
ausbauen wollen. Ich glaube, das ist etwas, was für eine Großstadt schon
einzigartig ist. Wir konnten auch die Anzahl der Landungen auf Piste 11
auf 11,5 Prozent reduzieren. Das heißt, rund 90 Prozent der Landungen
werden nicht über die westlichen und südlichen Bezirke Wiens geflogen. Ich
glaube, auch das ist ein gutes Ergebnis.
Ein Punkt, der mir ebenfalls wichtig ist: Wir haben in den
Mediationsverhandlungen wirklich immer ganz besonders betont, dass es zu keiner
Fluglärmverschlechterung, im speziellen Fall für Liesing, kommen darf. Das war
und ist auch im Mediationsvertrag so vorgesehen. Dieser Punkt wurde nicht
eingehalten, das möchte ich hier ganz klar auf den Tisch legen. Wir haben das
auch erkannt und haben sofort - und ich betone hier wirklich: sofort! - Druck
gemacht und die Einhaltung dieses Punktes urgiert, weil das natürlich für die
betroffenen Bürgerinnen und Bürger sehr wichtig ist.
Ich muss sagen, dank der Mediation und dem ersten Teilvertrag, der von
94 Prozent der Teilnehmer und Teilnehmerinnen unterschrieben worden ist,
haben wir jetzt auch einen Hebel, mit dem wir in dieser Frage ansetzen können.
Es gibt rasche Sofortmaßnahmen, weil ich glaube, dass das für die Bürgerinnen
und Bürger dort wichtig ist. Die großen, vierstrahligen Flieger sollen ab Ende
Oktober nicht mehr über Liesing fliegen, und es soll eine Optimierung des
Startvorgangs geben, um möglichst schnell eine maximale Flughöhe zu erreichen;
das bringt ein Plus von 200 Metern.
Abgesehen von diesen Sofortmaßnahmen haben wir uns außerdem dafür
eingesetzt - und das wird auch so sein -, dass im Rahmen der Evaluierung, die
ja in diesem Prozess als Korrektiv vorgesehen ist und die jetzt im Herbst und
im Winter stattfinden wird, auch noch mittelfristig korrigierend eingegriffen
wird, weil wir eben gesehen haben, dass dieser Punkt im Vertrag nicht so
umgesetzt wird, wie es vorgesehen war. Das ist für uns natürlich auch nicht
zufriedenstellend.
Man muss da aber einschränkend noch bemerken, dass wir mit dem Mediationsverfahren
wirklich neue Wege beschreiten. Das ist eine neue Geschichte, wir sind damit
europaweit im größten Mediationsverfahren, und da kann es hin und wieder dazu
kommen, dass es nicht eins zu eins so umgesetzt wird, wie wir es uns
vorgestellt haben.
Abschließend möchte ich in Erinnerung rufen, dass es im gesamten
Verkehrsbereich massive Zuwächse gegeben hat, und so auch im
Flugverkehrsbereich. Das hängt mit den Veränderungen im Wirtschaftsleben
zusammen, es hängt aber andererseits natürlich auch mit einem völlig
veränderten Freizeit- und Urlaubsverhalten eines Großteils der Bevölkerung
zusammen. Das kommt als zusätzliche Verschärfung in diesem Bereich noch hinzu.
Ich möchte abschließend noch einmal betonen, dass ich mich immer für eine
lärmgeplagte Bevölkerung in Wien einsetzen werde.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke. - Die
1.°Zusatzfrage: Frau GRin Jerusalem.
GRin Susanne Jerusalem (Grüner Klub im Rathaus): Frau
Stadträtin!
Papier ist natürlich geduldig. Die
Wirklichkeit der Menschen, die jetzt im 23. Bezirk neu von der Sache
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